Ralf Luderfinger und Lutz Mantel lassen die Berliner Woche hinter die Kulissen des "Zimmers 16" blicken
Pankow. Mit seiner ungewöhnlich gestalteten Fassade sticht das „Zimmer 16“ aus den Läden entlang der Florastraße heraus. Was hinter der Fassade passiert, erfahren Sie im zweiten Teil der Berliner-Woche-Serie „Unser Kiez – Rund um die Florastraße“.
Ralf Luderfinger schließt die Tür auf. Es ist 17 Uhr. Er ist heute früh dran. Das Konzert beginnt erst in drei Stunden. Um alles für den Abend vorzubereiten, brauchen er und sein Team nicht so viel Zeit. Alle sind eingespielt. Soundcheck, die Einstellung des Lichts, Barbetrieb, Einlass – darin hat man im „Zimmer 16“ Routine. Veranstaltungen finden dort fast jeden Tag statt, etwa 300 im Jahr.
Heute ist Ralf Luderfinger extra früher gekommen, um dem Berliner-Woche-Reporter ganz in Ruhe erzählen zu können, was es mit diesem ungewöhnlichen Veranstaltungsort auf sich hat. „Wir sind das einzige Kulturhaus in Pankow mit Vollprogramm“, sagt Luderfinger, nippt an seinem heißen Kaffee und lächelt stolz. Betreiber des „Zimmer 16“ ist der Förderverein Mikado. Dieser gründete sich Anfang der 90er-Jahre in Hohenschönhausen im Jugendklub Mikado. Luderfinger war dort Leiter. Um die Jahrtausendwende stellten die Vereinsmitglieder fest, dass inzwischen fast alle in Pankow wohnen. „Als wir dann die leerstehenden Räume in der Florastraße 16 entdeckten, war klar, dass wir hier was Neues anfangen wollen“, so der Vereinsvorsitzende.
„Wir haben dann alles in Eigenleistung ausgebaut“, erinnert sich Luderfinger. Am 20. April 2002 ging es im etwa 130 Quadratmeter großen „Zimmer 16“ los – mit einer Offenen Bühne. „Das ist unsere älteste Veranstaltungsreihe. Sie läuft heute noch“, sagt Luderfinger. „Das Prinzip ist einfach. Wer was auf der Bühne präsentieren will, kommt um 19 Uhr, meldet sich beim Moderator – und dann geht es am Abend auf die Bühne.“
Nach und nach entwickelte sich das Abendprogramm des „Zimmers 16“ mit seinen 60 Sitz- und 20 Stehplätzen weiter. Donnerstag bis Sonntag finden vor allem Konzerte statt. Musiker aller Stilrichtungen treten auf. „Wir hatten inzwischen Vertreter aus allen Kontinenten bei uns“, resümiert Luderfinger. Regelmäßig findet außerdem Improvisationstheater statt. Und Fotografen zeigen Ausstellungen. Derzeit sind Porträts von Menschen indigener Völker zu sehen. Fotografiert hat sie der Welterkunder Wieland Meier. Doch nicht nur Erwachsenen steht die Tür offen. Seit 2005 gibt es vor- und nachmittags ein eigenes Kinderprogramm.
Dass das komplette Programm ehrenamtlich auf die Beine gestellt wird, ist das Erstaunlichste am "Zimmer 16". „Wir haben 25 Mitglieder im Förderverein. Zehn sorgen regelmäßig aktiv dafür, dass bei den Veranstaltungen alles rundläuft“, sagt der Vereinskassenwart Lutz Mantel. Voraussetzung für den Erfolg ist natürlich die Qualität des Programms. Nur wenn viele Leute kommen, gibt es Einnahmen, kann die Miete bezahlt werden.
Und dafür gehen auch fast alle Einnahmen drauf. „Wir müssten eigentlich auch mal unsere Technik erneuern“, so Luderfinger, „aber das ist derzeit nicht möglich.“ Der Verein Mikado bemühte sich bereits um einen Mietzuschuss beim Bezirksamt. 1000 Euro im Monat wären nötig. Aber das lässt das Berliner Haushaltsrecht nicht zu. Und ein Sponsor fand sich bislang auch nicht.
Ralf Luderfinger trinkt den letzten Schluck Kaffee. Jetzt muss er langsam anfangen. Was motiviert ihn, so engagiert ehrenamtlich für das Kulturangebot im Kiez zu arbeiten. „Das steckt mir einfach im Blut“, sagt der 60-Jährige. „Ich war mein Leben lang Klubleiter. Es macht mir einfach Spaß, Veranstaltungen zu organisieren. Das geht den anderen in unserem Verein auch so.“
Weitere Informationen zum vielfältigen Programm im "Zimmer 16" gibt es im Internet auf www.zimmer-16.de. BW
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