Drei neue Stolpersteine in der Binzstraße erinnern an das Schicksal zweier Familien
Margarete und Julius Wassmund sowie Fritz Arnfeld lebten einmal hier in der Binzstraße. Genau genommen in den Hausnummern 2 und 66. Das fanden die zehnten Klassen des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums heraus, die im Rahmen ihres Geschichtsunterrichts die Judenverfolgung aufarbeitete. Schwerpunkt war es, das Schicksal jüdischer Bürger, die in Pankow lebten, zu recherchieren. Dabei brachten sie interessante Details zum Leben des Ehepaares Wassmund sowie zu Fritz Arnfeld ans Licht:
Alle drei führten damals in Pankow ein bürgerliches Leben. Während Fritz Arnfeld, damals Ehemann und Vater zweier Kinder, ein Handelsunternehmen für Toilettenartikel in der Binzstraße 66 betrieb, führten Margarete und Julius Wassmund einen pharmazeutischen Versandhandel. Ihre Tochter Lily besuchte damals die gleiche Schule, wie die heutigen Schüler des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums. Bis die Nazis an die Macht kamen, schien das Leben in normalen Bahnen. Aber nach den Novemberpogromen 1938 leitete Vater Julius erste Schritte zur Auswanderung der Familie nach Paris ein. Das klappte nicht. 1940 wurde der Familienbetrieb arisiert. 1942 kam die Deportation. Das Ehepaar Asmund kam ins Ghetto Theresienstadt. 1943 erfolgte die Ermordung. Fritz Arnfeld erging es ähnlich. 1942 wurde er nach Riga deportiert, wo er 1943 umkam. Auch seine eine Tochter Charlotte ist dem Tod gefolgt. Als Halbjüdin oder auch Tochter einer sogenannten Mischehe hätte sie Glück haben können. Doch auch sie wurde nach Auschwitz verschleppt und 1943 ermordet.
Heute erinnern die neu gelegten Stolpersteine an die Schicksale beider Familien. Die Kosten für die handgefertigten Mahnmale brachten die Schüler selbst auf, indem sie diverse Kuchenbasare an ihrem Gymnasium veranstalteten.
Nach ihren Recherchen setzten sich die Schüler mit dem Künstler Gunter Demning in Verbindung und beantragten die Verlegung. Demning verlegt seit achtzehn Jahren Stolpersteine auf den Straßen deutscher und europäischer Städte, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Die Stolpersteine bestehen aus zehn mal zehn Zentimeter großen Betonsteinen, die mit einer Messingtafel überzogen sind.
Unterstützt wurde die Verlegung von der "Pankower Stolpersteingruppe". Diese besteht seit nunmehr zwei Jahren. In ihr treffen sich regelmäßig engagierte Pankower. Sie kümmert sich zum einen um die bereits in Alt-Pankow verlegten Stolpersteine. Zum anderen unterstützt sie alle, die sich für die Verlegung weiterer Steine einsetzen.
Die Gruppe trifft sich einmal im Monat im Stadtteilzentrum Pankow an der Schönholzer Straße 10.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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