Gefragt und gebraucht
Das Frauenzentrum Paula Panke feiert am 28. Februar 2020 seinen 30. Geburtstag
Unter dem Motto „unverzichtbar feministisch – erst recht nach 30 Jahren“ feiert das Frauenzentrum Paula Panke am 28. Februar von 15 bis 20 Uhr seinen 30. Geburtstag. Dabei verabschiedet sich auch Projektmanagerin Astrid Landero und ihre Nachfolgerin sowie zwei weitere Neulinge werden begrüßt. Um wen es sich handelt, wird erst an diesem Nachmittag verraten.
Bevor sie Abschied nimmt, hat Astrid Landero noch eine Anzeige zu machen. Jemand brach in die Bibliothek des Frauenzentrums ein. „Da dachte ich: Jetzt schließt sich der Kreis für mich“, sagt die Projektmanagerin. „Denn als ich vor zwölf Jahren bei Paula Panke anfing, hatte ich ebenfalls einen Einbruch in die Bibliothek bei der Polizei zu melden.“ Wie vor zwölf Jahren war auch diesmal der Sachschaden schmerzlicher als der Wert des Diebesguts. Auf der Suche nach etwas Wertvollem wurden Büromöbel zerstört.
In den vergangenen zwölf Jahren hat Astrid Landero das Pankower Frauenzentrum geprägt und im Bezirk ihre Spuren hinterlassen. Schon die Paula-Panke-Gründung vor 30 Jahren begleitete sie. „Ich war damals beim Jugendradio DT 64“, erzählt sie. Sie hatte eine Frauensendung. Immer wieder war sie bei Paula Panke, um über das Frauenzentrum zu berichten. Das saß damals noch in der Schulstraße 6, in einem alten, abgewohnten Jugendstilhaus in der obersten Etage. Wer sich beraten, informieren oder helfen lassen wollte, musste erst einmal sechs Treppen steigen.
Nach Gründung des Frauenzentrums 1990 war der Bedarf nach Orientierungshilfe und Unterstützung bei den Ostberliner Frauen so groß, dass sie bis auf die Straße Schlange standen. Viele hatten ihre Arbeit verloren, andere wussten nicht, wo sie ihre Kinder lassen sollten, wenn sie abends als Krankenschwester oder Eisenbahnerin zur Schicht mussten. Einige waren von häuslicher Gewalt betroffen. Anwältinnen, Psychologinnen und Sozialarbeiterinnen standen und stehen den Frauen bis heute mit ihrem Wissen zur Verfügung.
„Als ich Anfang der 90er-Jahre schwanger war, nahm ich an einem Geburtsvorbereitungskurs bei Paula Panke teil“, erinnert sich die Projektmanagerin. „So lernte ich das Frauenzentrum dann auch als Nutzerin kennen.“ Später arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundestag. Als Paula Panke per Ausschreibung jemanden für die Öffentlichkeitsarbeit und die Programmgestaltung suchte, bewarb sie sich. „Ich dachte mir, dass ich hier etwas bewegen und Spuren hinterlassen kann“, sagt sie. Am 1. März 2008 war ihr erster Arbeitstag. „Und als sich Dr. Helga Adler in den Ruhestand verabschiedete, folgte ich ihr als Projektmanagerin.“
Seinerzeit hatte das Frauenzentrum noch um die 30 Mitarbeiterinnen. Die meisten waren im flexiblen Kinderbetreuungsprojekt beschäftigt. 2011 musste dieses Projekt eingestellt werden. „Das bedeutete für die Frauen, aber auch für Paula Panke einen großen Einbruch. Denn die Kinderbetreuung war eines unserer Markenzeichen“, so Landero. Seitdem konzentriert sich das Frauenzentrum auf seine Kernaufgaben. „Uns geht es darum, Frauen und Mütter zu stärken und zu unterstützen.“ Unter anderem bietet Paula Panke Beratungen an, Frauen in Not finden Unterkunft in einer Zufluchtswohnung und es gibt Gruppenangebote für Mütter und zahlreiche Veranstaltungen.
Auf die Frage, was sie bei Paula Panke in den zurückliegenden Jahren am meisten überraschte, sagt Astrid Landero: „Dass es das Frauenzentrum nach 30 Jahren immer noch gibt. Und dass es nach wie vor notwendig ist! Ich dachte, dass sich Paula Panke nach zehn oder 15 Jahren Übergangszeit erledigt hat, weil es viele Probleme nicht mehr geben würde. Aber die Beratungen und alle anderen Angebote sind nach wie vor stark nachgefragt und werden gebraucht.“
Nun wird aber erst einmal Geburtstag bei Paula Panke, Schulstraße 25, gefeiert. Für Getränke ist am 28. Februar gesorgt, über Zugaben zum Buffet freut sich das Paula-Panke-Team.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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