Das Pankower Outreach-Team geht neue Wege bei der Drogenprävention
Pankow. Fast jeder hat es in seiner Jugend mal Erfahrungen mit dem Rauchen, Alkohol oder Drogen gemacht. Da halfen auch Drohungen oder gutgemeinte Ratschläge Erwachsener nicht. Deshalb geht das Pankower Outreach-Team einen ganz anderen Weg.
„Junge Leute wollen sich ausprobieren. Das ist zu akzeptieren. Aber man kann mit ihnen über die Themen Drogen, Drogenkonsum und Sucht ins Gespräch kommen. Und dann denken sie vielleicht über sich und ihren Umgang mit diesen Sachen nach“, sagt Anne Lehmann. Die Sozialarbeiterin aus dem Pankower Outreach-Team weiß, dass plakative Aktionen zu diesem Thema nichts bringen. Auch Belehrungen mit erhobenem Zeigefinger zeigen keine Wirkung. „Da schalten die Jugendlichen eher auf Durchzug.“ Deshalb geht sie mit ihren Kollegen im Antidrogenprojekt „Gut drauf?!“ einen anderen Weg.
„Wir wissen, dass die meisten Jugendlichen nur aus Langeweile Drogen konsumieren“, sagt sie. „Deshalb setzen wir in unserem Projekt auf Aktion und Interaktion. Und wir gehen dorthin, wo sich die Jugendlichen aufhalten – in Parks und auf Plätze.“ Für das Projekt schaffte sich das Team zwei Lastenräder an. Die sind von Jugendlichen bunt gestaltet worden. Vor allem Timo und Justin, die regelmäßig den Jugendtreff Klothilde besuchen, halfen dabei. In den Lastbehältern befinden sich allerhand Materialien und Utensilien für interaktive Spiele und Aktionen.
Bei einigen dieser Spiele geht es um Körperwahrnehmung. Da setzen die Jugendlichen zum Beispiel Rauschbrillen auf. Mit denen fühlen sie sich im nüchternen Zustand, als hätten sie 1,5 Promille intus. Mit den Brillen müssen sie dann einen kleinen Parcours absolvieren oder rückwärts laufen. Für die jungen Leute ist das zwar ein Heidenspaß, „dabei erfahren sie aber, welchen starken Einfluss Alkohol und Drogen auf sie ausüben“, sagt Julius Legde vom Outreach-Projektteam.
Über diese und andere Spiele kommen die Sozialarbeiter mit Jugendlichen ins Gespräch. Warum nehme ich Drogen? Welche Rolle spielt der Gruppendruck? Wo beginnt die Sucht? Gibt es Drogen, die gesünder sind als andere? „Wir merken bei diesen Themen, dass es viel Desinformation und Gerüchte zum Thema Drogen gibt“, so Anne Lehmann.
Das Projekt kommt jedenfalls bei jungen Leuten gut an. „Wenn wir mit unseren Rädern und den knallbunten Gerätschaften irgendwo im Park auftauchen, erregen wir Aufmerksamkeit“, so Lehmann. „Da blasen wir Palmen und Sofas auf. Und wenn wir dann noch ein bisschen locker rumalbern, kommen gleich die ersten Neugierigen und fragen: Was ist denn mit euch los? Was macht ihr hier? Dann laden wir zum Mitmachen ein. Wir verbinden Spaß und Unterhaltung mit vielen Informationen.“
Und irgendwann bekommen die Jugendlichen dann vom Team eine Drufi-Tüte. In der sind allerhand Sachen, die für einen Partyabend nützlich sein können: von Salzbrezeln, Haargummis, Zitronensaft, Karten mit Tipps zur Ersten Hilfe bis hin zu Kondomen. Diese Tüten sorgen auch dafür, dass vielen jungen Leuten die „Gut drauf?!“-Aktion in Erinnerung bleibt. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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