Seit 50 Jahren nur noch Grünanlage
Zaun und Tore des stillgelegten Friedhofs Pankow I sind inzwischen restauriert
Er ist zwar bereits 1971 offizielle geschlossen worden: Die Grünanlage am Bürgerpark wird aber heute immer noch als Friedhof Pankow I geführt.
Im zurückliegenden Jahr ist dieser Friedhof sogar noch ein Stückweit aufgewertet worden. Anfang April 2020 wurde der Wildwuchs in einem Teil der historischen, aber inzwischen maroden Zaunanlage entfernt. Danach sind die schmiedeeisernen Zaunfelder abgebaut und zur Restaurierung in eine Werkstatt gebracht worden. Währenddessen ist der Sockel der Zaunanlage, die aus dem Jahre 1908 stammt, instandgesetzt worden. Inzwischen sind die Zaunfelder und die Tore wieder aufgebaut, sodass der unter Denkmalschutz stehende Friedhof jetzt von der Straße aus wieder schmuck aussieht.
Ein Bauzaun steht indes noch am Mausoleum von Hermann Killisch von Horn, der Ende des 19. Jahrhunderts den heutigen Bürgerpark anlegte. Auch von diesem Bauwerk wurde Wildwuchs entfernt. Später soll die Fassade instandgesetzt und das Gewölbedach neu mit Blech eingedeckt werden. Alle Baumaßnahmen werden mit Mitteln aus dem Förderprogramm zur „Unterhaltung landeseigener Denkmale“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen finanziert.
Gräber bekannter Pankower
Der rund 4600 Quadratmeter große 1. Gemeindefriedhof Pankow wurde 1841 angelegt. Zuvor wurden seinerzeit verstorbenen Pankower innerhalb der Umfassungsmauer der alten Pfarrkirche „Zu den Vier Evangelisten“ auf dem Pankower Dorfanger bestattet. Da die Kirchengemeinde einen Erweiterungsbau an der Kirche plante, wurden die bestehenden Gräber auf den neu angelegten Gemeindefriedhof umgebettet. Die ursprüngliche Holzeinfriedung der gesamten Fläche wurde 1908 durch die repräsentative schmiedeeiserne Einfassung ersetzt, die nun restauriert wurde.
Wer über die Grünanlage Friedhof Pankow I spaziert und sich Zeit nimmt, die Grabschriften zu entziffern, stößt unter anderem auf die Grabanlage von Schmiedemeister Louis Schmidt (1836-1914). Der war ehrenamtlicher Gemeindeschöffe und viele Jahre ehrenamtlich stellvertretender Bürgermeister von Pankow. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof am Bürgerpark ebenso wie Richard Gottschalk, dem Pankow unter anderem sein imposantes Rathaus zu verdanken hat. Gottschalk war Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts Bürgermeister von Pankow. Als solcher initiierte er zum Beispiel den Bau eines Wasserwerkes und die Installation der Wasser- und Abwasserversorgung in Pankow. Außerdem sorgte er dafür, dass in Pankow Gasleitungen verlegt wurden. Über die wurden seinerzeit auch die Gaslaternen an den Hauptstraßen mit Gas versorgt.
Erinnerung an drei mutige Pfarrer
Drei kleinere Grabmäler und ein noch recht frischer Gedenkstein erinnern indes an drei bekannte Pankower Geistliche. Der Gedenkstein trägt die Inschrift: „Diese Pfarrer waren führend im Widerstand gegen das Naziregime“. Mit ihm wird an die früheren Pfarrer Rudolf Jungklaus (Hoffnungskirchengemeinde), Martin Maresch (Martin-Luther-Gemeinde) und an den Superintendenten Paul Fritsch (Alt-Pankow) erinnert. Wenn auch sehr unterschiedlich haben sich diese drei Kirchenmänner gegen den Einfluss von Nazis auf ihre Gemeinden während der Zeit des Nationalsozialismus gewehrt. Außerdem versuchten sie zum Teil, Juden vor der Deportation zu retten. Die Grabsteine dieser drei Pfarrer stehen bereits seit Anfang der 90er-Jahre auf dem Friedhof Pankow I. Weiterhin wies eine Holztafel auf sie hin. Diese wurde 2020 allerdings von den drei evangelischen Gemeinden durch einen Stein ersetzt, für den der Text der alten Tafel übernommen wurde.
Bestattungen finden auf dem Friedhof Pankow I seit nunmehr 50 Jahren nicht mehr statt. Dafür steht unweit vom Bürgerpark inzwischen der Friedhof Pankow III zur Verfügung. Auch auf ihm befinden sich Grabstellen von Persönlichkeiten, die in und für Pankow wirkten. Dazu zählen zum Beispiel Ernst Busch, Max Lingner, Anton Saefkow, Fritz Cremer und Paul Nipkow.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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