Sanierungsgebiete sind Geschichte: Freiluftausstellung gibt jetzt einen Überblick
Prenzlauer Berg. Der Kiez Helmholtzplatz ist nach einem Senatsbeschluss kein Sanierungsgebiet mehr. Was sich dort in den zurückliegenden Jahren tat, zeigt eine neue Ausstellung auf dem Stadtplatz an der Stargarder Straße 27/28.
Es wird aber nicht nur das Sanierungsgeschehen in diesem Kiez resümiert. In der Ausstellung gibt es auch einen Rückblick auf die anderen Pankower Ex-Sanierungsgebiete. Davon gab es immerhin sieben im Bezirk. Gemeinsam mit den Kiezen Kollwitzplatz, Winsviertel, Teutoburger Platz, Bötzowviertel, Komponistenviertel und Wollankstraße war das Wohngebiet um den Helmholtzplatz in den Jahren 1993 bis 1995 vom Senat zum Sanierungsgebiet erklärt worden. Seinerzeit war in all diesen Gebieten die Wohnungssubstanz marode, die Infrastruktur defizitär und Grünanlagen heruntergekommen. In den zurücklegenden Jahren hat sich die Situation jedoch grundlegend verändert. Sie sind heute begehrte Wohnquartiere.
Deshalb verloren in den zurückliegenden Jahren nach und nach alle Sanierungsgebiete ihren besonderen Status. Zuvor hatten Bund und Land kräftig investiert. Anfangs wurden vor allem Eigentümer dabei unterstützt, Wohnraum auf Vordermann zu bringen. Seit der Jahrtausendwende wurde in die städtische Infrastruktur, also Straßen, Gehwege, Kitas, Schulen, Klubs, Spielplätze und Grünanlagen, investiert.
Allein in den Kiez Helmholtzplatz flossen in den vergangenen Jahren rund 264 Millionen Euro Fördermittel. Das Ergebnis dieser Investition kann sich sehen lassen. Als die Sanierung begann, hatte der Kiez einen morbiden Charme. Heute sind 82 Prozent der alten Häuser saniert. Die Zahl der Einwohner stieg von 18 900 Menschen im Jahre 1994 auf heute 22 700.
Auch wenn die sieben Pankower Kieze heute keine Sanierungsgebiete mehr sind, es wird weiter in deren Infrastruktur investiert. Die Mittel dafür stammen aus sogenannten Ausgleichsbeträgen. Diese haben Grundstückseigentümer in den ehemaligen Sanierungsgebieten zu zahlen. Zur Eröffnung der Bilanzausstellung an der Stargarder Straße weist Stadtentwicklungsstadtrat Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/Die Grünen) darauf hin, dass im Sanierungszeitraum zahlreiche öffentliche Infrastruktureinrichtungen auf Vordermann gebracht werden konnten. Das wäre vielfach ohne die öffentliche Förderung nicht passiert. Der Stadtrat räumt aber auch ein, dass es zu einer so massiven Verdrängung von Mietern kam, wie sie anfangs nicht vorherzusehen war.
Jens Oliva von der bisherigen Betroffenenvertretung Helmholtzplatz kritisiert dann auch, dass es der Politik nicht gelang, die Sanierung sozialverträglich zu gestalten. „Es hätten viel mehr Mieter im Kiez bleiben sollen. Aber die Mieten sind so deutlich angestiegen, dass sie sich viele nicht mehr leisten konnten.“ BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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