Tivoli verschwand, Tivolotte kam

Vor 15 Jahren wurde das frühere Kino Tivoli abgerissen. | Foto: Bernd Wähner
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Diese Treff an der Berliner Straße 27/28 hat wahrlich einen ungewöhnlichen Namen: „Tivolotte-Mädchenclub“. Aber woher kommt er eigentlich?

Man glaubt es kaum noch. Aber hier stand mal ein Kino: das Tivoli. Vor 15 Jahren wurde das Gebäude abgerissen. Bagger und Raupen zertrümmerten die Wände. Wegen der entstehenden Hitze musste der Bauschutt mit Wasser gekühlt werden. Im Stundentakt holten Laster das Geröll vom Gelände. Binnen weniger Tage erinnerte nichts mehr an den traditionsreichen Kinostandort.

Das Bezirksamt stimmte seinerzeit dem Abriss der Ruine und der Errichtung eines Neubaus schweren Herzens zu. Denn es fand sich kein Investor, der an dieser Stelle das alte Kino restaurieren, geschweige denn ein neues aufbauen wollte. Die Konkurrenz in der Nähe war und ist mit dem Colosseum und dem Kino in der Kulturbrauerei in der Schönhauser Allee zu groß.

An Stelle des Kinos entstand ein Neubau. Ins Erdgeschoss zog ein Markt ein, darüber ein Kinder- und Jugendtreff, den das JAO Jugendwerk Aufbau Ost übernahm. In Abstimmung mit dem Bezirk entschied der Träger, einen Klub für Mädchen und junge Frauen einzurichten. Dieser bekam den schönen Namen „Tivolotte“. So erinnert zumindest er noch an das beliebte Pankower Kino.

Für Filmfans war das Tivoli eine Kultstätte. Die Brüder Max und Emil Skladanowsky stellten an diesem Ort 1895 erstmals ihren „Bioskop“ vor. Dieser Projektor, den die Filmpioniere entwickelten, warf bewegende Bilder an die Wand. Das war der Vorläufer späterer Filmvorführungsgeräte. Zu DDR-Zeiten war das Tivoli eines der beliebtesten Filmtheater im Ostteil der Stadt. Nach dem Fall der Mauer erstand es eine Investorin aus Wilmersdorf. Sie wollte ein Kino-Center mit 800 Plätzen eröffnen. Für dieses Vorhaben wurde das alte Tivoli bereits teilweise abgerissen. Aber dann begannen die Betreiber-Riesen in der gesamten Stadt Dutzende sogenannte Multiplex-Kinos in rasanter Geschwindigkeit aufzubauen.

Für ein weiteres Groß-Kino sah die Investorin keine Chance und gab auf. Damit war das Schicksal des inzwischen ruinösen Bauwerks besiegelt. Zumindest konnte der Bezirk aber erreichen, dass an diesem Standort ein Jugendprojekt ein neues Zuhause fand. Und das das Tivolotte-Team auch immer wieder Film-Projekte initiiert, scheint schon fast logisch.

Alle weiteren Informationen zum Tivolotte-Mädchenclub, dessen Träger heute die Kinder lernen Leben gGmbH ist, findet man im Internet auf http://tivolotte.de/.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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