Schulsport verdrängt Vereinssport
Köpenicker Sportverein Ajax kritisiert Bezirk wegen schwindender Hallenzeiten für die Tischtennisspieler

Der Vereinsvorsitzende Joachim Baade (Mitte), Uwe Schütz, Vorsitzender der Tischtennis-Abteilung, und Martina Fritzsch, Abteilungsleiterin 50+, wünschen sich mehr Hallenzeiten. | Foto:  Philipp Hartmann
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  • Der Vereinsvorsitzende Joachim Baade (Mitte), Uwe Schütz, Vorsitzender der Tischtennis-Abteilung, und Martina Fritzsch, Abteilungsleiterin 50+, wünschen sich mehr Hallenzeiten.
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Joachim Baade hat die Nase inzwischen gestrichen voll. Seit Langem beobachtet der Vorsitzende des Köpenicker Sportvereins Ajax Neptun Berlin 1879, wie die Hallenzeiten für seine Tischtennisspieler immer weiter eingeschränkt werden. Mittlerweile gibt es deshalb auch Austritte.

Eine Lösung scheint mit einer Ersatzhalle zumindest in Sicht. Den Sportlern dauert das aber viel zu lange. Sie meinen, der Bezirk hätte schon vor Jahren auf die Entwicklung reagieren müssen.

Die angespannte Situation hat eine lange Vorgeschichte. Joachim Baade, mit 61 Jahren Mitgliedschaft ein Vereinsurgestein und seit etwa 17 Jahren Vorsitzender, kann sie detailliert erzählen. Jahrzehntelang konnten die Tischtennisspieler eine Halle auf dem Gelände des heutigen Mellowparks nutzen. Diese wurde in den 80er-Jahren in Eigenregie gebaut. 2007 war damit Schluss. Den Standort hätten sie verlassen müssen, weil ein Bauherr an der Stelle einen Zeltplatz sowie eine Dampferanlagestelle errichten wollte. Das Gelände An der Wuhlheide 244-256 sei daraufhin entwidmet worden. Der Bezirk habe dem Verein damals versprochen, eine neue Trainingshalle zu vermitteln. Daraufhin landete der KSV in der damals leerstehenden Sporthalle in der Keplerstraße 7 in Oberschöneweide und investierte dort viel Arbeit. „Wir waren hier finanziell beteiligt, haben Maler- und Sanierungsarbeiten gemacht, Duschen repariert, Räume ausgestattet. Wir haben die Halle in vielfältiger Form funktionstüchtig gehalten, auch die Grünflächen gepflegt“, so Baade.

Die Sporthalle Keplerstraße 7 sieht von außen marode aus, ist aber noch völlig intakt. Neben dem KSV Ajax wird sie von zwei Schulen und der BSG Bezirksamt Treptow-Köpenick genutzt. | Foto: Philipp Hartmann
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Lange Zeit sei der Trainingsbetrieb reibungslos gelaufen. Die ersten Probleme seien, so erinnert sich der 66-Jährige, vor etwa fünf Jahren aufgetaucht. Damals habe das Sportamt dem Verein die ersten Hallenzeiten gestrichen, weil die nahegelegene Schule an der Wuhlheide, Kottmeier-, Ecke Firlstraße, mehr Kapazitäten benötigte. Mit der Wiedereröffnung des Schulgebäudes in der Keplerstraße 10 als Grundschule im vergangenen Jahr wurde es dann richtig eng. Seitdem wird die Halle neben dem KSV Ajax und der Betriebssportgemeinschaft des Bezirksamts von zwei Grundschulen genutzt. Den insgesamt 250 Mitgliedern der Tischtennisabteilung (Nachwuchs bis Senioren) steht die Halle jetzt noch 41 Stunden pro Woche zur Verfügung. Das sei viel zu wenig, erklärt Joachim Baade. Von Montag bis Donnerstag gibt es keine Trainingszeiten mehr vor 16 Uhr. In dieser Zeit ist die Halle für die Schulen reserviert. Genau diese Stunden würden aber für die Senioren dringend benötigt. „Es gibt schon erste Vereinstritte unter den Senioren und manche wollen nicht mehr ihren vollen Beitrag zahlen“, sagt Martina Fritzsch, Abteilungsleiterin 50+.

Seit der Schulstandort in der Keplerstraße 10 reaktiviert wurde, wird die Sporthalle auch wieder für den Unterricht genutzt. dadurch gehen dem KSV Ajax die wichtigen Vormittagsstunden verloren. | Foto: Philipp Hartmann
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„Da die Sporthalle nun wieder für den Schulsportunterricht benötigt wird und dieser vorrangig ist, waren die Nutzungszeiten stufenweise zu widerrufen. Durch den Aufwuchs an der Schule in den nächsten Jahren wird sich der Bedarf für abzudeckende Schulsportstunden noch vergrößern“, erklärt das Bezirksamt auf Nachfrage der Berliner Woche. „Bereits seit Jahren wurden mit dem Verein Gespräche über Alternativlösungen geführt, da die jetzige Situation bekannt war.“

Eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Maik Penn im Februar hatte ergeben, dass die Sportanlagen im Bezirk bei Weitem nicht zu 100 Prozent ausgelastet sind. Hätte es daher nicht eine Lösung geben müssen?

„Dem Verein geht es um eine Konzentration von 8 bis 22 Uhr an einem Standort, was nur durch die alte Halle der Heide-Schule ohne Beeinträchtigung von anderen Vereinen abgesichert werden kann“, antwortet das Bezirksamt darauf. „Vereinsaustritte sind immer sehr bedauerlich. Es ist zu hoffen, dass die Mitgliederzahl durch die Zurverfügungstellung der Sporthalle an der Heide-Schule künftig wieder steigen wird.“

Blick ins Innere der Sporthalle. | Foto: Philipp Hartmann
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Bis die Halle in der Florian-Geyer-Straße in Adlershof verfügbar ist, dürfte noch viel Zeit vergehen. Aufgrund von Baumaßnahmen am dortigen Schulgebäude ist sie zum Lagerraum geworden. Damit der KSV Ajax sie überhaupt nutzen darf, müsste auch eine bauliche Trennung vom Schulgrundstück realisiert werden. „Da der Bezirk und das Facility Management eine Vielzahl von Bauprojekten umzusetzen haben, kann leider nicht jedes Vorhaben mit sofortiger Wirkung fertiggestellt werden. Ein konkreter Zeitpunkt der Fertigstellung kann aktuell nicht genannt werden“, heißt es. Nutzungskonflikte wie in der Keplerstraße soll es dort zumindest nicht geben. „Hier wird für die nächsten Jahre nicht davon ausgegangen, dass diese Halle für den Schulsport gebraucht wird.“ Das Schul- und Sportamt strebe schnellstmöglich mit dem KSV Ajax einen Vertrag für die vorrangige und ganztägige Nutzung an. Bis es so weit ist, werden sich die Tischtennisspieler wohl oder übel mit ihrer Situation arrangieren müssen.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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