Kosten der Lebenshaltung in Berlin eher normal – doch es gibt einen Haken
Der Ruf Berlins als günstige Stadt hat wegen stark steigender Mieten in manchen Stadtvierteln zwar deutlich gelitten, stimmt aber dennoch. Die deutsche Hauptstadt muss sich beim innerdeutschen Städtevergleich nicht verstecken. Einem durchschnittlichen Nettogehalt von 1.799 Euro stehen hier laut einer Vexcash-Studie ca. 1.582 Euro Lebenshaltungskosten gegenüber.
Damit liegt Berlin beim Durchschnittsgehalt über dem deutschen Durchschnitt (1.768 Euro) und bei den Kosten sogar darunter (Deutschland: 1.591 Euro). Im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen steht Berlin damit ebenfalls sehr gut dar und liegt international nur auf dem 100. Platz. Doch was hier auf den ersten Blick sehr gut aussieht, hat natürlich wie immer einen Haken. Der tatsächliche Wohlstand hängt auch in Berlin sehr stark vom jeweiligen Wohnviertel und den dazu gehörenden Lebensumständen ab.
Beispiel Neukölln: verhältnismäßig hohe Mieten und niedriges Einkommen
Berlin ist nicht gleich Berlin – das ist vielen Bewohnern unserer schönen Hauptstadt bekannt. Dies zeigt sich leider auch im sozialen Gefälle der einzelnen Stadtteile und relativiert die Aussage über die Lebenshaltungskosten in der Stadt. So müssen die Neuköllner seit Jahren mit steigenden Mieten kämpfen, auch wenn der Anstieg zuletzt zumindest etwas glimpflicher ausfiel. Mit 9,80 Euro pro m² Durchschnittskaltmiete (Median) liegt Neukölln jedoch bereits jetzt schon höher als viele andere Bezirke.
Zusätzlich ist die Armutsgefährdungsquote in Neukölln laut Sozialbericht 2017 des Landesamts für Statistik Berlin Brandenburg mit 26,8% am höchsten. Als armutsgefährdet gilt jemand, wenn er weniger als 60% des Durchschnittsgehalts in der Stadt verdient. Ausgehend von den 1.799 Euro aus der Vexcash-Studie läge das die Armutsschwelle also bei einem Einkommen von 1.079 Euro pro Monat. Das Landesamt geht von einem geringeren Durchschnitt aus und legt die Schwelle deshalb bei 923 Euro pro Monat an.
Hohe Mieten und niedriges Einkommen – eine schwierige Kombination
Viele Neuköllner können also vom niedrigen Preisniveau für Lebensmittel in Berlin nur insoweit profitieren, dass sich das Leben in der Hauptstadt überhaupt noch finanzieren lässt. Gerade Personen mit Migrationshintergrund, größere Familien (mindestens 3 Kinder) und Langzeitarbeitslose haben es zunehmend schwerer, überhaupt auszukommen.
Aktuell scheinen in Bezug auf das Preisniveau vor allem die Mietkosten ein großes Problem darzustellen. In Kombination mit Mini-Jobs, Arbeitslosigkeit oder schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen kann dies zu Verdrängungen führen, weil sich die Bewohner ein Leben in ihrer Stadt nicht mehr leisten können. Hier müssen Lösungen gefunden werden, die alle mit einbinden.
Autor:Gerald Maier aus Pankow |
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