Pelle im Büro: Ein tierischer Einblick in die Arbeit der Freiwilligenagentur
Pankow. Gestatten: Mein Name ist Pelle. Ich bin ein Ehrenamtlicher. Sie werden sich fragen: Wie kann ein Australian Shepherd ehrenamtlich tätig sein? Nun: Ich gehe alle zwei Wochen mit meinem Frauchen in ein besonderes Wohnheim.
Juliane Erler ließ mich zum Therapiebegleithund ausbilden. Wir sind ein Team. Bei unseren Besuchen im Wohnheim haben wir es mit Menschen zu tun, die Handicaps haben. Wenn sie mich streicheln können und wenn ich ihnen ein paar Kunststücke zeige, sehe ich ein Leuchten in ihren Augen. Ich spüre, dass sie in diesen Momenten glücklich sind.
Weil wir ein super Team sind, begleite ich Juliane auch zur Arbeit. Sie leitet die Freiwilligenagentur im Stadtteilzentrum Pankow. In der Schönholzer Straße 10 haben sich inzwischen alle an mich gewöhnt. Wenn ich so im Büro der Freiwilligenagentur liege, bekomme ich allerhand mit. Und wenn Besuch kommt, begrüße ich den natürlich auf meine Art. Ich mag es, andere Menschen zu schnuppern.
Datenbank gibt Überblick
Meist kommen Leute zu Juliane, die sich freiwillig engagieren möchten. Sie wissen aber noch nicht so genau, was für ein Ehrenamt für sie das richtige ist. In einem Gespräch zeichnet sich dann meist die Richtung ab. Und dann kann eine Datenbank im Computer helfen. In der hat Juliane nämlich über 90 Vereine, Einrichtungen, Institutionen und Organisationen gespeichert. Sie alle suchen freiwillige Helfer.
In der langen Liste stehen Kindergärten, Freizeitstätten, Wohneinrichtungen für Leute mit Handicaps, Jugendclubs und auch Seniorenheime. Fast 300 offene Einsatzmöglichkeiten gibt es zurzeit in Pankow. Da findet jeder das passende. Bei den meisten Tätigkeiten hat man natürlich mit Menschen zu tun. Aber auch für Büro- oder Gartenarbeit werden Freiwillige gesucht.
Besonders toll fand ich, dass sich vor einiger Zeit ein 14-jähriges Mädchen meldete. So junge Freiwillige sind eher die Ausnahme. Die hat Juliane in einen Besuchsdienst für Senioren vermittelt. Eine der ältesten Ehrenamtlichen ist sogar schon über 80 Jahre. Die ist noch fit wie ein Turnschuh. Sie engagiert sich im Nachbarschaftscafé in unserem Stadtteilzentrum.
Etwa hundert Mal kann ich jedes Jahr neue Freiwillige in Julianes Büro begrüßen. Aber im vorigen Spätsommer bekam ich einen Schreck. Es kam längere Zeit kaum einer. Man nennt so was wohl einen Anfrage-Einbruch. Wie ich mitbekam, entschieden viele Menschen von sich aus: Wir tun etwas für geflüchtete Menschen in Pankow. Das war auch gut so! Aber inzwischen hat sich die Sache wieder normalisiert. Und das ist ebenfalls gut! Denn auch viele Kinder-, Jugend- und Sozialeinrichtungen brauchen Helfer, auf die sie sich verlassen können.
Seit dem Herbst bekommen wird wieder regelmäßig neuen Besuch in der Freiwilligenagentur. In letzter Zeit habe ich auch mal genauer zugehört, wenn Juliane fragt, warum sich jemand ehrenamtlich engagieren möchte. Die Senioren wollen vor allem Kontakt zu Menschen haben. Sie mögen das Gefühl, gebraucht zu werden.
Ausgleich zur Arbeit finden
Von den jüngeren suchen die meisten einen Ausgleich zu ihrer Arbeit. Andere wollen sich mal austesten, weil sie eventuell den Beruf wechseln möchten. Und wieder andere übernehmen ganz bewusst gesellschaftliche Verantwortung, wie sie sagen.
Zurzeit berät Juliane aber nicht nur Freiwillige. Sie bereitet eine neue Schulungsreihe vor. Die wendet sich unter anderem an Menschen mit Handicap. Sie erhalten dort Informationen zum Thema Ehrenamt. Dann: Warum soll sich nicht auch jemand mit Handicap für andere engagieren?
Weil es solch eine Schulung noch nicht gab, stellt Juliane spezielle Schulungsunterlagen zusammen. Die müssen alle in so genannter Leichter Sprache verfasst werden. Wie ich mitbekam, ist das verdammt schwer. Aber auch Leute mit Lernschwierigkeiten sollen diese Unterlagen nutzen können. Darum muss alles leicht verständlich sein. Weil das Projekt so besonders ist, gibt es dafür sogar eine Förderung aus dem Europäischen Sozialfonds.
Zurzeit sucht mein Frauchen übrigens zwei Ehrenamtliche für das neue Repair-Café Pankow. Das soll im Frühsommer im Stadtteilzentrum an den Start gehen. Wer Lust hat, montags von 17 bis 20 Uhr anderen beim Reparieren ihrer Sachen zu helfen, der kann sich melden. Vielleicht lernen wir uns demnächst mal in der Freiwilligenagentur Pankow persönlich kennen. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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