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Der König von Albanien: Aus dem Leben des Hochstaplers Otto Witte
Otto Witte war zweifellos einer der größten Abenteurer und Hochstapler des vergangenen Jahrhunderts. Bekannt wurde er als „König von Albanien“. Und Otto Witte lebte im seinerzeit neu gegründeten Stadtbezirk Pankow.
Verbürgt ist, dass er 1871 in Diesburg bei Magdeburg als Artistensohn geboren wurde. Mit neun Jahren büxte er von zu Hause aus und zog mit Schaustellern umher. Die Menschenkenntnis, die er sich dabei aneignete, nutzte er später immer wieder für seine Hochstapeleien aus. Zugute kam ihm auch, dass er zwar nicht lesen und schreiben konnte, dafür aber neben Deutsch, Englisch und Französisch noch mindestens fünf weitere Sprachen wie Türkisch oder Serbisch perfekt sprach.
Nach einer ereignisreichen Zeit als junger Erwachsener landete er irgendwann in die Türkei. Und interessiert verfolgte er von dort aus die Entwicklungen in Albanien. In diesem Land ging es Anfang des 20. Jahrhunderts drunter und drüber. Als möglicher neuer König für den kleinen Balkanstaat wurde der türkische Prinz Halim Eddine gehandelt. Und durch einen Zufall entdeckte Witte, dass er dem Prinzen sehr ähnelte.
Das nutze er aus. Mit gefälschtem Pass und geliehener Uniformen kam er in Albanien an. Und das Unglaubliche passierte: Dem „Prinzen“ wurde die albanische Krone angeboten. Tatsächlich wurde Otto Witte am 15. Februar 1913 gekrönt. Nach fünf Tagen flog der Schwindel aber auf. Witte floh. An der österreichischen Grenze wurde er festgenommen und in eine Irrenanstalt eingeliefert, aber schon bald wieder freigelassen.
Otto Witte, der sich sein weiteres Leben tatsächlich ganz offiziell „Exkönig von Albanien“ nennen durfte, zog nach Pankow, wo er in den 1920er-Jahren an der Wollankstraße wohnte. 1950 zog er nach Hamburg um, wo er 1958 starb.
Über die Lebensgeschichte von Otto Witte schrieb übrigens Andreas Izquierdo vor mehr als einem Jahrzehnt den Roman „König von Albanien“. Für ihn recherchierte der Autor seinerzeit bei Wittes Enkelinnen Helga Zahn und Annelies Wozniak, aber auch in Österreich und in der albanischen Botschaft.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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