Mieter wollten auf den Klimawandel aufmerksam machen
Streit um zwei Apfelbäume entbrannt

Anwohner pflanzten erst in diesem Herbst die beiden Apfelbäume im grünen Innenhof ihres Wohnquartiers. | Foto: Ulrich Weller
2Bilder
  • Anwohner pflanzten erst in diesem Herbst die beiden Apfelbäume im grünen Innenhof ihres Wohnquartiers.
  • Foto: Ulrich Weller
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Zwei neu gepflanzte und dann wieder entfernte Apfelbäume sorgen erneut für Konfliktstoff zwischen Anwohnern und Wohnungsbaugesellschaft Gesobau im Grünen Kiez Pankow.

Seit dem Frühjahr gibt es „dicke Luft“ zwischen Anwohnern der Wohnanlage Kavalierstraße/ Ossietzkystraße/ Am Schlosspark/ Wolfshagener Straße. Das städtische Wohnungsunternehmen möchte das Quartier mit bis zu 170 neuen Wohnungen verdichten. Zwei Jahre diskutierte die Gesobau mit dem Pankower Stadtplanungsamt mögliche Varianten. Über die drei favorisierten sollten die unmittelbaren Anwohner der künftigen Neubauten in einem so genannten Partizipationsverfahren abstimmen.

Doch weil sie im Vorfeld nicht in die Planungen einbezogen wurden und gegen so eine massive Bebauung sind, ließen die Anwohner die Veranstaltung platzen. Und sie gingen noch weiter. Sie gründeten die Bürgerinitiative Grüner Kiez Pankow. Und diese setzte sich mit den Pankower Verordneten zusammen. Die Anwohner fordern eine weitgehende Beteiligung an den Planungen, die ihre künftige Lebensqualität betreffen.

Anwohner werden nun doch beteiligt

Die Verordneten beschlossen nach eingehender Diskussion, dass der Bürgerbeteiligungsprozess für die Nachverdichtung im Wohnquartier an der Kavalierstraße/ Ossietzkystraße/ Am Schlosspark/ Wolfshagener Straße neu gestartet werden muss. Und diesmal sollen die Bürger mitreden dürfen.

Ein Argument, das die Anwohner gegen die geplante Verdichtung ihres Wohnquartiers vorbringen, ist eine Verschlechterung des Klimas in ihrem Hofbereich, wenn dort erst neu gebaut wird. Das Thema Klimaveränderung ist seit einigen Monaten nicht nur geopolitisch noch mehr in den Fokus gerückt. Auch die Pankower Verordneten erklärten auf ihrer BVV-Sitzung im August den Klimanotstand für den Bezirk.

Zwei alte Apfelsorten gepflanzt

Als Zeichen gegen den Klimanotstand und als Aktion gegen den Klimawandel entschloss sich die Bürgerinitiative deshalb, zwei Apfelbäume in ihren grünen Innenhof zu pflanzen. Ausgewählt wurden zwei ältere Sorten, und zwar „Frau von Berlepesch“ und „Goldparmäne“, berichtet Ulrich Weller, Sprecher der Bürgerinitiative. Beide Bäume konnten mit Spendengeldern der Anwohner gekauft werden.

Solche Baumpflanzungen stünden in einer guten Tradition in diesem Quartier, so Weller weiter, „denn fast alle Bäume, Blumen und Sträucher sind von Anwohnern gepflanzt worden und werden es immer noch.“ Was bisher offenbar problemlos klappte, funktioniert mit Blick auf die geplante Bebauung nun offenbar nicht mehr. Die Gesobau ließ die Bäume kurz nach der Pflanzung wieder entfernen.

Gesobau wirft Anwohnern
mangelnde Absprache vor

Auf Anfrage der Berliner Woche erklärt Gesobau-Pressesprecherin Birte Jessen, dass man grundsätzlich nachbarschaftliches Engagement sehr begrüße und fördere. „In jedem Fall müssen alle diese Aktivitäten vorher mit uns besprochen und somit abgestimmt sein. Die Pflanzung der beiden Apfelbäume im Innenhof zwischen Kavalierstraße/ Am Schlosspark/ Ossietzkystraße wurde von der BI Grüner Kiez vorgenommen und bedauerlicherweise nicht mit der Gesobau im Vorfeld abgestimmt. Somit handelt es sich um eine auf unserem Grundstück widerrechtlich platzierte Pflanzung.“

Man habe die Anwohner daher aufgefordert, die beiden Apfelbäume wieder zu entfernen. Dies sei im Rahmen der gesetzten Frist nicht erfolgt. Daher habe man die Bäume durch eine Firma ausgraben lassen und fachgerecht zwischengelagert. „Sie stehen den Eigentümern selbstverständlich zur Abholung zur Verfügung. Auch darüber haben wir die Anwohner informiert und angeboten, gemeinsam nach einem geeigneten Standort zu suchen“, so Birte Jessen. „Hierzu stehen wir aktuell im Kontakt mit der Bürgerinitiative.“

Ob sich die Bürgerinitiative darauf einlässt, bleibt abzuwarten. Denn die Standorte für die beiden Bäume waren bewusst im grünen Innenbereich des Quartiers gewählt worden. Über ihre weiteren Aktivitäten berichtet die Bürgerinitiative Grüner Kiez Pankow auf ihrer Facebookseite https://bwurl.de/14ni.

Anwohner pflanzten erst in diesem Herbst die beiden Apfelbäume im grünen Innenhof ihres Wohnquartiers. | Foto: Ulrich Weller
Die Stellen, an denen die Apfelbäume standen, markierten die Anwohner inzwischen mit gelben Kreuzen.  | Foto: Ulrich Weller
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

88 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 560× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 844× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 822× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.200× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.