"Dicke Bretter bohren"
Botschaftsvilla in Schönholz verfällt immer mehr

Die Villa vor Schönholz wird immer ruinöser. Auch wenn das Gebäude einen imposanten Eindruck macht, ein Baudenkmal ist es aus Sicht der Denkmalschützer offenbar nicht. | Foto: Bernd Wähner
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  • Die Villa vor Schönholz wird immer ruinöser. Auch wenn das Gebäude einen imposanten Eindruck macht, ein Baudenkmal ist es aus Sicht der Denkmalschützer offenbar nicht.
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Die Villa vor Schönholz war einst ein ansehnliches Gebäude. Inzwischen verfällt sie immer mehr. Der Garten verwildert, und Zaundurchbrüche sind inzwischen mit rot-weißem Flatterband provisorisch gesichert. Eine neue Nutzung ist nicht in Sicht.

Die Gründerzeitvilla an der Straße vor Schönholz 23 hat eine lange und bewegte Geschichte. Das Gebäude wurde im Laufe des vergangenen Jahrhunderts unter anderem als Restaurant, Altenheim, vom nahegelegenen Friedhof für die Aufbewahrung von Leichen, als Polizeidienststelle, von der Gesellschaft für Sport und Technik und sogar mal vom Gewerbeamt Pankow genutzt. Anfang dieses Jahrtausends kaufte die Republik Sambia die Immobilie. Sie sollte saniert und als Botschaft hergerichtet werden. Doch dann entschied man sich anders und bezog ein Gebäude in Mitte. Seit dem steht die Villa leer und verfällt; ebenso der Park.

Eigentum von Sambia,
Bezirk hat kaum Handlungsspielraum

„Inzwischen halten sich darin oft illegal Personen auf, die Teile des Gebäudes in offenen Feuern verheizen und dadurch schwere Schäden verursachen“, berichtet der Verordnete Lars Bocian (CDU). Da sich die Villa nach wie vor im Besitz der Republik Sambia befindet, hat das Bezirksamt allerdings kaum Handlungsspielraum, um an diesem Zustand etwas zu ändern.

Vor einem Jahr stellte die CDU-Fraktion deshalb bereits den Antrag, dass das Bezirksamt prüfen solle, ob ein bezirklicher Fachbedarf für die Nutzung des Grundstücks an Straße vor Schönholz 23 besteht. Dieser Verwaltungsschritt war nötig. Erst wenn ein Fachbedarf besteht, könnten weitere Schritte eingeleitet werden, um die Immobilie wieder einer Nutzung durch den Bezirk zuzuführen. Doch das Bezirksamt teile nach Abfrage bei seinen Fachämtern mit, dass kein Fachbedarf bestehe.

Kommt Denkmalschutz in Frage?

Eine weitere Möglichkeit, damit sich am Zustand der Villa etwas ändert, wäre, sie als Baudenkmal einzustufen, meint Lars Bocian. Deshalb brachte seine Fraktion in der BVV einen entsprechenden Antrag ein. Das Bezirksamt solle prüfen, wie die Villa vor Schönholz schnellstmöglich unter Denkmalschutz gestellt werden kann.

Die Diskussion über diesen Antrag zeigte: Es besteht Einigkeit, dass die Situation bei der Villa vor Schönholz sehr kompliziert ist. „Aber der Denkmalcharakter eines Gebäudes ergibt sich nicht aus dessen Gefährdung, sondern aus seiner Schutzwürdigkeit“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Roland Schröder. „Die Denkmalbehörde befasst sich seit 30 Jahren mit dieser Villa. Bisher ist noch keine Entscheidung zum Denkmalschutz gefallen.“ Um mit dieser Immobilie voranzukommen, brauche es stattdessen einen Investor, der auf die Republik Sambia zugeht, die Villa kauft und dann saniert. Aber der sei nicht in Sicht.

Komplizierte Immobilie

Weil sie keine Chance sahen, dass die Immobilie unter Denkmalschutz gestellt wird, lehnte die Mehrheit der Verordneten den erneuten Vorstoß der CDU-Fraktion zur Rettung der Villa vor Schönholz ab. Dass die Villa vor Schönholz eine komplizierte Immobilie ist, musste auch der Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar (Bündnis 90/Die Grünen) erfahren: „Ich hatte mehrfach versucht, mit der Berliner Botschaft Sambias in Kontakt zu treten, bislang ohne Reaktion“, berichtet er. „Dicke Bretter wollen hier gebohrt werden.“

Sich für einen Denkmalschutz für das sambische Gebäude einzusetzen, hält Gelbhaar auch nicht für den richtigen Weg. „Es gilt, ins Gespräch zu kommen.“ Da gebe es zum Beispiel die theoretische Möglichkeit, das Grundstück mit der Stadt Berlin gegen ein anderes einzutauschen. Zu prüfen wäre auch, ob die Botschaft Sambias bereit ist, das Grundstück doch zu veräußern. „In jedem Fall braucht es mehr Bewegung. Denn die Zeit nagt sichtbar an dem schönen Gebäude“, so Gelbhaar.

Signal aus Sambia

Doch das aktuelle Engagement scheint Wirkung zu zeigen. Bezüglich der Rettung der Villa vor Schönholz, für die sich auch der Pankower Bezirkshistoriker Christian Bormann einsetzt, gibt es erste positive Nachrichten: Bei Bormann ging eine Nachricht ein, die darauf hoffen lässt, dass das Botschaftsgebäude der Republik Sambia durch die Eigentümer endlich gesichert und saniert werden soll.

Dazu erklärt der stadtentwicklungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Lars Bocian: „Ich bin unserem Bezirkshistoriker Christian Bormann sehr dankbar für den jahrelangen gemeinsamen Kampf um die Villa vor Schönholz. Die ersten positiven Nachrichten aus Sambia stimmen uns hoffnungsvoll, dass es bald einen entscheidenden Schritt weitergeht. Gemeinsam wollen wir die Villa als bedeutenden historischen Ort retten und das Gebäude erhalten. Unser Ziel ist es, Gebäude und Gelände zu einem Ort der Begegnung für die Menschen in der Umgebung zu machen – zum Beispiel als Bildungszentrum oder als Mehrgenerationenhaus.“

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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