Richard Gottschalk bescherte Anfang des 20. Jahrhunderts den Pankowern ihr Rathaus
Es ist das imposanteste Gebäude im Pankower Zentrum: das Rathaus in der Breiten Straße 24a-26. Noch heute zählt es zu den attraktivsten Rathäusern Berlins. Eingeweiht wurde es 1903, vor 115 Jahren.
Und seinerzeit befand sich Pankow in einer ähnlichen Situation wie heute: Der Ort wuchs und wuchs. Bis 1890, Pankow war noch ein Vorort von Berlin, war der Sitz der Gemeindevertretung in der Schloßstraße 2 (heute Ossietzkystraße). Dort wurde es zu eng in den Amtsstuben. Weil die Einwohnerzahl stetig stieg, wurden immer mehr Mitarbeiter beschäftigt. Die Gemeinde erwarb dann das Grundstück mit Gebäude in der Breiten Straße 5 (heute Nummer 6). Erster Bürgermeister, der an der Breiten Straße residierte, war Richard Gottschalk. Dieser war ein „Hans Dampf in allen Gassen“ und hatte immer wieder neue Ideen.
So initiierte er zum Beispiel den Bau eines Wasserwerkes und die Installation der Wasser- und Abwasserversorgung in Pankow. Außerdem sorgte er dafür, dass in Pankow Gasleitungen verlegt wurden. Über die wurden auch die Gaslaternen an den Hauptstraßen versorgt.
Um 1900 hatte Pankow bereits zirka 22 000 Einwohner. Und der Ort wurde immer noch vom unscheinbaren Gemeindehaus in der Breiten Straße 5 aus „regiert“. Gottschalk fasste den Entschluss: Ein richtiges Rathaus muss her! Nach viel Überzeugungsarbeit, die der Bürgermeister geleistet haben muss, gab der Gemeinderat schließlich grünes Licht.
Wie der weitere Weg zum Entwurf des Rathausneubaus war, ist leider kaum dokumentiert. Bekannt ist nur, dass der Architekturentwurf des erst 25 Jahre alten Wilhelm Johow den Gemeinderat am meisten überzeugte. Nun war nur noch ein geeignetes Grundstück zu finden, möglichst im Herzen Pankows. Doch schon seinerzeit war die Grundstückssituation im Pankower Zentrum nicht einfach. Zum Glück hatte die Gemeinde bereits Ende des 19. Jahrhunderts das Grundstück in der heutigen Breiten Straße 25/26 erworben. Dort befand sich vor dem Bau des Rathauses eine Schule.
Am 12. Juli 1901 wurde der Grundstein für das neue Rathaus gelegt. Bürgermeister Richard Gottschalk nahm die drei obligatorischen Hammerschläge vor. Bereits im Oktober 1902 konnten die ersten Büros bezogen werden. Am 18. April 1903 weihten die Pankower ihr Rathaus mit einem großen Fest ein. Erster Bürgermeister, der in ihm residierte, war natürlich Richard Gottschalk.
Zwischen 1918 und 1920 sowie 1927 und 29 wurde das Rathaus um Anbauten erweitert. Der schönste Raum ist heute zweifellos das Trauzimmer. Dieses stammt vom Berliner Stadtbaudirektor Ludwig Hoffmann. Es wurde 1974 beim Abriss des Fischerkiezes in Mitte sichergestellt – und 1979 ins Erdgeschoss des Pankower Rathauses eingepasst.
Seit einigen Jahren wird das Rathaus saniert und modernisiert. So gibt es inzwischen auf den Fluren Brandschutztüren, und im vergangenen Jahr sind die Sanitäranlagen auf Vordermann gebracht worden. Der einst so beliebte Ratskeller ist jedoch schon seit Jahren geschlossen. Das Bezirksamt sucht zwar seit 20 Jahren einen neuen Betreiber – ohne Erfolg. Alle Interessenten winkten ab, weil sie keine Möglichkeit sehen, den Ratskeller wirtschaftlich zu betreiben. Auch andere Ideen, zum Beispiel dort eine Dauerausstellung des Bezirksmuseums unterzubringen, wurden nicht umgesetzt. Der Grund: Der Ratskeller müsste aus Sicherheitsgründen kostenaufwendig umgebaut werden. Dafür ist derzeit aber kein Geld da. Deshalb wird der Ratskeller unter anderem als Lager für Wahlunterlagen genutzt. 2018 wird das Pankower Wahrzeichen 115 Jahre alt.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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