„Alter Wein in neuen Schläuchen“
Bürgerinitiative „Grüner Kiez“ weiterhin unzufrieden mit Beteiligungsprozess für das neue Stadtquartier

Vor dem Max-Delbrück-Gymnasium forderten Mitglieder der Bürgerinitiative: „Grün erhalten!“. | Foto: BI Grüner Kiez/ Britta Krehl
  • Vor dem Max-Delbrück-Gymnasium forderten Mitglieder der Bürgerinitiative: „Grün erhalten!“.
  • Foto: BI Grüner Kiez/ Britta Krehl
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Der Streit über die geplante Nachverdichtung im Wohnquartier Kavalier-, Ossietzky-, Wolfshagener Straße und Am Schlosspark geht weiter.

Vor einem Jahr stellte die Wohnungsbaugesellschaft Gesobau dieses Vorhaben erstmals im Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vor. Das landeseigene Unternehmen will auf zwei Innenhöfen 155 bis 175 Wohnungen bauen. Um die Anwohner mit ins Boot zu holen, wollte sie ein Partizipationsverfahren durchführen. Von drei Planungsvarianten sollten die Anwohner im März 2019 eine auswählen. Doch da machten die Anwohner nicht mit. Sie fühlten sich überrumpelt, und so wurde die erste Bürgerversammlung zu diesen Vorhaben ein Fiasko. 475 Anwohner forderten den Erhalt der 110 Bäume, der Wiese und des Spielplatzes.

Danach schlossen sich Anwohner zur Bürgerinitiative „Grüner Kiez“ zusammen. Bereits im Mai reichte die Initiative einen BVV-Antrag ein. Die Planungen für dieses Bauvorhaben sollten gestoppt und eine echte Bürgerbeteiligung gestartet werden. Dem folgten die Verordneten und fassten im September einen entsprechenden Beschluss. Anwohnern der beiden betroffenen Innenhöfe sollte eine aktive Mitwirkung an der Planung ermöglicht werden. Die Verordneten machten aber klar: Eine Nichtbebauung wird es nicht geben. Allerdings sollte der neue Beteiligungsprozess „ergebnisoffen“ gestaltet werden.

Im Herbst ist der Beteiligungsprozess zwar neu gestartet worden, aber die Anwohner hätten nach der jüngsten Werkstattveranstaltung der Gesobau den Eindruck, dass ihnen „alter Wein in neuen Schläuchen“ präsentiert werde, so Anwohner Ulrich Weller. Die Gesobau habe zwar das Moderationsteam ausgewechselt, aber viel Neues sei den Anwohnern nicht gezeigt worden. Die bereits vor einem Jahr vorgelegten Planungsvarianten wurden nach Ansicht der Initiative nur minimal verändert.

Während der Werkstatt im Max-Delbrück-Gymnasium kam es sogar zu tumultartigen Szenen. Vertreter der Bürgerinitiative hätten sich mit grünen Schildern mit der Aufschrift „Grün erhalten“ in den Saal begeben und ums Wort gebeten, berichtet Ulrich Weller. Nachdem ihnen das zunächst verwehrt wurde, und nach einer lautstarken verbalen Auseinandersetzung durften Vertreter der Initiative dann doch reden. Die Anwohner Brita Hanysz, Julia Dimitroff und Ulrich Weller forderten, den BVV-Beschluss korrekt umzusetzen sowie den Erhalt von Grünflächen, des Spielplatzes und der Bäume. Danach hätten die meisten Anwohner den Saal verlassen, so Weller weiter. Die Veranstaltung sei mit den verbliebenen Anwohnern zu Ende geführt worden.

Weil die Vertreter der Bürgerinitiative „Grüner Kiez“ mit dem Neustart des Partizipationsverfahrens völlig unzufrieden sind, werden sie nun einen neuen Bürgerantrag in der BVV stellen. In dem geht es dann um den Erhalt von Grünflächen im gesamten Bezirk und um eine Prüfung sämtlicher geplanter Bauvorhaben auf eventuelle Klimafolgeschäden durch den neu gegründeten Klimaausschuss der BVV.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.602× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.946× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.581× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.481× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.