Der Teufel steckt im Detail
Nach der scheinbaren Einigung gibt es neue Probleme beim Bauvorhaben Pankower Tor
Wie geht es weiter mit dem Pankower Tor? Das war eine der wichtigsten Fragen, um die es bei der Stippvisite des Senats in Pankow ging.
Vor einer Bustour durch den Bezirk tagten Senat und Bezirksamt gemeinsam im Pankower Rathaus. „Es war ein konstruktives Gespräch, und es kamen viele Themen zur Sprache, die uns gemeinsam bewegen“, erklärt danach der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD). Pankow hat inzwischen über 400 000 Einwohner. In den kommenden zehn Jahren kommen laut aktuellen Prognosen noch einmal 30 000 hinzu. Da brauche es nicht nur neue Wohnungen, sondern es müsse vor allem in die Infrastruktur investiert werden, so Müller weiter. In einigen Bereichen bewege sich da schon viel. „Beim Thema Schulneubau sind wir schon ein gutes Stück in der Zusammenarbeit vorangekommen“, schätzt Müller ein. Für andere Themen habe man bei der gemeinsamen Tagung „einiges verabredet“. So wolle man sich zum Beispiel noch intensiver um die Entwicklung im Ortsteil Buch kümmern.
Auch Bürgermeister Sören Benn (Die Linke) bestätigt: „Wir haben intensiv über die wichtigsten Punkte geredet. Aber die Lösung der Probleme liegt oft im Detail. Und da müssen wir noch mehr miteinander reden.“ Ein Thema, was den Pankower immens unter den Nägeln brennt, ist die miserable Verkehrsinfrastruktur im gesamten Berliner Nordosten. Hinzukommt der zunehmende Schwerlastverkehr durch Wohngebiete. Aber auch die Mietentwicklung im Bezirk sei ein Thema, das die Menschen stark beschäftige, so Benn.
Außerdem hoffen viele Pankower, dass es endlich mit dem Projekt Pankower Tor vorangeht. Wie groß diese Fläche zwischen den S-Bahnhöfen Pankow und Pankow-Heinersdorf ist, davon konnten sich Michael Müller und seine Senatoren ein Bild machen, als sie bei der Bustour durch den Bezirk die Fläche einmal der Länge nach abfuhren. Früher befand sich dort der Rangier- und Güterbahnhof Pankow. Eigentümer ist seit 2009 der Unternehmer Kurt Krieger. Was und wie dort gebaut wird, darüber diskutieren und streiten Investor, Senat und Bezirk seit nunmehr zehn Jahren. Im vergangenen Frühjahr konnte endlich eine Grundsatzvereinbarung abgeschlossen werden. In dieser steht, was gebaut werden soll. Und im Herbst wurden Bürger auf einer Informationsveranstaltung über den Sachstand und das weitere Vorgehen informiert. Optimistisch hieß es seinerzeit: Voraussichtlich ab Herbst 2021 können sich auf dieser Fläche die ersten Kräne drehen.
Allerdings zeigt sich einmal mehr, dass der Teufel im Detail steckt. Auf einen der neuen Knackpunkte weist Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen) hin. Die Verordneten beschlossen, dass auf dem Gelände eine Gesamtschule entstehen soll. Auf dem dafür vorgesehenen Gelände ist das aber aus technischen Gründen nicht möglich, wie sich jetzt herausstellte. Nun muss über dieses Thema noch einmal völlig neu nachgedacht werden.
Weiterhin wird immer wieder kontrovers über den Wohnungsbau diskutiert. Dem Bau von 2000 Wohnungen stimmte der Investor bereits zu. Die Pankower Grünen sprechen sich jetzt aber für noch mehr Wohnungen aus. Ihrer Auffassung nach sollte auf einige der geplanten Handelseinrichtungen verzichtet werden und dafür 1000 Wohnungen mehr gebaut werden. Gegen solche „Querschüsse“ hat sich inzwischen die SPD-Fraktion in der BVV verwahrt. Und auch der Regierende Bürgermeister meint, dass 2000 Wohnungen „doch bereits eine ordentliche Größe“ seien. Er mahnt an, dass Bezirk und Senat endlich mit einer Stimme sprechen müssten.
Neben dem Thema Gesamtschule und Wohnungsbau wiesen Bürgermeister Benn und Stadtrat Kuhn noch auf weitere Streitpunkte hin. Dazu zählt das Mobilitätskonzept, das noch einmal überarbeitet werden müsse. Auch beim Thema Einzelhandelskonzentration gibt es noch unterschiedliche Auffassung. Und auch über die Zukunft des denkmalgeschützten Rundlokschuppens und dessen Umgebung sei noch zu reden. All diese Frage müssen aber erst geklärt werden, ehe die eigentliche Planung beginnen kann.
Aufgrund der noch zu klärenden Fragen rechnet Kuhn damit, dass voraussichtlich erst 2023 erste Bauarbeiten auf dem Gelände beginnen können. Diese Aussicht bereitete dem Regierenden Bürgermeister sichtlich Unbehagen. Damit es vorangeht, ordnete Michael Müller an, dass „noch einmal eine Runde der Staatssekretäre zusammenkommen und einen Kompromissvorschlag erarbeiten soll“, für den man Investor Krieger dann gewinnen könne.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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