Ausstellung zur Postkontrolle der Stasi in Vorbereitung

Susanne Reumschüssel bereitet mit Historiker Wolfgang Eckstein Ausstellung und Vorträge vor. Hier stehen sie vor einem Sender, mit dem die den RIAS-Empfang behindert werden sollte. | Foto: Ralf Drescher
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Oberschöneweide. Im Industriesalon Schöneweide wird ein Teil der Technikgeschichte der DDR dokumentiert. Der Staat setzte technische Geräte auch ein, um den Empfang westlicher Rundfunksender zu stören.

Die sind bald in einer Sonderausstellung zu sehen. Unter anderem besitzt das Museum zwei Störsender, mit denen das Hören des besonders bei Ostdeutschen beliebten Rundfunks im amerikanischen Sektor (RIAS) erschwert werden sollte. Die Ausstellungstücke werden durch die Ausstellung "Das klingende Sonntagsrätsel und die Postkontrolle in der DDR" ergänzt.

Die ist in Zusammenarbeit zwischen Stasiunterlagenbehörde und Humboldt-Universität entstanden. Bisher war sie wenig öffentlichkeitswirksam nur in einem Institutsflur der Humboldt-Uni in der Mohrenstraße zu sehen.

"Die Ausstellung zeigt, wie harmlose Briefe an den RIAS von der Stasi abgefangen, geöffnet und ausgewertet wurden. Nach der Wende fanden sich 4500 Briefe und Postkarten, die nie beim Empfänger ankamen", erzählt Susanne Reumschüssel vom Industriesalon.

Die Hörer beteiligten sich mit Briefen am "Klingenden Sonntagsrätsel", einer Sendung von Hans Rosenthal, oder äußerten Musikwünsche. Einige teilten auch ihre politischen Ansichten mit, in denen sie das SED-Regime kritisierten.

Ein Teil der von der Staatssicherheit auch nach den Gesetzen der DDR rechtswidrig abgefangenen Postsendungen wird zu sehen sein. Verbunden mit Geschichten über das Schicksal der Briefeschreiber. Selbst 16-jährige Schüler, die Musikwünsche an den Sender übermittelt hatten, wurden von der Stasi vorgeladen und deren Schule informiert. Ein Maschinenbaustudent aus Berlin wurde 1984 von der Fachschule am Ostkreuz gefeuert, weil er im Brief an den RIAS politische Ansichten über die DDR mitgeteilt hatte. Selbst ins Gefängnis konnten Briefe an den RIAS führen, wegen sogenannter staatsfeindlicher Verbindungsaufnahme.

"Wir verbinden unsere Ausstellung mit einer Vortragsreihe, bei der es um Themen wie Spionage und Kalter Krieg geht. Referenten werden unter anderem der DDR-Fernsehstaatsanwalt Peter Przybylski und Aktuelle-Kamera-Sprecher Klaus Feldmann sein. Auch ehemalige RIAS-Mitarbeiter kommen zu Wort", verspricht Susanne Reumschüssel.

Die DDR trieb ihre Propaganda gegen den ungeliebten Sender im Funkhaus an der Kufsteiner Straße soweit, dass sie sogar den dümmlichen Spruch "Wer den RIAS hört, den Frieden stört" auf ihre Rundfunkquittungen druckte. Für den Empfang der Ostprogramme musste man damals Gebühren an die Post zahlen.

Die Termine für die im April beginnende Vortragsreihe werden rechtzeitig bekanntgegeben. Die Ausstellung selbst ist dann ab Mitte Mai zu sehen.

Ralf Drescher / RD
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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