Sanierte Kirche ist sein Lebenswerk
Hoffnungskirchengemeinde trauert um ihren früheren Pfarrer
Die Hoffnungskirchengemeinde trauert um ihren langjährigen Pfarrer Ulrich Kappes.
Als Pfarrer Kappes im Jahr 2009 nach 27 Dienstjahren in der Gemeinde in den Ruhestand verabschiedet wurde, hieß es in der veröffentlichten Dankesanzeige: „1982 kam er zu uns, in eine Gemeinde, die es erst richtig aufzubauen galt, in ein Gotteshaus, das wegen Baufälligkeit nicht nutzbar war. Heute gibt es eine lebendige Gemeinde und unsere schöne Jugendstilkirche erstrahlt in altem Glanz – sein Lebenswerk!“
Tatsächlich ist die Hoffnungskirche in Pankow, die zu den wichtigsten Jugendstil-Denkmalen in Berlin gehört, das wohl sichtbarste Zeichen seines Wirkens. Sie war in den 1980er-Jahren nicht nur baufällig, sondern nach einer Umgestaltung zwanzig Jahre zuvor völlig ihres ursprünglichen Charakters beraubt. Es schien illusorisch, diese Kirche wieder aufzubauen. Trotzdem begann Pfarrer Kappes mit wenigen Helfern, den maroden Fußboden der Kirche aufzuhacken, damit der ersetzt werden konnte.
Nach diesem tatkräftigen Einsatz am Anfang hat er es durch sein unermüdliches Wirken erreicht, dass das gesamte Gebäude nach und nach aufwändig restauriert werden konnte. So ist mit fast jedem Ornament, jeder Lampe und selbst mit den Kissen auf den Bänken die Erinnerung an Pfarrer Kappes verknüpft. Denn zu allem konnte er eine abenteuerliche Geschichte erzählen.
Superintendent Martin Kirchner fasst in seinem Nachruf diese Zeit so zusammen: „Die Kirche war eine Ruine. Hunderte von Vögeln nisteten dort, alles verwahrlost, Rost, Pilz, Schimmel. Für das ständige Gespräch mit Arbeitern, Architekten, Ingenieuren tauschte Dr. Kappes gern mal Schlips und Anzug gegen Jeans und handwerklich gezeichnetes Hemd. Bis zu seinem Ruhestand hat er 27 Jahre angepackt, Schritt für Schritt Leute begeistert für den Wiederaufbau dieser wunderbaren Kirche, die Stadträtin gewonnen für staatliche Zuschüsse.“
Und bei diesem Großprojekt blieb es nicht. Nach der Restaurierung der Kirche engagierte sich Pfarrer Kappes für den Neubau der Sauer-Orgel, und noch kurz vor seinem Ruhestand wurde auf seine Initiative hin der Erweiterungsbau der gemeindeeigenen Kindertagesstätte fertiggestellt.
Seinen Ruhestand verbrachte Ulrich Kappes in Luckenwalde, blieb aber der Pankower Hoffnungskirche und der Gemeinde weiter verbunden. Er hielt regelmäßig Predigten und veröffentlichte zum 100-jährign Jubiläum der Kirche das Buch „Jugendstil in der Hoffnungskirche zu Berlin-Pankow“, in dem er mit großer Liebe und Kenntnis über die Kirche, ihre Restaurierung und die geschichtlichen Hintergründe schrieb. Nun verstarb Ulrich Kappes im Alter von 76 Jahren. „Seine Hoffnungskirchengemeinde sieht mit großer Dankbarkeit auf sein Leben und sein Wirken zurück und ist in Gedanken auch bei seiner Familie“, heißt es in der offiziellen Mitteilung der Gemeinde. In der Kirche liegt ein Kondolenzbuch aus, in das sich Trauernde zu den Öffnungszeiten der Kirche eintragen können.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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