Flanieren entlang der Spree
Bezirksamt will Uferweg von HTW zum Kaisersteg durchsetzen
Es könnte alles so schön sein. Von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Berlin) könnten Studenten und Anwohner entspannt zum Kaisersteg am Spreeufer flanieren – wäre da nicht ein zirka 400 Meter langer Abschnitt, der mit einem Zaun abgesperrt ist und für einen gut einen Kilometer langen Umweg über die Wilhelminenhofstraße sorgt.
Bereits im Jahr 2009 hatte die Bezirksverordnetenversammlung von Treptow-Köpenick beschlossen, dass auf dem Grundstück Wilhelminenhofstraße 76/77 ein Uferweg gebaut werden soll. Das Problem: Die betreffenden Flächen des Grundstücks bis zum Stadtplatz am Kaisersteg befinden sich in Privateigentum – und der Eigentümer zeigte an einem öffentlich zugänglichen Uferweg bisher kein Interesse. Auf dem heute von außen verfallen aussehenden Betriebsgelände befand sich einst das „Kabelwerk Oberspree“. Dort erfolgte bis zu den 90er-Jahren die Herstellung von Kabeln und Leitungen. Nach Auskunft des Bezirksamts sind Teile der Produktion bis heute in Betrieb. Das direkt angrenzende Flurstück an den Kaisersteg umfasse zirka 11 600 Quadratmeter. Das Gelände des Kabelwerks sei insgesamt noch größer.
Schwimmende Demo "Ufer frei!"
Die Bürgerinitiative Schöneweider Ufer kämpft seit Langem dafür, dass das Grundstück für die Öffentlichkeit geöffnet wird. Sie organisierte in diesem Jahr zum wiederholten Male die Schwimmdemonstration „Ufer frei!“. Im Rahmen des Schöneweider Brückenfests stürzten sich am 8. Juli insgesamt 189 Menschen an der Rückseite der HTW in die Spree und legten den abgesperrten Uferabschnitt bis zum Kaisersteg schwimmend zurück.
„In Mitte ist die Spree über mehrere Kilometer zugänglich und gesäumt von Wiesen, Wegen und Cafés. Diese Lebensqualität und Attraktivitätssteigerung hat Schöneweide auch verdient!“, forderte Michael Kleineberg, Sprecher der Bürgerinitiative, bei der Demonstration. Familien mit Kindern sollten nicht mehr über die laute und vielbefahrene Wilhelminenhofstraße ausweichen müssen, sondern entlang des sicheren und beschaulichen Ufers gehen können, betonte er.
Gespräch mit Investor verschoben
Das Bezirksamt kündigte bei der Demo neue Gespräche mit dem Privateigentümer noch im Juli an. Auf jüngste Nachfrage der Berliner Woche teilte es jedoch mit, dass die Investoren das Gespräch „aufgrund unvorhergesehener Umstände“ verschoben hätten. Man befinde sich bereits in Abstimmungen mit den Beteiligten, um einen neuen Termin zu vereinbaren und die Verhandlungen über den Uferweg fortzusetzen. Uferwege sollen laut dem Bezirksamt auch weiterhin prioritär behandelt werden und so alle von dem ökologischen Nutzen und dem Erholungscharakter partizipieren können. Welche Ziele die Investoren mit dem Gelände verfolgen, geht aus der Stellungnahme des Bezirksamts nicht hervor. „Die Frage nach den Entwicklungsabsichten muss dem Grundstückseigentümer gestellt werden“, so das Bezirksamt, das zugleich jedoch den Eigentümer aus Datenschutzgründen nicht benennt.
Das Bezirksamt habe für den Bezirk Treptow-Köpenick eine Uferkonzeption beschlossen. Diese sei die Grundlage für die Umsetzung eines möglichst durchgängigen und barrierefreien Zugangs zum Ufer im Bereich Schöneweide für die Öffentlichkeit. Mit der Aufstellung des Bebauungsplanes 9-47 sei die Ernsthaftigkeit dieses Anliegens deutlich gemacht worden, erklärte das Amt. Das geplante Gespräch diene unter anderem zur Information über geplante Entwicklungen des Eigentümers auf dem Grundstück und der Abstimmung dazu. Ein öffentlicher Uferweg werde vom Grundstückseigentümer nicht grundsätzlich abgelehnt, heißt es. Jedoch habe das Bebauungsplanverfahren aufgrund dessen fehlender Kooperation und Mitwirkungsbereitschaft nicht fortgeführt werden können.
Zum weiteren Vorgehen teilte das Bezirksamt mit: „Die planungsrechtlichen Möglichkeiten sollen ausgeschöpft werden, um das Ziel der Sicherung des Uferweges zu erreichen. Die Durchführung eines B-Planverfahrens ist das einzige planerische Mittel, das der Verwaltung zur Verfügung steht, um die Situation zu klären und eine geordnete städtebauliche Entwicklung dahingehend zu gewährleisten. Es besteht gegenüber dem Eigentümer dazu fortdauernd Gesprächsbereitschaft.“
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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