Das Leben Revue passieren lassen
Rohnstock Biografien bietet Unterstützung beim Verfassen der eigenen Lebensgeschichte
Sein 25. Gründungsjubiläum kann dieser Tage Rohnstock Biografien feiern. Seinen Sitz hat das in Prenzlauer Berg geründete Büro inzwischen in der Breiten Straße 2a im Herzen Pankows.
Die Idee, für andere Menschen deren Biografien aufzuschreiben, hatte die Germanistin und Autorin Katrin Rohnstock. Sie war Mitte der 90er Jahre Herausgeberin der Buchreihe „Ost-Westlicher Diwan“ im Elefanten Press Verlag. Gerade war in einer Zeitung ihr Artikel „Stiefbrüder – Was Ostmänner und Westmänner voneinander denken“ erschienen. „Da sprach mich 1997 die Kassiererin meiner Tankstelle an, die den Beitrag gelesen hatte. Sie sagte: Ach, Sie sind Schriftstellerin. Mein Vater hat ein interessantes Leben. Würden Sie das in meinem Auftrag aufschreiben?“, erinnert sich Katrin Rohnstock.
Sie sei erst einmal etwas verdutzt gewesen. Doch dann überlegte sich Katrin Rohnstock: Prominente haben ihre Ghostwriter, die deren Autobiografien aufschreiben. Doch wer schreibt für ganz normale Menschen, Menschen wie du und ich deren Biografien auf, wenn diese oder deren Angehörige es wünschen? Sie recherchierte und stellte fest, dass es solch ein Angebot bis dahin in Deutschland noch nicht gab. Deshalb beschloss sie, diese Marktlücke zu füllen.
Neue Räume, mehr Mitarbeiter
Sie beauftragte im Vorfeld der Gründung ihres Medienbüros sogar ein Marktforschungsinstitut, holte sich Unterstützung von einer Soziologin, entwickelte eine spezielle Methode der Interviewführung und schließlich ihre eigene Methode des autobiografischen Schreibens aus der Perspektive anderer Menschen. Katrin Rohnstock bewarb sich dann mit Partnern beim ersten Business-Wettbewerb der Sparkasse. „Wir gewannen zwar nicht. Aber ich wollte das unbedingt machen“, erinnert sie sich. So gründete sie 1998 schließlich ihr Medienbüro in zwei Zimmern eines Mehrfamilienhauses an der Danziger Straße. „Für die zwei Räume mit insgesamt 50 Quadratmetern waren damals nur 300 D-Mark zu zahlen, kein Vergleich zu den Mieten, die heute aufgerufen werden.“ Und dann machte sich die Autorin an die Arbeit.
Die erste Autobiografie als Ghostwriterin verfasste sie über Artur Willenberg. Deren Titel: „Mein Leben – erzählt auf Wunsch meiner Enkelin“. Willenberg war aus Schlesien geflüchtet und war später Produktionsleiter bei Bergmann-Borsig. Bis Ende des Jahres entstanden nach diesem Erstling drei weitere Biografien. Die schaffte die Gründerin des Medienbüros aber nicht mehr allein. Sie holte ihren Kollegen Dietmar Bender an Bord und führte ihn in die Rohnstock-Methode des autobiografischen Schreibens ein.
Das Team um Katrin Rohnstock wuchs weiter. Neue Räume wurden gebraucht. Das Medienbüro zog in die Prenzlauer Allee 217 um. Und es gab immer mehr Anfragen. Deshalb wurden weitere Mitarbeiter benötigt. Nach einem Artikel über Katrin Rohnstock im Spiegel meldeten sich unglaubliche 320 Bewerber, die bei ihr arbeiten wollten. „Doch dafür musste eine Qualifizierung entwickelt werden“, berichtet die Inhaberin des Medienbüros. Gemeinsam mit einer Weiterbildungsfachfrau entwickelte sie ein Curriculum für die Ausbildung. „Außerdem schufen wir die Berufsbezeichnung ‚Autobiografiker‘, die man nach dieser Ausbildung tragen konnte“, erklärt sie. „Diese neue Berufsbezeichnung ließ ich mir als Markenzeichen beim Patentamt eintragen. Und bis heute arbeiten bei uns nur von Rohnstock Biographien ausgebildete Autoren. Das garantiert uns hohe Qualität.“
Erste Firmen-Biografie
Eine nächste Facette der Geschichte von Rohnstock Biografien bahnte sich 2002 an. Der Unternehmer Dietrich Alberts las im Handelsblatt über sie. Der Inhaber des mittelständischen Familienunternehmens GAH Alberts fragte daraufhin bei ihr an, ob sie nicht aus der Sicht der Mitarbeiter über die 150-jährige Geschichte dieses Unternehmens schreiben könne. „Die Geschichte umfasste bereits fünf Generationen. Es gab viele Fotos, Briefwechsel und andere Dokumente“, erinnert sich Katrin Rohnstock. „Wir wagten uns heran und schrieben unsere erste Firmen-Biografie.“ Viele weitere folgten.
Insgesamt verfasste Rohnstock Biografien in den zurückliegenden 25 Jahren rund 400 biografische Bücher. Aber es gibt auch viele Menschen, die ihre Geschichte nur erzählen und sich mit anderen vielleicht darüber austauschen möchten. Für diese wurde das Format „Erzählsalon“ entwickelt. In den „Erzählsalons“ treffen sich zwölf bis 15 Leute einmal im Monat, um in ihren Erinnerungen zu schwelgen. Als Spezialformat entwickelte sich daraus die Erzählsalon-Reihe „Ost-West-Salon“. Weitere Erzählprojekte von Rohnstock Biografien kamen im Laufe der Jahre hinzu.
Ein ganz besonderes Projekt, das ihr sehr am Herzen lag, setzte Katrin Rohnstock im vergangenen Jahr um. Als sich der zehnte Jahrestag der Besetzung der Pankower Seniorenbegegnungsstätte Stille Straße 10 jährte, verfasste sie mit ihrem Team ein Buch über die „ältesten Hausbesetzerinnen und -besetzer der Welt“. Dessen Titel: „Die unbeugsamen Alten der Stille Straße 10“.
Mehr ist auf www.rohnstock-biografien.de zu erfahren.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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