Ein echtes Unikat: Das Gesundheitshaus an der Grunowstraße gibt es seit 90 Jahren

Überall im Gesundheitshaus findet man Hinweise auf die expressionistische Innengestaltung. Dazu gehört auch diese Uhr, die im Übrigen die einzige noch erhaltene im Haus ist. | Foto: Bernd Wähner
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Die Grunowstraße ist zwar eine relativ kurze Straße, aber dafür befindet sich dort ein Gebäude, das zu seiner Eröffnung berlinweit für Schlagzeilen sorgte: das Gesundheitshaus.

Ursprünglich sollte es ein Modell für weitere Gebäude dieser Art sein. Aber bis heute ist das Gesundheitshaus in der Grunowstraße 8-11 einzigartig geblieben. Der Bau des Gesundheitshauses in den Jahren 1926 bis 1928 war ein Wunsch der Pankower Stadtväter, vor allem des damalige Bürgermeisters Hans Meißner, der zugleich das Gesundheitsamt unter sich hatte. Nach der Eingemeindung in Groß-Berlin stieg die Pankower Bevölkerungszahl immer weiter an. Die unterschiedlichen Abteilungen des Gesundheitsamts befanden sich seinerzeit an mehreren Orten verstreut.

So befand sich in einem Haus auf dem heutigen Garbáty-Platz zum Beispiel die Säuglingsfürsorge. Weil es dort keinen Warteraum gab, mussten die Mütter mit ihren Kindern bei Wind und Wetter im Freien in der Warteschlange stehen. Auch die TBC-Vorsorgeuntersuchung fand unter eher provisorischen Bedingungen statt.

Es gelang Bürgermeister Meißner, das Berliner Hauptgesundheitsamt davon zu überzeugen, dass Pankow ein Haus der Gesundheit braucht. Unter dessen Dach sollten alle Abteilungen des Gesundheitsamtes zusammenziehen. Mit dem Entwurf wurde der Architekt Eilert Franzen beauftragt. Der Baustil ist auch ein Spiegel des Zeitgeistes. Zwischen den beiden Weltkriegen entwickelte sich der Expressionismus. In diesem Stil ist auch das Gesundheitshaus gebaut worden.

Im Innern wurden farbige Kacheln in kontrastreichen Kompositionen genutzt. Außerdem sind die Flure, Wartehallen und Treppenhäuser mit plastischen Ornamenten verziert. Hinzu kommen Brunnen und verzierte Uhren. Die Eröffnung des 81 Meter langen und 14 Meter tiefen Bauwerks, dessen Kosten bei für damalige Zeit stattlichen 858 000 Reichsmark lagen, war ein Großereignis. Zur Einweihung im Dezember 1928 kamen nicht nur zahlreiche Beamte des Berliner Magistrats und alle Bürgermeister der anderen Berliner Verwaltungsbezirke, auch Medienvertreter aus aller Herren Länder, sogar aus Amerika, waren dabei.

Das Pankower Gesundheitshaus war damals eine Weltneuheit, und sogar die Amerikaner wollten sich Anregungen holen. Angedacht war, dass das Pankower Modell überall Schule machen sollte. Doch es kam anders. Die wenig später einsetzende Weltwirtschaftskrise ließ alle ähnlichen Projekte den Bach heruntergehen.

Das Pankower Gesundheitshaus wurde indes über all die Jahre immer als Standort des kommunalen Gesundheitsamts genutzt. Und das ist bis heute so.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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