Tafel ersetzt
Neue Gedenktafel für Zenzl Mühsam

Heike Gerstenberger (links) und Stephanie Wittenburg freuen sich, dass die Gedenktafel am Haus in der Binzstraße erneuert werden konnte. | Foto: Bernd Wähner
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Auf Initiative der AG Spurensuche des Pankower Frauenbeirats wurde am Haus in der Binzstraße 17 eine Gedenktafel in Erinnerung an Crescenz (Zenzl) Mühsam (1884-1962) angebracht.

2015 war schon einmal eine Gedenktafel in Erinnerung an die Mitstreiterin und Ehefrau des Publizisten und Kriegsgegners Erich Mühsam angebracht worden. Allerdings wurde sie beschmiert und dann entwendet, berichtet die Gleichstellungsbeauftragte, Stephanie Wittenburg. Um eine neue Gedenktafel anfertigen zu können, sammelte der Pankower Frauenbeirat über 430 Euro. Auf der neuen Gedenktafel findet sich nun auch eine andere Schreibweise des Vornamens, auf die man sich nach neuesten Forschungsergebnissen zu dieser bemerkenswerten Frau verständigte.

Zenzl Mühsam kam in Oberbayern zur Welt. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie allerdings im Haus an der Binzstraße. Hier starb sie auch 1962. „Sie zeichnete sich durch Mut und Unbeugsamkeit gegen die politischen Diktaturen des vergangenen Jahrhunderts aus“, erklärt Heike Gerstenberger vom Pankower Frauenbeirat. Als Tochter eines Gastwirts geboren, heiratete sie 1915 Erich Mühsam. Sie inspirierte den Schriftsteller und Publizisten und kämpfte an seiner Seite um die Münchener Räterepublik.

Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde Erich Mühsam verhaftet. Sie ermordeten ihn 1934 im KZ Oranienburg. Zenzl Mühsam rettete sein umfangreiches Werk und floh nach Moskau. Doch auch dort wurde sie nicht glücklich. Als Trotzkistin war sie dem stalinistischen System ein Dorn im Auge. 1936 wurde sie wegen angeblicher „konterrevolutionärer trotzkistischer Tätigkeit“ verhaftet, aber bald wieder freigelassen. Im November 1938 wurde sie erneut verhaftet und zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt. Nach der Zeit im Lager wurde sie 1946 entlassen. Man setzte sie, mittellos, in einen Zug nach Nowosibirsk. 1949 wurde sie noch einmal verhaftet und verbannt. Erst im Jahre 1954, nach dem Tode Stalins, ließ man Zenzl Mühsam frei. Sie durfte in die DDR ausreisen.

In Pankow konnte sie, von ihrer langen sowjetischer Gefangenschaft und Verbannung gezeichnet, fortan ein relativ unbeschwertes Leben führen. 1959 zeichnete man sie anlässlich ihres 75. Geburtstags sogar mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber aus. 1962 verstarb Zenzl Mühsam im Alter von 78 Jahren.

Die Gedenktafel für Zenzl Mühsam ist eine von bisher sechs Gedenktafeln, die der Pankower Frauenbeirat initiierte, um im Bezirk lebende und wirkende Frauen zu ehren. Außerdem gehen bisher sechs Platzbenennungen nach bedeutenden Pankower Frauen sowie fünf Straßenbenennungen auf die Initiative des Frauenbeirats zurück. Weitere vier Anträge auf Straßenbenennungen nach Frauenpersönlichkeiten sind noch in Bearbeitung, berichtet Heike Gerstenberger.

Näheres zum Pankower Frauenbeirat findet sich auf www.berlin.de/ba-pankow/politik-und-verwaltung/beauftragte/gleichstellung/artikel.119641.php#headline_1_77.

Heike Gerstenberger (links) und Stephanie Wittenburg freuen sich, dass die Gedenktafel am Haus in der Binzstraße erneuert werden konnte. | Foto: Bernd Wähner
Am Haus an der Binzstraße 17 wurde die neue, leicht veränderte Gedenktafel angebracht. | Foto: Bernd Wähner
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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