Noch immer keine Lösung in Sicht
Für den dringend notwendigen Erweiterungsbau der Albatros-Schule fehlt weiter ein Standort
Die Eltern und die Leitung der Albatros-Schule in der Treskowallee sind verzweifelt. Seit Jahren ist klar, dass dringend ein modularer Ergänzungsbau (MEB) benötigt wird. Das Bezirksamt aber findet keine Lösung. Die Situation, über die die Berliner Woche bereits im Juli 2020 berichtet hat, ist heute nahezu unverändert.
Die Albatros-Schule ist ein sonderpädagogisches Förderzentrum mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“. Dort werden Kinder und Jugendliche betreut, die einen erhöhten Pflegebedarf haben, weil sie beispielsweise mehrfach schwerbehindert sind. Zur Ausstattung gehören Therapieräume, die auf die speziellen Bedürfnisse ausgerichtet sind. Treptow-Köpenick ist der einzige Bezirk, der nur über eine Schule dieser Art verfügt. Deshalb ist der Mangel an Plätzen umso größer. Aus der Schulentwicklungsplanung 2022 des Bezirksamts geht hervor, dass die Albatros-Schule mit 152 Schülern voll belegt ist. Neue Schüler können nicht aufgenommen werden. Aufgrund der Platznot sind längst Therapie-, Teilungs- und Materialräume zu Klassenräumen umfunktioniert worden. Einzelne Lerngruppen werden mit dem Bus zur gut drei Kilometer entfernten Schule am Wildgarten in Baumschulenweg gebracht. Laut Johanna Hachtmann, deren elfjähriger Sohn die 6. Klasse besucht, sind die Bedingungen dort alles andere als optimal. So würden die Albatros-Schüler dort isoliert und es komme zu keiner sozialen Anbindung, Hofpausen seien nicht möglich und Mobbing keine Seltenheit. „Für die Kinder ist das ganz dramatisch“, sagt die engagierte Mutter.
Dem Schulamt ist die Situation seit Langem bekannt. Im Sommer 2020 erklärte die damalige Schulstadträtin Cornelia Flader, dass der Bezirk den Ergänzungsbau gern auf dem Nachbargrundstück errichten würde. Auf dem ehemaligen Militärgelände sollte der verseuchte Boden ausgetauscht, außerdem das Fundament von Kasernengebäuden abgerissen werden. Der Bezirk führte langwierige Verhandlungen mit dem Investor. Cornelia Flader zeigte sich damals zuversichtlich. Sie ging von einer Inbetriebnahme zum Schuljahr 2022/2023 aus. Heute ist klar, dass aus dem Standort nichts wird. Nach Auskunft von Johanna Hachtmann standen die Eltern noch im Januar im Austausch mit dem Immobilienunternehmen Covivio, das gern eine Wohnanlage bauen würde. In den Gesprächen schien eine Lösung für den MEB weiter möglich. „Der Ankauf des dafür vorgesehenen Grundstückes konnte nicht realisiert werden, da der Investor von seinen Verkaufsabsichten zurückgetreten ist. Zu den weiteren Verwertungsinteressen des Investors hat das Schul- und Sportamt keine Kenntnis“, teilte der Bezirk nun auf Anfrage mit. Das Schul- und Sportamt prüfe derzeit, ob der MEB an einem anderen Standort errichtet werden kann. Bevorzugt wird offenbar die Schule am Wildgarten, weil dorthin schon Lerngruppen ausgelagert sind.
„Ein zweites Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt ‚Geistige Entwicklung‘ war bisher nicht Gegenstand der Schulentwicklungsplanung und ist aufgrund der komplexen Anforderungen auch mittelfristig nicht zu realisieren“, heißt es aus dem Schulamt.
Vom Tisch scheint auch ein Therapiebad zu sein. Die Kleine Schwimmhalle Wuhlheide stand diesbezüglich zur Diskussion. Das Bezirksamt hatte sich dazu an die Berliner Bäderbetriebe gewandt. Im Oktober 2020 teilten diese jedoch mit, dass in keinem ihrer Bäder eine benötigte spezielle Liege aufgestellt werden könne. Gründe dafür seien auch die Problematik der Fluchtwege und die noch fehlende Barrierefreiheit vieler Bäder. „Einen aktuellen Sachstand hierzu gibt es nicht“, erklärt das Bezirksamt. Für die Eltern bleibt die Situation somit weiter sehr unbefriedigend. „Viele Kinder der Eltern, die sich seit 2016 engagiert haben, werden eventuell einen MEB an dieser Schule nicht mehr erleben. Dafür erleben sie ein verwahrlostes Nachbargrundstück mit verfallenen Häusern“, sagt Johanna Hachtmann enttäuscht.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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