Mieter wollten auf den Klimawandel aufmerksam machen
Streit um zwei Apfelbäume entbrannt
Zwei neu gepflanzte und dann wieder entfernte Apfelbäume sorgen erneut für Konfliktstoff zwischen Anwohnern und Wohnungsbaugesellschaft Gesobau im Grünen Kiez Pankow.
Seit dem Frühjahr gibt es „dicke Luft“ zwischen Anwohnern der Wohnanlage Kavalierstraße/ Ossietzkystraße/ Am Schlosspark/ Wolfshagener Straße. Das städtische Wohnungsunternehmen möchte das Quartier mit bis zu 170 neuen Wohnungen verdichten. Zwei Jahre diskutierte die Gesobau mit dem Pankower Stadtplanungsamt mögliche Varianten. Über die drei favorisierten sollten die unmittelbaren Anwohner der künftigen Neubauten in einem so genannten Partizipationsverfahren abstimmen.
Doch weil sie im Vorfeld nicht in die Planungen einbezogen wurden und gegen so eine massive Bebauung sind, ließen die Anwohner die Veranstaltung platzen. Und sie gingen noch weiter. Sie gründeten die Bürgerinitiative Grüner Kiez Pankow. Und diese setzte sich mit den Pankower Verordneten zusammen. Die Anwohner fordern eine weitgehende Beteiligung an den Planungen, die ihre künftige Lebensqualität betreffen.
Anwohner werden nun doch beteiligt
Die Verordneten beschlossen nach eingehender Diskussion, dass der Bürgerbeteiligungsprozess für die Nachverdichtung im Wohnquartier an der Kavalierstraße/ Ossietzkystraße/ Am Schlosspark/ Wolfshagener Straße neu gestartet werden muss. Und diesmal sollen die Bürger mitreden dürfen.
Ein Argument, das die Anwohner gegen die geplante Verdichtung ihres Wohnquartiers vorbringen, ist eine Verschlechterung des Klimas in ihrem Hofbereich, wenn dort erst neu gebaut wird. Das Thema Klimaveränderung ist seit einigen Monaten nicht nur geopolitisch noch mehr in den Fokus gerückt. Auch die Pankower Verordneten erklärten auf ihrer BVV-Sitzung im August den Klimanotstand für den Bezirk.
Zwei alte Apfelsorten gepflanzt
Als Zeichen gegen den Klimanotstand und als Aktion gegen den Klimawandel entschloss sich die Bürgerinitiative deshalb, zwei Apfelbäume in ihren grünen Innenhof zu pflanzen. Ausgewählt wurden zwei ältere Sorten, und zwar „Frau von Berlepesch“ und „Goldparmäne“, berichtet Ulrich Weller, Sprecher der Bürgerinitiative. Beide Bäume konnten mit Spendengeldern der Anwohner gekauft werden.
Solche Baumpflanzungen stünden in einer guten Tradition in diesem Quartier, so Weller weiter, „denn fast alle Bäume, Blumen und Sträucher sind von Anwohnern gepflanzt worden und werden es immer noch.“ Was bisher offenbar problemlos klappte, funktioniert mit Blick auf die geplante Bebauung nun offenbar nicht mehr. Die Gesobau ließ die Bäume kurz nach der Pflanzung wieder entfernen.
Gesobau wirft Anwohnern
mangelnde Absprache vor
Auf Anfrage der Berliner Woche erklärt Gesobau-Pressesprecherin Birte Jessen, dass man grundsätzlich nachbarschaftliches Engagement sehr begrüße und fördere. „In jedem Fall müssen alle diese Aktivitäten vorher mit uns besprochen und somit abgestimmt sein. Die Pflanzung der beiden Apfelbäume im Innenhof zwischen Kavalierstraße/ Am Schlosspark/ Ossietzkystraße wurde von der BI Grüner Kiez vorgenommen und bedauerlicherweise nicht mit der Gesobau im Vorfeld abgestimmt. Somit handelt es sich um eine auf unserem Grundstück widerrechtlich platzierte Pflanzung.“
Man habe die Anwohner daher aufgefordert, die beiden Apfelbäume wieder zu entfernen. Dies sei im Rahmen der gesetzten Frist nicht erfolgt. Daher habe man die Bäume durch eine Firma ausgraben lassen und fachgerecht zwischengelagert. „Sie stehen den Eigentümern selbstverständlich zur Abholung zur Verfügung. Auch darüber haben wir die Anwohner informiert und angeboten, gemeinsam nach einem geeigneten Standort zu suchen“, so Birte Jessen. „Hierzu stehen wir aktuell im Kontakt mit der Bürgerinitiative.“
Ob sich die Bürgerinitiative darauf einlässt, bleibt abzuwarten. Denn die Standorte für die beiden Bäume waren bewusst im grünen Innenbereich des Quartiers gewählt worden. Über ihre weiteren Aktivitäten berichtet die Bürgerinitiative Grüner Kiez Pankow auf ihrer Facebookseite https://bwurl.de/14ni.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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