Gertrud Hanna zu Ehren: SPD-Kreisgeschäftsstelle hat jetzt einen Namen
Die SPD hat ihrer Kreisgeschäftsstelle an der Berliner Straße 30 einen Namen gegeben. Sie heißt jetzt Gertrud Hanna.
Dass die Kreisgeschäftsstelle nach einer politisch profilierten weiblichen Persönlichkeit mit Pankower Wurzeln benannt werden soll, wurde von der Kreisdelegiertenversammlung, quasi dem Parteitag der Pankower SPD, beschlossen. Das die Wahl auf die frühere Sozialdemokratin, Gewerkschafterin und Abgeordnete Gertrud Hanna fiel, hat seinen Grund: „Sie wohnte in den 20er-Jahren an der Berliner Straße 24“, berichtet der SPD-Kreisvorsitzende Knut Lambertin.
Gertrud Hanna hatte ein bewegtes Leben, in dem sie sich mit ganzer Kraft für das Wohl arbeitender Frauen einsetzte. Geboren wurde sie 1876 als eine von drei Töchtern eines armen Berliner Arbeiterpaares. Schon mit 14 Jahren war sie gezwungen, ihre Schulzeit zu beenden und sich ihr Geld als Buchdruckerei-Hilfsarbeiterin zu verdienen.
Anfang der 1890er-Jahre trat sie in den „Freigewerkschaftlichen Verband der Buch- und Steindruckerei-Hilfsarbeiter und -Arbeiterinnen“ ein und wurde schon bald darauf Vorstandsmitglied. Die Anerkennung der Frauen als gleichberechtigte Partnerinnen und Mitarbeiterinnen trieb ihr politisches Wirken zeitlebens an. Ab 1907 war sie hauptberufliche Sekretärin des Berliner Arbeiterinnen-Komitees und zwei Jahre später Leiterin des Berliner Arbeiterinnen-Komitees. Im Jahr 1908 trat sie in die SPD ein. Von 1909 bis 1933 war sie Mitglied der Generalkommission der Gewerkschaften beziehungsweise des Bundesvorstands des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes und Leiterin des Frauensekretariats.
„Anwältin der arbeitenden Frau“
Von ihren Weggefährtinnen wurde Gertrud Hanna „Anwältin der arbeitenden Frau“ genannt. Gleichwohl wollte sie nicht als Frauenrechtlerin gelten. Innerhalb von Partei und Gewerkschaft vertrat sie eine eher reformistische Position. Das Recht der Frauen auf Erwerbsarbeit und die Gleichberechtigung der Geschlechter wollte sie Seite an Seite mit den Männern erkämpfen.
Zwischen 1919 und 1921 gehörte Gertrud Hanna der verfassungsgebenden preußischen Landesversammlung und anschließend bis 1933 dem preußischen Landtag an. Außerdem war sie ab 1919 Mitglied im Hauptausschuss der Arbeiterwohlfahrt.
„Die Machtübernahme der Nationalsozialisten zerstörte ihr Lebenswerk und ihre Existenzgrundlage“, berichtet Knut Lambertin. „Mit Heimarbeit hielt sie sich mühsam über Wasser, nachdem sie als Gewerkschafssekretärin entlassen worden war. Permanent mit Verhören und Zwangsdiensten von den Nazis drangsaliert, nahm sich Gertrud Hanna gemeinsam mit einer ihrer beiden Schwestern Anfang 1944 das Leben.“
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.