Ein ganzer Stadtteil im Aufwind
Das alte „Schweineöde“ ist längst Geschichte

Blick auf das Kabelwerk Oberspree und das AEG-Kraftwerk (links) um 1900. | Foto: Museum Köpenick
6Bilder
  • Blick auf das Kabelwerk Oberspree und das AEG-Kraftwerk (links) um 1900.
  • Foto: Museum Köpenick
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Die Zeiten von „Schweineöde“ sind längst vorbei. Die einst von Industrie geprägten Stadtteile Ober- und Niederschöneweide am Ufer der Spree sind deutlich sichtbar im Aufwind.

An rauchende Schlote und Trauben von Arbeitern vor den Toren von AEG und später Kabel- oder Transformatorenwerk können sich wohl nur noch Groß- oder Urgroßeltern erinnern. Wo in Oberschöneweide einst 20 000 Menschen durch Werktore strömten, hat die neue Zeit vor zehn Jahren begonnen. Damals öffnete auf dem Gelände des früheren Kabelwerks der Campus Wilhelminenhof der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), inzwischen lernen dort 10 000 Studenten. Der Bezirk und die Hochschulleitung bemühen sich, weitere 4000 Studenten aus Karlshorst nach Oberschöneweide zu holen. Erst kürzlich hat der Bezirk die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Grundstück des früheren Werks für Fernsehelektronik beschlossen, um die Hochschulentwicklung abzusichern und dort Wohnungsbau eine Absage erteilt. Dafür soll Platz für Gewerbeunternehmen ausgewiesen werden.

Nur wenige Meter neben der HTW wirkt ein Unternehmen mit Erfolg. Vor drei Jahren feierte First Sensor sein 25-jähriges Firmenjubiläum. Gegründet wurde es nach dem Ende der DDR von Mitarbeitern der Forschungsabteilung des Werks für Fensehelektronik mit 20 Beschäftigten in gemieteten Räumen. Inzwischen fertigen im Neubau am Spreeufer rund 100 Mitarbeiter Sensoren für chemische Anlagen, Blutzuckermessgeräte und Beatmungsgeräte. Am anderen Ende der Wilhelminenhofstraße hält man seit 110 Jahren die Tradition hoch und baut Gleitlager. Damals wurden die Allgemeinen Deutschen Metallwerke Oberschöneweide (ADMOS) gegründet. Zu DDR-Zeiten stand VEB Berliner Metallhütten und Halbzeugwerke am Tor. Das Werk hat die Wirren der Zeit überlebt, 75 Mitarbeiter fertigen noch immer Gleitlager für Wasserkraftwerke, Gasturbinen, Zementwerke und auch mal einen Sonderauftrag für einen Sammler von historischen Flugzeugen.

Auf der anderen Seite der Spree in Niederschöneweide stehen Wohnen sowie Handel und Gewerbe im Vordergrund. Auf einer Fläche, die ebenfalls von den Berliner Metallhütten und Halbzeugwerken genutzt worden war, ziehen zwei Möbelhäuser, ein Sportartikel-Discounter und ein Edeka-Center Kunden an. Auf einem Metallhütten und Halbzeugwerke-Areal an Fließ- und Hasselwerderstraße entsteht das Buwog Wohnwerk mit bis zu 700 Wohnungen. Erste Arbeiten auf dem sechs Hektar großen Areal haben begonnen.

Auch die seit 25 Jahren verwaisten Backsteinbauten der Bärenquell-Brauerei an der Schnellerstraße werden nicht mehr lange leer stehen. Ende 2018 hat der neue Eigentümer mehrere Bauanträge eingereicht, plant eine Mischung aus Gewerbe, Handel und Gastronomie. Übrigens, wirklich geraucht haben die Schornsteine am Spreeufer nur wenige Jahre. 1895 nahm die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG) das Drehstromkraftwerk Oberspree in Betrieb. Danach rauchten nur noch die Schornsteine zur Stromerzeugung, in den Werkhallen trieben moderne Elektromotoren die Maschinen an.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 247× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 212× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 596× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.187× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.