Toller Bastler im FEZ
Seit 40 Jahren gibt es die Schiffsmodellbauer in der Wuhlheide
Sie sind im Rentenalter, waren zum Teil schon beim Anfang dabei und bauen immer noch Schiffsmodelle. Kurt Marco, Joachim Keilert und Helmut Raumlau arbeiten im Projekt Schiffsmodellbau der Jugend-Technikschule.
Träger ist heute ein Verein, der aus Arbeitsgemeinschaften im früheren Pionierpalast Ernst Thälmann hervorging. Die Schiffsmodellbauer waren bereits bei der Eröffnung des Pionierpalasts am 3. Oktober 1979 dabei. Als Bildungsministerin Margot Honecker (SED) damals den symbolische Schlüssel überreichte, konnte sie nicht ahnen, dass dieses Datum elf Jahre später zum Tag der deutschen Einheit werden würde.
Von Anfang an dabei war Joachim Keilert (84). „Ich hatte auf der Yachtwerft Bootsbauer gelernt, war dann dort Lehrausbilder. Im Jahr 1957 fing ich in Lichtenberg im Haus der Jungen Pioniere an. Als dann der Pionierpalast gebaut wurde, habe ich mich dort beworben, weil mir der tägliche Arbeitsweg von Köpenick nach Lichtenberg zu weit war“, berichtet Keilert. Wenig später kam Helmut Ramlau (74) dazu. Der Lehrmeister aus dem Kabelwerk Köpenick wurde Zirkelleiter bei den Modellbauern.
„Material wie Sperrholz oder Polyesterharz für Kunststoffmodelle bekamen wir von Betrieben wie der Yachtwerft. Funkfernsteuerungen waren teuer, kosteten rund 1500 Mark und mussten wegen der DDR-Sicherheitsbestimmungen für Funkgeräte unter Verschluss gehalten werden“, erinnert sich Joachim Keilert. „Eine ähnliche Fernsteuerung ist heute schon für 50 bis 100 Euro zu haben“, ergänzt Helmut Ramlau. Gebaut wurde damals wie auch heute fast alles, was auch im Original irgendwo schwimmt. Selbst das Seeungeheuer Nessie haben die Modellbauer aus der Wuhlheide gebaut und dann per Fernsteuerung im Becken des Pionierpalasts zu Wasser gelassen. „Nur Schiffe der Nato und der Nazi-Kriegsmarine waren tabu“, berichtet Helmut Ramlau.
Im Foyer des FEZ gibt es eine Art Show-Room, in dem Besucher Modelle aus der 40-jährigen Geschichte ihrer Erbauer bewundern können. Von der DDR-Eisenbahnfähre für die Linie Mukran-Kleipeda über Hafenschlepper, Segelboote, Feuerlöschboote bis zu Luxusyachten. Das Lager ist gut mit Nachschub für weitere Modelle gefüllt. Dort gibt es Holz, Leisten, Metallplatten, Draht, Akkus und sogar noch fabrikneue Elektromotoren aus DDR-Produktion. Die preiswerten Motoren einer Thüringer Firma werden noch heute gern in einfache Modelle eingebaut.
Woran es fehlt, ist dagegen der Nachwuchs. Waren in den ersten Jahren unter Regie der Pionierorganisation sieben Arbeitsgemeinschaften nötig, um alle Modellbaufans unterzubringen, gibt es heute nur noch eine AG. Man trifft sich einmal pro Woche, Willkommen sind Kinder ab zehn Jahre. Treff ist jeden Dienstag von 14.30 bis 18 Uhr im FEZ Wuhlheide, Straße zum FEZ 2, Raum A 107. Informationen auch unter ¿53 07 13 45. Am 28. September gibt es im Rahmen des 40. Jubiläums einen Tag der offenen Tür bei den Modellbauern. Kinder und ihre Eltern sind von 12 bis 18 Uhr zu einem Blick hinter die Kulissen eingeladen. Schnappschuss aus den 80er-Jahren. Schiffsmodelle werden am Pionierpalast per Funk gesteuert.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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