Für mehr Sicherheit am Bahnhof
Am Runden Tisch tauschten sich die Verantwortlichen aus
Seit die Temperaturen nach oben gehen, sitzen sie wieder in den Eingangshallen zum S- und U-Bahnhof Pankow und davor: Trinker und Obdachlose.
Sie trinken und belästigen auch mal Passanten. Andere stehen zwischen den Fahrradständern und urinieren ungeniert. Leere Flaschen und anderer Müll bleiben einfach liegen. Bereits im Sommer 2018 machte sich das Pankower Abgeordnetenhausmitglied Stephan Lenz (CDU) ein Bild vor Ort, sprach mit Anliegern und Sicherheitspersonal. Anwohner wandten sich außerdem an bündnisgrüne Abgeordnete. Und nun luden Lenz, der Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar sowie Abgeordnetenhausmitglied Andreas Otto (beide Grüne) zu einem Runden Tisch ein.
Im Franziskaner-Kloster konnten sie sowohl Anwohner und Gewerbetreibende, als auch mit der Situation vor Ort befasste Mitarbeiter von Behörden und Organisationen begrüßen. Diese umrissen zunächst die Situation. Der Leiter des Edeka-Markts auf dem Garbáty-Platz berichtet, dass man noch vor einiger Zeit Probleme mit Trinkern im Markt hatte. Die wurden auch handgreiflich. „Wir mussten oft die Polizei holen“ sagt er. Inzwischen habe man einen Sicherheitsdienst eingestellt. Seit dem habe sich die Situation verbessert. Nur an Wochenenden, wenn sich Jugendliche am Markt treffen, um mit Alkohol „vorzuglühen“, gibt es immer mal Probleme.
Betrachtet man die Zahlen der Delikte, die angezeigt werden, ist der Bereich am U- und S-Bahnhof Pankow nicht sonderlich auffällig, berichtet der Leiter des zuständigen Polizeiabschnitts, Polizeidirektor Klaus-Dieter Burkowski. Er habe allerdings den Eindruck, dass die Dunkelziffer höher ist. Viele der Betroffenen sind offenbar nicht bereit, Anzeige zu erstatten. Allerdings ist der Handlungsspielraum der Polizei auch begrenzt. Man könne niemanden wegen Alkoholgenusses oder Wildpinkelns wegsperren und auch keinen Platzverweis erteilen. Auch das Ordnungsamt hat wenige Möglichkeiten. Das ist nur für die öffentlichen Gehwege und Plätze zuständig. Für die Bahnhöfe sind das BVG und S-Bahn.
„Wir sind an dem Thema dicht dran und haben den Bahnhof Pankow im Blick“, berichtet S-Bahn-Sicherheitschef Jörk Pruss. Damit der Bahnhof optisch bereits einen sicheren Eindruck macht, werde er häufiger gereinigt. Außerdem ist vor allem in den Morgen- und in den Abendstunden ein Sicherheitsdienst präsent. Dazu gibt es gemeinsame Kontrollen und Absprachen mit der BVG. Deren Sicherheitschef, Ingo Tederahn, stuft den U-Bahnhof Pankow als nicht besonders auffällig ein.
Dass es Trinker und Obdachlose gibt, wissen Pruss und Tederahn. Das sei allerdings kein Sicherheits- sondern ein soziales Problem. Vom „Vertreiben“ halten sie nicht viel. „Die tauchen dann am nächsten Bahnhof wieder auf. Oder sie kommen wieder, sobald unsere Sicherheitsmitarbeiter weg sind“, berichtet Pruss.
In der Diskussion wurde deutlich: Eigentlich weiß keiner so richtig, wie sich die Klientel zusammensetzt. Aus welchen Ländern kommen die Menschen? Wie viele sind es in etwa? Wenn man das weiß, kann man sie auch gezielt auf Hilfsangebote wie die Suppenküche des Franziskaner-Klosters aufmerksam machen.
Am Runden Tisch wurde abgesprochen, dass Mitarbeiter der Caritas mit entsprechenden Sprachkenntnissen, begleitet von einen Polizisten in Zivil, versuchen, mit den Obdachlosen ins Gespräch zu kommen. Trifft sich der Runde Tisch demnächst wieder, weiß man dann mehr. Und dann kann überlegt werden, wie diesen Menschen vielleicht geholfen werden kann. Außerdem soll am Bahnhof auf die Hilfsangebote des nahen Franziskaner-Klosters aufmerksam gemacht werden. Weiterhin wollen sich die Sicherheitsdienste von BVG, S-Bahn, der Polizeiabschnitt und das Ordnungsamt so vernetzten, dass bei akuten Problemen rasch reagiert werden kann.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.