Kunst aus Schrott und Schrauben
Michael Stern zeigt erstmals öffentlich seine Werke
Statt Pinsel nimmt er ein Schweißgerät, statt Farbe große Maschinenschrauben oder Muttern. Jetzt zeigt Michael Stern erstmals, was dabei heraus kommt.
„Das hat vor rund zehn Jahren angefangen. Bei Spaziergängen über alte Firmengelände habe ich immer wieder Schrauben, Muttern und anderen Schrott gefunden. Schon beim Zusammenhalten fand ich, dass das menschlichen Figuren recht ähnlich sieht. Mit einem Elektroschweißgerät aus dem Baumarkt habe ich die ersten Figuren zusammengefügt“, erzählt Michael Stern (56).
Er verdient sein Geld als Sicherheitsmitarbeiter und hat sein Hobby inzwischen ausgebaut. Mit einem besseren Schweißgerät lassen sich die alten Maschinenteile noch besser zusammenfügen. Und er verlässt sich nicht mehr allein auf zufällige Funde. Auf mehreren Schrottplätzen ist der Hobbykünstler Stammkunde. „Viele Teile bekomme ich dann sogar geschenkt“, sagt Stern.
Seit Kurzem gibt er seinen Plastiken sogar Namen. Sie heißen „Brigitte Bardot“, „Ritter Runkel“ (Figur aus dem Mosaik-Comic) oder „Der Schrei“. Als es vor drei Jahren im Kiez an der Wilhelminenhofstraße eine öffentliche Kunstaktion gab, hat er einige der Plastiken schnell in die Ausstellungsräume einer früheren Sparkassenfiliale gebracht. Leider waren sie dort aber nur noch wenige Tage zu sehen. „Das hier im Industriesalon ist meine erste richtige Ausstellung“, freut sich Michael Stern. Von seinen Stücken trennt er sich nur ungern, aber um Platz für Neues zu schaffen, kann das eine oder andere Stück auch gekauft werden – Preise sind Verhandlungssache.
Nach der Ausstellung will er die nächsten Plastiken schweißen. Material liegt schon bereit und erste Ideen gibt es auch schon. Allerdings muss sich der Künstler für seine Arbeiten eine neue Werkstatt suchen. Der Schweißplatz auf dem Hof seines Wohnhauses an der Firlstraße ist künftig aber tabu. „Mitbewohner haben sich wegen angeblicher Geruchsbelästigung beim Vermieter beschwert. Eine nahe Autowerkstatt hat mir aber bereits Exil angeboten“, sagt Michael Stern.
Ergänzt werden die rund 50 Plastiken aus Schrott und Schrauben durch klassische Kunst. Und zwar durch Ölbilder, die die früheren Kunstlehrerin Ursula Wiemer vor rund 20 Jahren im ehemaligen Industriegebiet rund um die Wilhelminenhofstraße gemalt hat.
Beide Ausstellungen sind bis zum 28. März im Industriesalon Schöneweide, Reinbeckstraße 9, zu sehen, bei freiem Eintritt Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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