Zwangsarbeiter im einstigen Luna-Park
Gedenktafel am Bunker in der Schönholzer Heide erinnert an die Verbrechen der Nationalsozialisten
Am „Luna-Bunker“ wurde eine Gedenktafel eingeweiht, die an die Geschichte dieses Ortes als Zwangsarbeiterlager erinnert.
Dieser langgestreckte, geräumige Bunker in der Schönholzer Heide ist heute von einem Zaun umgeben, kein Unbefugter kann ihn betreten. Denn er ist heute ein Quartier für geschützte Fledermausarten. Das war in der Vergangenheit schon mal anders. Der Bunker galt als beliebter Lost Place und wurde immer wieder für illegale Partys genutzt. Dass er eine traurige Geschichte hat, ahnten die Feiernden offenbar nicht.
Der Bunker liegt im südwestlichen Teil der Schönholzer Heide nördlich der Hermann-Hesse-Straße. Ab Mitte der 1930er-Jahre errichteten die Nationalsozialisten im Zuge der Kriegsvorbereitung in ganz Deutschland Luftschutzbunker, so auch den „Luna-Bunker“. Sein Name erinnert an die einstige Nutzung der Schönholzer Heide als Vergnügungspark. Dieser war der Nachfolger des berühmten Luna-Parks in Halensee.
Der Bunker sollte offenbar als behelfsmäßige Schutzanlage bei Luftangriffen dienen. Ein Bodenanker nahe dem Gebäude lässt auch eine Verwendung als Nachrichtenbunker vermuten. Doch schließlich wurde er ganz anders genutzt. Für die kriegswichtigen Deutsche Waffen- und Munitionswerke DWM in Reinickendorf wurden Zwangsarbeiter benötigt. Diese mussten untergebracht werden.
So wurden im Sommer 1940 die ersten Zwangsarbeiter auf dem Gelände des ehemaligen Vergnügungsparks einquartiert. Diese kamen aus Polen. Den Männern sagte man, dass sie zum Weiterbildungslehrgang in Berlin fahren würden. Deshalb hatten manche sogar Fotoapparate mit dabei. Sie fotografierten sogar noch die Reste des einstigen Vergnügungsparks. Doch statt Weiterbildung wartete auf sie die Zwangsarbeit in den DWM.
Weil immer mehr Zwangsarbeiter für die Waffenproduktion benötigt wurden, sei auch das Zwangsarbeiterlager in der Schönholzer Heide nach und nach erweitert worden, berichtet der Leiter des Pankower Museums, Bernt Roder. Dazu wurden Holzbaracken aufgebaut. Neben Polen kamen die Zwangsarbeiter auch aus Frankreich, Belgien, Kroatien und der Sowjetunion. Zahlreiche Lagerinsassen starben an Unterernährung und Krankheiten sowie bei Bombenangriffen. Insgesamt 97 Todesfälle wurden später dokumentiert. Das „Luna-Lager“ war zwischen 1940 und 1945 das zweitgrößte Zwangsarbeitslager in Berlin. Am 24. April 1945 wurde es befreit.
Danach wurden die Baracken und Bunker von der Roten Armee genutzt, unter anderem für die Lagerung von Kartoffeln und anderen Lebensmitteln. Aus dieser Zeit stammt auch der Spitzname für den Bunker in der Schönholzer Heide, den alteingesessene Pankower „Kartoffelbunker“ nannten. Zu DDR-Zeiten soll der Bunker dann auch für die Zucht von Champignons genutzt worden sein, berichtet die Stadträtin für Ordnung und öffentlichen Raum, Manuela Anders-Granitzki (CDU). Doch dieser Fakt sei bislang nicht bestätigt, sagt sie.
Dass nun über das Zwangsarbeiterlager mit einer Gedenktafel informiert wird, ist einer Anregung von Cornelia Wagner vom Pankower Straßen- und Grünflächenamt zu verdanken. Diese Anregung wurde von der Pankower Gedenktafelkommission aufgegriffen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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