Historiker erforschte Arbeit der Runden Tische in Pankow
Kürzlich stellte der Autor das 120-seitige Buch im Rahmen einer "Schönhauser Lesung" in der Bundesakademie für Sicherheitspolitik vor. Wenn sie das Ende der DDR betrachten, erinnern Historiker heute vor allem an den Zentralen Runden Tisch. Daneben gab es aber noch viele regionale Runde Tische in den früheren Bezirken, Kreisen und Städten der DDR. Wer die Hintergründe der Entwicklung vom Mauerfall am 9. November 1989 bis zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 verstehen will, müsse sich auch die Arbeit dieser regionalen Runden Tische in Erinnerung rufen, meint Haiko Hübner.Der Historiker beschäftigt sich bereits seit 2001 mit diesem Thema. Seinerzeit begann er in einem Projekt mit dem Historiker Dr. Marin Albrecht sowie den Publizistinnen Hannelore Sigbjoernsen und Kerstin Schlopsnies im Auftrage des Pankower Bezirksamtes Tonbandprotokolle von den Tagungen auszuwerten. Dabei wurde den Fachleuten recht schnell klar: Mit den Protokollen kann man zwar Diskussionen und Fakten rekapitulieren, aber die Stimmung von einst und bestimmte Hintergründe lassen sich damit nicht erhellen. Deshalb arbeitete vor allem Hübner über Jahre weiter an diesem Thema. Er erhielt schließlich vom Kulturring den Auftrag, die Geschichte der Runden Tische von Pankow zu recherchieren.
"Bei meinen Recherchen in Archiven musste ich feststellen, dass es nur sehr wenige Dokumente dazu gab", sagt der Historiker. "Deshalb machte ich mich auf die Suche nach Zeitzeugen. Schwierig war es allerdings häufig, Gesprächsbereitschaft bei den Akteuren von einst zu erzeugen", gesteht Hübner. In der Wendezeit waren die Teilnehmer der Runden Tische engagiert. Sie hatten Ideen und Ideale und hofften auch positive Veränderungen. Nach den Volkskammer- und Kommunalwahlen im Frühjahr 1990 schlug bei etlichen die Euphorie in Enttäuschung um. "Ich stand nun vor der schwierigen Aufgabe, Herzen zu öffnen."
Das gelang Haiko Hübner bei immerhin 25 Bürgerbewegten von einst. Doch bei den Gesprächen tat sich das nächste Problem auf. Nach 23 Jahren fließen natürlich heutige Befindlichkeiten und Bewertungen in Erinnerungen mit ein. "Weil ich mich aber mit einer recht großen Gruppe von Zeitzeugen unterhalten konnte, war es mir möglich, ein sehr differenziertes Bild von den Geschehnissen herauszufiltern." So kann Hübner in seiner Broschüre auch sehr gut darstellen, warum sich die Räte der Stadtbezirke, die Stadtbezirksversammlungen und die SED-Kreisleitungen überhaupt auf Runde Tische einließen. "Man sah sie zunächst als ein Ventil an", so der Historiker.
"Größter Verdienst der Runden Tische war: Ohne Gewalt und ohne großes Chaos konnte die letzte große Krise in der DDR bewältigt werden", sagt Haiko Hübner. Dass er sich so in das Thema hineingekniet hat, erklärt Hübner so: "Ich war in der Wendezeit 14, 15 Jahre alt. Ich habe das zwar alles erlebt, seinerzeit aber nicht verstanden. Nun wollte ich endlich begreifen, was damals ablief. Dabei haben mir meine Recherchen, vor allem aber die Gespräche mit den Zeitzeugen geholfen."
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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