Gewaltprävention auf Augenhöhe
Das Konfliktlotsenprojekt "Cool am Pool" der Berliner Bäder Betriebe stellt sich vor
Ein Feuer auf der FKK Wiese, ein Bienenstich oder ein Streit um Wasserpistolen – mit den alltäglichen Konfliktsituationen in den Berliner Bädern setzen sich unter dem Motto "Cool am Pool" Jugendliche in einem gewaltpräventiven Konfliktlotsenprojekt auseinander.
Wenn es an einem heißen Sommertag in den Berliner Bädern mal wieder zu einem gewalttätigen Konflikt kommt, ist kaum noch jemand überrascht. Besonders in der diesjährigen Badesaison hat es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen oftmals jugendlichen Badegästen und dem Sicherheitspersonal oder sogar der Polizei gegeben. Nicht nur Erholung suchende Gäste, sondern selbst das Sicherheitspersonal wird diesen Ausschreitungen manchmal nicht gerecht, wie ein Vorfall im Neuköllner Columbiabad vergangenen Monat zeigte, bei dem das Sicherheitspersonal fliehen und die Polizei alarmiert werden musste.
Um solchen Extremfällen und auch anderen Konflikten entgegenzuwirken, besteht seit 2011 das Projekt "Cool am Pool" als Zusammenarbeit der Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit (GSJ) und den Berliner Bäder Betrieben (BBB). Unter der Leitung des Sozialpädagogen Arne Freudenberg tragen 26 Jugendliche in ihrer Freizeit zur Ordnung und Sicherheit der Bäder bei. In insgesamt 15 Schulungsmodulen werden sie auf Konflikt- und Gewaltprävention, wie auch die Anwendung Erster Hilfe oder die Räumung verschiedener Badebereiche vorbereitet. Zusammen mit der Badeaufsicht und dem Sicherheitspersonal sollen sie für einen konfliktlosen und sicheren Aufenthalt sorgen. Im Konzept der Sicherheit sind sie Hauptbestandteil der Meldungskette, da sie sich, aufgeteilt in Zweiergruppen, immer im Geschehen aufhalten. So konnten sie beispielsweise mal bei einem Brand auf einer FKK Wiese sofort Einsatzkräfte verständigen und die Gäste in Sicherheit bringen.
Trotz der jüngsten Vorfälle, wie unter anderem dem im Columbiabad, schwören die Berliner Bäder auf die Effektivität dieser jugendlichen Hilfstruppe. "Junge Leute haben einen Draht zu jungen Leuten. In der Anwesenheit unserer Lotsen gab es seit 2011 keinen Fall, in dem das Sicherheitspersonal oder die Polizei verständigt werden musste.", so Arne Freudenberg. "Es findet Kommunikation auf Augenhöhe statt. Hier gibt es Konflikte so unterschiedlich wie Badegäste. Nach dem Pandemie-Aus musste soziales Miteinander teilweise neu erlernt werden." Den Lotsen ginge es hierbei weniger um die bescheidene Aufwandsentschädigung, die sie erhalten, sondern vielmehr um die positiven Erfahrungen, die mit ihrer Beschäftigung einhergehen.
Integration durch Konfliktmanagement
In Zweiergruppen und mit Walkie-Talkie ausgestattet bewegen sich die Lotsen über das Gelände der Bäder. Fällt ihnen eine mögliche Konfliktsituation auf, sind sie direkt vor Ort, um zu deeskalieren und beispielsweise im Gespräch mit gleichaltrigen Badegästen die Standards der Bäder zu vermitteln.
Der 21 Jahre alte Eghbal Khadjezadeh ist seit zwei Jahren dabei. "Es ist toll, draußen zu arbeiten." Seit sechs Jahren lebt er in Deutschland, das Konfliktlotsenprojekt habe ihn nicht nur persönlich weitergebracht, sondern ihm auch beim Deutsch lernen geholfen, erzählt er. "Die Verantwortung tut uns gut, wir Lotsen unterstützen uns gegenseitig und geben einander Selbstvertrauen." Viele verschiedene Ethnien kommen bei den Konfliktlotsen zusammen, Khadjezadeh arbeitet unter anderem mit persisch-, englisch-, indisch- und russischsprachigen Lotsen. So ließe sich auch das multinationale Publikum der Bäder besser ansprechen.
Die Lotsen können allerdings nicht immer für Sicherheit sorgen. Denn sie sind kein Dienstleiter, sondern ein soziales Projekt. Und so können sie, oft noch Schüler, nicht immer in den Bädern präsent sein. Meistens würden die von der GSJ rekrutierten Schlichter am Wochenende oder an besonders heißen Tagen eingesetzt, sagt Freudenberg. Allerdings nicht mehr als drei Tage die Woche. "Wir können nicht die Welt retten, aber wir geben unser Bestes!"
Autor:Finn Ruetz aus Rummelsburg |
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