Berlin baut fleißig Hotels – Auslastung allerdings nur begrenzt

Der Tourismus ist in Berlin ein bedeutender Wirtschaftszweig. Von ihrer Anziehungskraft hat die Hauptstadt nichts eingebüßt – ganz im Gegenteil kommen immer mehr Menschen nach Berlin, um die geschichtsträchtigen Sehenswürdigkeiten zu sehen oder sich auf den Kiezen zu vergnügen. 2018 kamen 13 Millionen Besucher in die Hauptstadt, buchten ca. 31 Millionen Übernachtungen und sorgten für einen Umsatz von ca. 12. Milliarden Euro.

Dies weckt natürlich auch bei Investoren Begehrlichkeiten, durch die Inbetriebnahme neuer Hotels an diesem Markt zu partizipieren. Doch braucht Berlin überhaupt neue Hotels? Welche Art von Tourismus ist gewünscht und könnten die Bauflächen nicht eher dazu genutzt werden, die Misere am Wohnungsmarkt in den Griff zu bekommen?

Hotels in Berlin oft nur 60% ausgelastet

Laut offiziellen Zahlen liegt die Auslastung der Berliner Hotels insgesamt nur bei durchschnittlich 60%. Natürlich ist dies saisonal höchst unterschiedlich und auch die vielen Kongresse und Tagungen verursachen kurzzeitig mitunter sicherlich Engpässe, aber trotzdem könnten weitere Hotelkapazitäten letztlich dafür sorgen, dass die Hotels noch deutlich härte rum die Gäste kämpfen müssen.

Laut Planungen sollen noch einmal 166 neue Hotels entstehen, die wie Berliner Morgenpost berichtet. Investitionsobjekte in touristische Immobilien sind ja sonst eher in typischen Urlaubsregionen wie Mallorca oder der Karibik gängig, doch haben viele Investoren mittlerweile auch die europäischen Metropolen für sich entdeckt.

In der Hauptstadt stellt sich allerdings die Frage, ob das Gastgewerbe diesen Kapazitätszuwachs verkraftet oder ob es zu Verdrängungseffekten kommt. Da ein Teil dieser neuen Hotels zudem aus Umwidmungen anderer Gebäude geschaffen werden soll, könnte noch mehr dringend benötigter Wohnraum verlorengehen.

Dies wiederum feuert die Mietspirale weiter an und verdrängt noch mehr Bewohner in die Außenbezirke oder sogar aus dem gesamte Stadtgebiet.

„Overtourism“ belastet die Kieze zunehmend

Darüber hinaus entsteht ein ganz neues Spannungsfeld: Die Bewohner der beliebten Kieze wie Kreuzberg setzen sich zunehmend gegen die Massen von Touristen zur Wehr. Viele Bewohner empfinden die zunehmende Zahl von Hotels und Ferienwohnungen als nervig und darüber hinaus scheint sich die gesamte Infrastruktur eher danach auszurichten, was die Touristen brauchen.

Auch hier spielt die Entwicklung des Hotelmarkts mit herein. Es wird nicht umfangreich genug geprüft, in welchen Bezirken tatsächlich noch Übernachtungskapazitäten benötigt werden und wo bereits ein ausreichendes Angebot besteht.

Eine weitere Folge ist die Lärmbelästigung durch junge Touristen, die in Berlin die Nächte durchfeiern. Fast schon sprichwörtlich dafür sind die Junggesellenabschiede, für die Berlin ein beliebtes Ziel darstellt.

Von Seiten der Politik wurden bisher noch keine durchschlagenden Lösungen gefunden. Geplant ist offenbar, die Touristenströme besser zu verteilen und Besuchern auch die Randbezirke von Berlin schmackhaft zu machen. Doch wie genau das gelingen soll, ist bisher nicht konkret klargeworden.

Berlin braucht den Tourismus

Es ist unbestreitbar: Berlin braucht den Tourismus und hat den Ruf einer liberalen und weltoffenen Stadt. Hierher kommt die gesamte Welt, um Hauptstadtluft zu schnuppern und ein ganz besonderes Gefühl der Freiheit zu genießen. Auf der anderen Seite sollten die Bewohner der Stadt nicht zu stark vernachlässigt werden. Wenn sich die Infrastruktur nur noch nach den Bedürfnissen der Touristen entwickelt, verdrängt dies auf Dauer die Bewohner, die die beliebten Kieze zu dem machen, was sie sind.

Die Politik muss letztlich also einen Weg finden, die touristischen Ströme besser zu verteilen, ohne dabei allzu viele Vorschriften aufzustellen. Schließlich sollen Touristen auch weiterhin die ganz besondere Berlin-Atmosphäre erleben.

Autor:

Gerald Maier aus Pankow

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