Tüftler für sportliche Spitzenleistungen

Volker Gdanietz vermisst ein Wettkampfkanu mit dem 3-D-Scanner. | Foto: Ralf Drescher
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Oberschöneweide. Ein unscheinbares Gewerbegebiet am Spreeufer. Hier befindet sich das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES).

Der Name ist etwas sperrig, doch für den deutschen Sport ist das Gebäude an der Tabbertstraße 8 von herausragender Bedeutung. Unter den Händen von Institutsdirektor Harald Schaale (63) und seiner 80 Mitarbeiter „wachsen“ die Geräte, die deutschen Sportler international zu Medaillen verhelfen.

Das FES ist eine Hinterlassenschaft der DDR, 1961 gegründet. Es wird heute über einen an den Deutschen Olympischen Sportbund angelehnten Verein betrieben und aus dem Staatshaushalt finanziert. Rund 6,6 Millionen Euro stehen pro Jahr zur Verfügung. Hier entstehen unter anderem Rodel, Ruderboote, Kanus, Bobs, Sportwaffen und Schlittschuhe.

„Unsere Ingenieure, Schiffbauer und Raumfahrttechniker optimieren zum Beispiel Reibungswiderstände an Kanus oder ermitteln die optimale Trettechnik für Radrennfahrer. Dafür bauen wir sogar in die Tretkurbel und das Tretlager Sensoren ein“, erzählt der Institutsleiter. Harald Schaale ist ausgebildeter Informatiker, war selbst Leistungssportler im Segeln (470’er, Soling) und ist seit 1981 am Ort.

Vieles, was in den Werkstätten geschieht, muss zumindest bis zum Wettkampf geheim bleiben. Denn es wird nicht nur geforscht. Die Mitarbeiter schneidern den Sportlern auch den neuen Bob oder das wettbewerbstaugliche Ruderboot sozusagen auf den Leib.

Moderne Sportgeräte werden heute aus Stahl und zu großen Teilen auch aus Kunststoffen, darunter Karbonfasern, gefertigt. Zur Herstellung der Kunststoffrümpfe von Booten und Bobs müssen die halbfertigen Sportgeräte in riesige „Backöfen“, auch Autoklaven genannt. Bei 15 Bar Druck – entspricht 150 Meter Wassertiefe – und 180 Grad verbinden sich die Kunststoffschichten zu einem widerstandsfähigen Korpus. „Die Fronthaube eines Bobs ist immerhin Tempo 150 ausgesetzt“, sagt Harald Schaale. In den größten der beiden Öfen passen Teile von bis zu zwölf Metern Länge. Das reicht für einen halben Ruderachter, der ohnehin zerlegbar sein muss und erst am Wettkampfort montiert wird.

In einer der Werkstätten arbeitet gerade eine riesige, computergesteuerte CNC-Fräse. Damit aus Spezialstahl eine Bobkufe wird, braucht die Maschine rund acht Stunden. Die Kufen werden für das Training der deutschen Spitzenteams gebraucht, Hier geht es schon um die Vorbereitung der Olympischen Winterspiele 2018 in Südorea.

Ohnehin arbeitet das FES im jeweiligen Rhythmus der Olympischen Spiele. Derzeit liegt der Schwerpunkt also auf der Zuarbeit für das Sommerolympiateam des Jahres 2016. Vor allem für Kanusportler, Radler und Segler werden gerade die Wettkampfgeräte gefertigt. In einem der Labore steht gerade ein Zweier-Kajak, FES-Mitarbeiter Volker Gdanietz gibt Daten in den Computer ein. Das Boot gehört dem Kanutenteam Ronald Rauhe/Tom Liebscher, das zuletzt Silber bei der EM 2015 in Baku holte. Ein 3-D-Scanner tastet das Boot ab. „Wir prüfen, ob das Wettkampfboot mit unseren Konstruktionsdaten übereinstimmt“, sagt Harald Schaale.

Ob er und seine Kollegen Erfolg hatten, zeigt sich spätestens am 21. August 2016, wenn die Schlussfanfare der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro ertönt. RD

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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