Seit zehn Jahren ist Windkraftanlage weithin sichtbar
Viele Hürden auf dem Weg zum Windrad
Wer aus Richtung Norden über das Dreieck Pankow nach Berlin hineinfährt, dem fällt es sofort auf: das 180 Meter hohe Windrad am Rande des Gewerbegebiets am Arkenberger Damm.
Was nur wenige wissen: Das war die erste und lange Zeit auch die einzige Windkraftanlage im Berliner Stadtgebiet. Vor zehn Jahren wurde das Windrad offiziell eingeweiht. Und der Weg bis zu diesem Tag war mit Stolpersteinen gepflastert. Das Projekt „Windenergieanlage in Pankow“ wurde 2004 von der damaligen Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) per Beschluss auf den Weg gebracht.
Seitdem zog sich das Prozedere hin. Die mit der Genehmigung befassten Senatsverwaltungen fanden immer wieder Gründe, warum das Projekt nicht umzusetzen ist. 2007 einigten sich Bezirk und Senat endlich auf eine Fläche am Arkenberger Damm. Als Investor für die Windenergieanlage erhielt die Umweltplan Projekt GmbH den Zuschlag. Diese stellte umgehend einen Bauantrag, erhielt aber zunächst einen Ablehnungsbescheid.
Als Ablehnungsgründe führt die Oberste Naturschutzbehörde des Senats an, dass eventuell Zauneidechsen das Gelände für sich entdecken und dass möglicherweise Fledermäuse das Gebiet überfliegen könnten. Außerdem lebt zwei, drei Kilometer vom Windrad-Standort entfernt ein Rotmilan-Pärchen, das möglicherweise bei einem Ausflug mit dem Windrad kollidieren könnte.
Bezirkspolitiker und Berliner Umweltverbände waren von diesen, an den Haaren herbeigezogenen Ablehnungsgründen erstaunt. Keine drei Kilometer entfernt, auf Brandenburger Gebiet, standen bereits Windräder. Würden die Ablehnungsgründe tatsächlich zutreffen, hätten diese abgerissen werden müssen, resümierten Politiker und Naturschützer. Nach zähem Verhandeln gab es dann doch die Genehmigung vom Senat. Und der Bau konnte beginnen.
Zur offiziellen Einweihung dieses ersten Berliner Windrades wurde, dem Ereignis angemessen, ein Umweltfest gefeiert. Sogar der damalige Umweltminister Siegmar Gabriel hatte sein Kommen angekündigt. Aber er kam nicht.
Der Grund: Es konnte zwar die Einweihung der Windkraftanlage gefeiert werden. Es gab aber noch keine Betriebserlaubnis. Seinerzeit war gerade eine Novelle des so genannten Neue-Energien-Gesetzes in Vorbereitung, und erst nach deren Verabschiedung sollte das Windrad in Gang gesetzt werden. Zu einer rein symbolischen Einweihung wollte der Umweltminister aber nicht kommen. Im Herbst 2008 konnte das Windrad dann endlich in Betrieb gehen. Es kostete 3,4 Millionen Euro und liefert jedes Jahr den Strom, den 1000 durchschnittliche Vier-Personen-Haushalte verbrauchen.
Auch nach Inbetriebnahme des ersten Berliner Windrades zeigte sich, dass sich der Senat schwer tut mit dem Thema Windenergie. Trotz intensiver Bemühungen der Pankower Bezirkspolitiker dauerte es weitere sechs Jahre, ehe das zweite Berliner Windrad, ebenfalls in Pankow, in Betrieb genommen werden konnte.
Diese zweite Windkraftanlage steht in der Nähe der Straße Am Luchgraben/ Bundesstraße B2 an der Grenze zum Land Brandenburg und ist 186 Meter hoch. Sie wurde von der NEB Neue Energie Berlin GmbH & Co. KG für 3,4 Millionen Euro errichtet und produziert so viel Strom, wie 1400 Vier-Personen-Haushalten im Jahr verbrauchen.
Wie Arnd Mosig vom Verein Pinie berichtet, entstanden inzwischen noch drei weitere Windkraftanlagen im Pankower Norden. Zwei befinden sich an der Schönerlinder Straße neben der Firma Pyro Art und noch eine steht Am Vorwerk, neben der dortigen Baustoff- und Recycling-Firma.
Bislang ist Pankow in puncto Windkraft eine Ausnahme. Obwohl es in Berlin weitere geeignete Flächen für Windkraftanlagen gibt, werden derzeit offenbar keine weiteren geplant.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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