Viele Pankower engagieren sich in der "Mühle"
Im Heim, das viele einfach "Mühle" nennen, leben zurzeit 220 Menschen. "Derzeit wird noch die fünfte Etage ausgebaut. Ab Mai werden wir weitere Plätze haben", erklärt die Heimleiterin. In erster Linie sind es Familien, die dort leben, - unter ihnen etwa 90 Kinder. Für sie konnte mit Unterstützung der Nachbarn die "Kinderbude" eingerichtet werden - ein großer Raum mit Spielen, Bastelmaterial und Büchern. Ältere Kinder besuchen tagsüber die Schule. Die Erwachsenen sind meist unterwegs. "Sie haben viele Termine", erläutert Susan Hermenau. So beim Arzt, bei der Ausländerbehörde, beim Sozialamt oder bei Therapeuten. Die meisten Bewohner kommen aus Kriegs- und Krisengebieten und haben Traumata zu verarbeiten. "Unsere Heimbewohner stammen überwiegend aus Syrien, dem Irak oder dem Iran, aber auch aus Ägypten, Bosnien, Serbien, dem Kosovo oder Tschetschenien", so Hermenau. Etliche von ihnen sind hochqualifiziert; Ärzte, Apotheker, Designer, PR-Manager, sogar Professoren sind unter ihnen.
Damit sich die Familien heimisch fühlen, gibt es inzwischen ein richtiges Netzwerk von Unterstützern. "Wir bekamen in den letzten Monaten zum Beispiel so viel Bekleidung und Spielzeug von den Pankowern geschenkt, dass wir völlig damit eingedeckt sind", freut sich die Heimleiterin. Diese Spenden werden von ehrenamtlichen Helfern in einen "Spendenladen" an die Bewohner weitergegeben. Des Weiteren unterbreiten einige Pankowerinnen den Kindern Freizeitangebote, zum Beispiel eine Musiklehrerin, eine Theaterpädagogin und eine Malerin. Sportvereine wie der SV Buchholz oder der SV Pfefferwerk organisieren regelmäßig Sportaktionen. Immer wieder kommen auch Familien aus der Nachbarschaft vorbei. Die Kinder spielen, während sich der Erwachsenen kennenlernen. "So entstanden schon Freundschaften", sagt Hermenau.
Koordiniert wird alles vom Stadtteilzentrum und von der Initiative "Solidarität mit Flüchtlingen in Pankow". Etwa 150 Pankower sind regelmäßig ehrenamtlich aktiv. Die Flüchtlinge fühlen sich willkommen. Die "Mühle" ist für sie allerdings nur eine Zwischenstation. Wenn ihr Asylantrag positiv beschieden wurde, machen sie sich auf die Suche nach einer Wohnung und einem Job. "Die ersten haben uns nach wenigen Monaten verlassen", so die Heimleiterin.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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