Diebstahl mit Happy End
Mit Gelassenheit durchlebte der 78-jährige Detlef Gumnior ein turbulentes Wochenende
Ungeheuren Massel hatte Detlef Gumnior. Ihm wurde sein kleiner Rucksack gestohlen. Und er bekam ihn zwei Tage später und drei Kilometer vom Tatort entfernt zurück.
Die Geschichte beginnt am Sonnabendnachmittag. Detlef Gumnior ist mit einer Bekannten verabredet. Die hat eine Laube in der Kleingartensiedlung an der Brehmestraße. In seinem Rucksack bringt er neben einem Geschenk für seine Gastgeberin alles andere mit, was er in seinem alten Mercedes nicht unbeaufsichtigt lassen möchte: das Portemonnaie, seine Schlüssel, Handy und Fotoapparat. „Ich stelle ihn auf einen Stuhl auf der Terrasse ab, lege die Autoschlüssel auf den Tisch“, sagt Gumnior. „Dann gehen wir in eine lauschige Ecke im hinteren Teil des Gartens. Wir trinken Kaffee, essen Eis und haben einen schönen Nachmittag.“
Nach etwa zwei Stunden möchte sich der Gast aufbrechen. Er greift den Autoschlüsseln, aber der Rucksack steht nicht mehr auf dem Stuhl. „Meine Bekannte meint, dass ich ihn vielleicht irgendwo anders abgestellt habe“, sagt 78-jährige. Gemeinsam durchsuchen sie alles. Nichts. Der Rucksack ist offenbar gestohlen worden. Detlef Gumnior bleibt trotzdem relativ gelassen. Er fährt nach Hause. Dort wechselt er als erstes alle Schlösser aus. Dann überlegt er sich seine nächsten Schritte. Denn so etwas ist ihm noch nie passiert.
Er begibt sich zur Polizei, erstattet Anzeige. Von den Beamten bekommt er einige Tipps und den Rat, etwas Geduld zu haben. „Die Polizisten meinen, dass die Täter nur auf das Geld scharf sind. Rucksäcke und Taschen entsorgen sie meist, weil sie damit nichts anfangen können“, so der Bestohlene. Doch Abwarten ist nichts für den rührigen Gastronom, der heute immer noch stundenweise arbeitet. „Ich fertige also Suchplakate an, verspreche eine Belohnung. Die Zettel hänge ich überall in der Kleingartenanlage und in der Umgebung auf“, so Gumnior. Außerdem ruft er jede Stunde die Nummer seines Handys im Rucksack an. „Wenn jemand rangegangen wäre, hätte ich ihn versucht zu überreden, mir den Rucksack wiederzugeben. Ein Versuch war es wert.“
Doch nichts hilft. Aber Montagabend klingelt dann doch sein heimisches Telefon. Ein Mann aus einer Kleingartenanlage an der Binzstraße, etwa drei Kilometer vom Ort des Diebstahls entfernt, meldet sich. Vor seinem Garten hat er, auf einem Grünstreifen stehend, einen Rucksack entdeckt. Auf dem fand er einen Aufkleber mit Namen, Adresse und Telefonnummer.
„Sofort mache ich mich auf den Weg“, sagt Gumnior und lacht. „Es ist tatsächlich mein Rucksack. Alles ist noch da. Portemonnaie, Schlüssel, Handy, Fotoapparat. Nur ein 50-Euro-Schein fehlt. Aber der ist zu verschmerzen.“ Glücklich und erleichtert bedankt sich Detlef Gumnior bei dem Mann mit einem angemessenen Finderlohn. „Ich bin froh, dass mir jetzt weitere Rennereien wegen neuer Papiere erspart bleiben“, sagt er. Und im Gespräch mit dem ehrlichen Finder erfährt er dann, dass sein Rucksack offenbar zwei Tage lang unangerührt auf dem Grünstreifen stand. Allerdings sei in unmittelbarer Nähe ebenfalls etwas aus einer Laube gestohlen worden.
„Im Nachgang ist für mich klar, dass ich einen Rucksack oder eine Tasche mit solchem Inhalt immer im Blick haben muss“, sagt Detlef Gumnior. „Außerdem hat sich für mich bewahrheitet, dass man auch in solchen Situationen gelassen bleiben sollte. So behält man einen klaren Kopf. Und was den Aufkleber am Rucksack betrifft: Name und Telefonnummer sind sicher in Ordnung. Aber wenn die Wohnungsschlüssel drin sind, sollte man seine Adresse auf keinen Fall raufschreiben.“ So hat Detlef Gumnior mit seinen 78 Jahren aus einem recht turbulenten Wochenende auch noch etwas gelernt.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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