Das heutige Stadtteilzentrum hat schon immer die Schönholzer Straße geprägt

Um 1900 gab es dort noch viele Bäume. | Foto: Sammlung des Freundeskreises der Chronik Pankow
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Sie ist eine relativ kurze Straße, aber dafür sehr geschichtsträchtig: die Schönholzer Straße.

Gebaut wurde sie als Verbindung zur damaligen Kolonie Schönholz, die im 18. Jahrhundert von Königin Elisabeth Christine angelegt wurde. Zunächst hieß sie nur Straße 39, ehe sie 1862 ihren heutigen Namen erhielt. Die Schönholzer Straße führt vom Rathaus Pankow in Richtung Schönholzer Heide. Der wohl interessanteste Gebäudekomplex an dieser Straße ist die Hausnummer 10/11. Dort haben heute das Stadtteilzentrum Pankow und die Begegnungsstätte an der Panke ihr Zuhause. 1886 ließ ein Kaufmann namens Goldberg das dreiteilige Ensemble errichten. Ein zurückgesetztes dreigeschossiges Hauptgebäude und zwei Seitenhäuser mit jeweils zwei Stockwerken umrahmen einen Vorhof. In der Folgezeit gab es dann mehrere Eigentümer.

Bis in die 1960er-Jahre diente der Komplex vor allem als Wohnhaus. 1900 lebten dort neun und im Jahr 1922 sogar 15 Mietparteien. Es gab an der Schönholzer Straße 10/11 aber auch andere Nutzungen. So wurde 1903 von einer Privatperson zum Beispiel eine Leihbücherei gegründet, die sich im ersten Stockwerk des Haupthauses befand.

1889 gründete ein Dr. Hermanni auf dem Grundstück außerdem eine höhere Knabenschule für Jungen aus der Pankower Bürgerschicht. Etwa 40 bis 50 Schüler unterrichtete er bis 1892. Dann verlegte er den Schulstandort in die Breite Straße 25. Als dort das Rathaus gebaut wurde, zog die Schule weiter in die Neue Schönholzer Straße 32. Dort befindet sich heute die Reinhold-Burger-Oberschule.

Eine weitere Nutzung, die es ab 1907 in der Schönholzer Straße 10/11 gab: Im ersten Stockwerk des Hauptgebäudes befand sich der Betsaal der Religionsgemeinschaft „Agudath Achim“. Aus diesem Grund wurde das Gebäude im Volksmund „Judenhof“ genannt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts zogen immer mehr Menschen jüdischen Glaubens nach Pankow. Die Wege zu den großen Synagogen in Berlin waren weit. Es mussten Beträume in der Nähe geschaffen werden. Daher beschlossen einige angesehene Bürger im Jahre 1895, in Pankow einen jüdischen Religionsverein zu gründen. Sie gaben ihm den hebräischen Namen „Agudath Achim“, auf Deutsch „Vereinigung von Brüdern“. Der Betsaal bestand bis 1922.

In den 1960er-Jahren wurde der Gebäudekomplex für gewerbliche Nutzungen umgebaut. Von 1965 bis 1992 residierten dort drei Außenhandelsunternehmen. Außerdem nutzte die Kammer für Außenhandel Räume. Nach 1990 hatte dort unter anderem die Weiterbildungsgesellschaft Quadriga ihren Sitz, und von 1993 bis 1996 befand sich dort die Kreisgeschäftsstelle der CDU. Nach 1996 standen die Häuser fast zehn Jahre leer. Der Verein Bürgerhaus übernahm den stark sanierungsbedürftigen Gebäudekomplex.

Der linke Seitenflügel wurde raschauf Vordermann gebracht und ist seit seiner Fertigstellung Geschäftsstelle des Vereins. Ab 2008 wurde am Haupthaus gebaut, in dem sich heute das Stadtteilzentrum Pankow befindet. Und vor zwei Jahren begann die Sanierung des letzten Gebäudeteils auf dem Grundstück. In diesem eröffnete im vergangenen Jahr die kommunale „Begegnungsstätte an der Panke“. Weitere Informationen zum Stadtteilzentrum Pankow gibt es auf www.stz-pankow.de. Die Schönholzer heute: Kaum noch Bäume, dafür viel Verkehr.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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