100 Jahre Groß-Berlin
Mit drei großen Parks und der Panke war Pankow Anziehungspunkt für viele Berliner
Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckten immer mehr betuchte Berliner das nördliche Umland der Stadt als Ort der Erholung.
Manchen der Sommerfrischler gefiel es so gut in den damaligen Vororten der Stadt, dass sie ihren Wohnsitz gleich ganz dorthin verlegten. Wer es sich leisten konnte, baute sich eine Villa oder ein Haus, andere bezogen Wohnungen in neu entstehenden gründerzeitlichen Wohnhäusern. Von diesen gibt es noch zahlreiche in den Pankower Ortsteilen. Als die Orte dann nach Berlin eingemeindet wurden, gehörten die „nach draußen“ gezogenen Exberliner aus Pankow, Niederschönhausen oder Rosenthal plötzlich wieder zu Berlin.
Doch woran lag es, dass viele der Sommerfrischler in Pankow hängen blieben? Es war nicht nur das günstige Bauland, vor allem das viele Grün und die frische Luft machten Pankow so attraktiv. Und das ist noch heute so. Vor allem drei große Parks im Bezirk sorgen dafür, dass sich die Pankower im Grünen erholen und entspannen können: der Bürgerpark, der Schlosspark Niederschönhausen und der Schlosspark Buch.
Dass es den heutigen Bürgerpark in Blickweite des Pankower Rathauses gibt, ist dem Verleger der Berliner Börsenzeitung Hermann Killisch von Horn zu verdanken. Dieser kaufte bereits 1856 ein 2,5 Hektar großes Grundstück. Wie andere vermögende Berliner zog es ihn vor die Tore Berlins. Dort fand er ein Wohnhaus, und als Liebhaber der Gartenkunst ließ er einen ansehnlichen Garten gestalten. Später vergrößerte er seinen Besitz auf zehn Hektar.
Der Parkgründer verstarb 1886. Seine Frau sorgte noch bis 1905 für den Park. Aber die Erben entschlossen 1906, die Fläche zu verkaufen. Damals boomte der Wohnungsbau in Pankow. Doch der Pankower Bürgermeister Wilhelm Kuhr, seinerzeit erst kurz im Amt, erkannte die Brisanz der Situation. Er überzeugte seine Ratsherren, dass Pankow den Park erwerben muss. Nach zähen Verhandlungen konnte 1907 der Kaufvertrag unterschrieben und die Grünanlage als Bürgerpark eröffnet werden. Dieser wurde rasch nicht nur für die Pankower, sondern auch für Ausflügler Groß-Berlins ab Anfang der 20er-Jahre zu einer beliebten Grünanlage.
Ebenso beliebt war und ist der Schlosspark Schönhausen. Das Schloss war von 1740 bis 1797 Sommerresidenz der preußischen Königin Elisabeth Christine. In dieser Zeit entstanden viele barocke Elemente des heutigen Schlossgartens. Und auch Peter Josef Lenné, der berühmte Berliner Gartenarchitekt, hat dort seine Spuren hinterlassen.
Und letztlich gehört auch der Schlosspark Buch zu den Parkanlagen des Bezirks, in denen sich auch die Berliner nach Gründung der Einheitsgemeinde wohlfühlten. In ihm gab es zunächst ein Landhaus, um das ab 1607 ein Park angelegt wurde. In den Jahren von 1731 bis 1736 ließ der preußische Staatsminister Adam Otto von Viereck das frühere Landhaus zu einem barocken Schloss umbauen.
1898 kaufte es schließlich die Stadt Berlin. Bis 1920 diente es den Berliner Oberbürgermeistern als Sommersitz. Den Krieg überdauerte das Schloss ohne größere Schäden. Nach dem Krieg zeigte die Stadt aber kein Interesse mehr am Schloss. 1964 entschieden die Behörden aus reiner Willkür, es abzureißen. Der Schlosspark blieb indes erhalten. Er wird seit einigen Jahren vom Bezirksamt saniert.
Doch nicht nur die drei Parkanlagen haben es den Berliner angetan, sondern auch die Panke, die alle drei Parks durchfließt. Entstanden ist dieser Fluss, der seine Quelle bei Bernau hat, als mäandrierender Wiesen- und Auenfluss nach der letzten Eiszeit. Neben der Spree und der Havel ist die Panke eines der bedeutendsten natürlichen Fließgewässer Berlins.
Was man sich heute kaum noch vorstellen kann: Noch in den 1920er-Jahren wurde in der Panke gebadet. Aber dann begann der Fluss sich zu wandeln. Verlauf, Wasserqualität und Ufer wurden durch die Berliner stark verändert.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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