Ein Birkenwald aus Birkenau: Die 2012 am Spreeufer gepflanzten Bäume gedeihen prächtig
Wer den Uferweg an der Spree entlang geht, stößt hinter der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) auf einen kleinen Birkenwald. Diese Bäume haben eine ganz besondere Geschichte.
Ich war bei der Pflanzung am 12. April 2012 dabei. Die Fotos aus dem digitalen Archiv zeigen einen trüben Frühlingstag, ein Teil der Beteiligten trägt Regenkleidung. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen der damalige HTW-Präsident Michael Heine und der polnische Künstler Lukasz Surowiec. Denn die Birkenstecklinge, die vor gut sechs Jahren gepflanzt wurden, sind Teil eines Kunstprojekts zur 7. Berlin Biennale. Bereits 2011 hatte Lukasz Surowiec rund 300 Birkenstecklinge aus Birkenau (polnisch Brzezinka) nach Berlin gebracht.
Der Ort war bis 1945 Standort des NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Die polnische Ortsbezeichnung leitet sich von Birkenwald ab. Die Stecklinge wurden im Umfeld des früheren Todeslagers gewonnen. „Die Bäume stammen aus einem Boden, der die Spuren unzähliger Toter trägt. In Berlin werden sie zu einem lebendigen Archiv, das etwas Wachsendes und Atmendes in die Stadt trägt“, hatte Lukasz Surowiec damals geschrieben.
Die 320 Birkenstecklinge wurden damals nicht nur am Spreeufer in Oberschöneweide, sondern auch in anderen Teilen Berlins eingepflanzt. Am Quartierspark Seehauser Straße in Hohenschönhausen waren die gepflanzten Bäumchen bereits wenige Wochen später ausgerissen worden. Wem das Gedenken an die Opfer von Auschwitz-Birkenau nicht passte, kann nur vermutet werden. Allerdings wurde vor Ort Propagandamaterial der NPD gefunden.
Am kleinen Birkenwäldchen in Oberschöneweide erinnert eine Informationstafel an die Kunstaktion von 2012. Und gleich daneben haben sich Studenten der HTW eine Fläche für urbanes Gärtnern eingerichtet, Bienenkästen inklusive. Auch hier grünt es fast das ganze Jahr über, und Spaziergänger können sich alles in Ruhe anschauen. Denn weder Birkenwald noch Studentengarten sind abgesperrt. Baumpflanzaktion 2012 mit HTW-Präsident Michael Heine.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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