Technik, die begeistert
Hobbybastler haben eine alte DDR-Telefonanlage im FEZ wieder funktionsfähig gemacht

Klaus Lange, Detlef Genthe und Carsten Guhl (von links) haben die alte Telefonanlage im FEZ wieder in Gang gebracht. Außerdem haben sie dort eine kleine Ausstellung alter Telefone eingerichtet. | Foto:  Philipp Hartmann
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Wenn Kinder heute ein Telefon mit Wählscheibe sehen, können sie damit in der Regel nichts mehr anfangen. Sie versuchen, wie bei einem Smartphone darauf herumzutippen. Auch einen Hörer abzuheben, sei nicht mehr so bekannt, hat Carsten Guhl beobachtet. Vielleicht ändert sich das durch ihn und seine technikaffinen Kollegen.

Im Erdgeschoss des FEZ haben sie vor gut einem Jahr begonnen, eine Telefonanlage aus DDR-Zeiten wieder zum Laufen zu bringen. Im Oktober 2020 kontaktierte Klaus Lange den FEZ-Geschäftsführer Thomas Liljeberg-Markuse. „In Ihrem Hause schlummert ein kleiner technischer Schatz, den es so in Deutschland nur noch sehr selten gibt“, schrieb der gelernte Nachrichtentechniker. Er unterbreitete das Angebot, sich mit drei Mitstreitern ehrenamtlich um die Telefonanlage zu kümmern, und erhielt die Erlaubnis. Zugleich stellte er die Idee vor, die historische Technik mit neuer zu kombinieren und daraus eine kleine Ausstellung zu machen. Auch das ist inzwischen passiert. Jetzt können die Besucher in Vitrinen zahlreiche Telefone aus unterschiedlichen Jahrzehnten begutachten, zum Beispiel eines von 1998 in Form einer Micky Maus. Sie alle stammen aus der Privatsammlung von Carsten Guhl, der über mehr als 240 Exemplare verfügt, wie er erzählt. Manche habe er bei Ebay gekauft, manche seien ihm geschenkt worden. Mit viel Zeitaufwand und Engagement ist so eine kleine, in gewisser Weise neue Attraktion im FEZ entstanden.

Klaus Lange (vorn) demonstriert, dass die Anlage funktioniert. Carsten Guhl (im Hintergrund) kann mit ihm über sein Handy telefonieren. | Foto: Philipp Hartmann
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Erst mal aufgeräumt

Von der alten Telefonanlage gewusst habe er schon seit Langem, sagt Klaus Lange. Doch erst nach Ende seines Berufslebens habe er die Zeit gefunden, sich der alten Technik zu widmen und dies als Hobby zu pflegen. Es handelt sich um eine Großwählnebenstellenanlage (GWN). Als das FEZ 1979 unter dem Namen „Pionierpalast Ernst Thälmann“ eröffnete, diente sie der Versorgung des gesamten Gebäudes. Dort befand sich die Telefonzentrale inklusive Vermittlungstechnik. Dieser Originalstandort ist bis heute geblieben, weil er offenbar einfach vergessen wurde. 1995 wurde die Anlage abgeschaltet. Als Klaus Lange und seine Kollegen im Herbst 2020 anfingen, mussten sie im Technikraum erst einmal aufräumen. „Seit den 90er-Jahren war das eigentlich nur noch ein Abstellraum. Die Anlage lag im Dornröschenschlaf. Vom Monitor über Fax-Geräte bis zum Kassenautomat stand hier alles voll. Wir mussten über viele Wochen erst einmal Ordnung reinbekommen“, berichtet er. Vieles sei schrottreif gewesen und mit Erlaubnis der Geschäftsführung entsorgt worden.

Gute Tonqualität

Jetzt aber läuft die Wähleranlage wieder. Zum Beweis gibt Lange die Rufnummer von Carsten Guhl ein. Daraufhin setzt sich die mechanische Anlage in Gang, es ruckelt und wird laut, dann klingelt das Handy. Auch ein Anruf über das Mobilfunknetz ist kein Problem. An der Tonqualität gibt es nichts zu meckern. „Diese handwerkliche Leistung hat mich schon immer fasziniert. Die alte Technik ist erstaunlich robust“, meint Carsten Guhl. Wenn er Kindern die Technik präsentiere, seien diese ebenso begeistert.

Carsten Guhl sammelt Telefone und stellt eine Auswahl seiner Sammlung im Erdgeschoss aus. | Foto: Philipp Hartmann
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Technische Expertise bringen alle vier mit. Klaus Lange (65) hat 28 Jahre im Bezirksamt Treptow-Köpenick als technischer Angestellter und zuvor 16 Jahre im Funkhaus Köpenick gearbeitet. Carsten Guhl (62) war 44 Jahre bei der Deutschen Telekom und ist jetzt in Arbeitsteilzeit. Detlef Genthe (57) ist Fernmelder beim DDR-Rundfunk gewesen. Seit Mitte der 90er-Jahre ist er selbstständig mit eigener Firma. Nebenbei ist er ehrenamtlich für das Deutsche Technikmuseum tätig. Und André Tchirpig hat bei der Abteilung Stromversorgung der Deutschen Telekom gearbeitet. Alle haben hier ein gemeinsames Hobby gefunden, womit sich irgendwie auch ein Kreis schließt, denn alle hatten mit der Deutschen Post einst den gleichen Lehrbetrieb. Wenn es die Pandemie zulässt wollen sie in diesem Jahr bei Veranstaltungen im FEZ die Anlage einem größeren Publikum präsentieren. Dabei wollen sie auch die Anfänge der Nachrichtenübermittlung von Trommeln bis zur Glasfaser zeigen.

Dienstags und donnerstags von 16 bis 21 Uhr sind die Techniker im FEZ, Straße zum FEZ 2, vor Ort. Eine Führung kann außerdem unter Telefon 0170/572 17 64 (Carsten Guhl) oder gwn.fez@telegenthe.de vereinbart werden.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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