Tolles Engagement
"Blauer Bär" für Franziska Benthin und Melanie Wollert
Für ihr außergewöhnliches Engagement sind die Gründerinnen des gemeinnützigen Vereins FamilienMut, Franziska Benthin und Melanie Wollert, mit dem „Blauen Bären 2023“ ausgezeichnet worden.
Mit ihrem Verein FamilienMut und ihren zahlreichen ehrenamtlichen Helfern haben die beiden Preisträgerinnen maßgeblich die Versorgung von Geflüchteten seit Beginn des vergangenen Jahres in Berlin und an den europäischen Grenzen unterstützt, heißt es in der Begründung der Jury. Durch ihr Engagement und ihren tatkräftigen Einsatz haben sie gezeigt, dass Solidarität und europäische Werte gelebt und mit Leben erfüllt werden müssen.
Familien aufgenommen
Noch vor zwei Jahren kannten sich Franziska Benthin und Melanie Wollert gar nicht. Doch dann begann der Krieg in der Ukraine. Familien aus den Kriegsgebieten flüchteten Richtung Westeuropa. Franziska Benthin arbeitet in der IT-Branche, ist digital vernetzt und bekam einen Hilferuf von ukrainischen Akademikern. Als sie informiert wurde, dass ein Zug mit ukrainischen Flüchtlingen an der polnischen Grenze steht, entschloss sie sich zu handeln. Gemeinsam mit Helfern nahm sie wenig später Familien aus der Ukraine in Empfang, die mit dem Zug am Hauptbahnhof ankamen. Sie stellte Kontakte zu Gastfamilien her. Allein im Bezirk Pankow erklärten sich 154 Familien bereit, Kriegsflüchtlingen aufzunehmen.
Doch das war erst der Anfang. Über Monaten koordinierte sie am Hauptbahnhof, am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) und zeitweise auch am Ostbahnhof und am Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) den Empfang der Flüchtlinge. Wenig später kam Melanie Wollert, die an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik beschäftigt ist, hinzu. Sie wollte ebenfalls helfen, wurde auf die engagierte Pankowerin Franziska Benthin aufmerksam, und fortan arbeiteten die beiden Frauen eng zusammen.
„Wir haben es einfach gemacht"
Weißt du...? Kannst du...? Hast du...? Solche Fragen hatten und haben die Helfer um Franziska Benthin und Melanie Wollert Hunderte Mal seit dem Frühjahr vergangenen Jahr zu beantworten. Über 23 000 Menschen haben von ihrer humanitären Hilfe bis heute profitiert – allein in Pankow wurden inzwischen über 1200 Menschen kurzfristig oder auch dauerhaft bei Familien untergebracht.
„Wir haben nicht groß nachgedacht, warum wir uns so engagieren. Wir haben es einfach gemacht und mit uns sehr viele zusammen. Das hat uns auch Mut gemacht“, sagt Franziska Benthin.
Weil sie feststellten, dass sich viele Dinge schneller klären lassen, wenn eine Vereinsstruktur zur Verfügung steht, gründeten Franziska Benthin und Melanie Wollert ihren Verein FamilienMut. Dieser arbeitet bis heute ohne Hauptamtliche und organisiert sich nur durch Ehrenamtliche, die ihren Aufgaben neben dem Beruf nachkommen.
Hilfe für alleinerziehende Mütter
Ziel des Vereins ist es, auch Familien zu unterstützen, die nicht vor dem Krieg geflüchtet sind, aber auf andere Weise in Berlin unverschuldet mit einer Katastrophe konfrontiert sind. Außerdem wird dank der großzügigen Zuwendung einer Spenderin ein – zunächst virtueller – „Wunschbaum“ für alleinerziehende Mütter aufgebaut. „Alleinerziehende Mütter, die einen dringenden Wunsch erfüllt haben möchten, können sich bei uns melden“, sagt Franziska Benthin. „Wenn zum Beispiel die Waschmaschine kaputt gegangen ist und derzeit kein Geld für eine neue da ist, können wir helfen.“
Franziska Benthin und Melanie Wollert haben gezeigt, dass bürgerschaftliches Engagement und Solidarität Grenzen überwinden kann und die Gesellschaft auch in Veränderungsprozessen miteinander verbindet, so die Jury des „Blauen Bären“ zur Begründung der Auszeichnung. Deshalb wurden sie nun mit diesem Europapreis ausgezeichnet. Überreicht wurde den beiden Pankowerinnen diese Auszeichnung in einem Festakt der Senatsverwaltung für Kultur und Europa sowie der Europäischen Kommission.
Weitere Informationen zum Verein FamilienMut auf familienmut.berlin.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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