Spätes Erwachen: Nahender Tegel-Volksentscheid ruft die Gegner wieder auf den Plan
Heinersdorf. „Uns reicht’s: Tegel endlich schließen“. Das steht auf einem großen Transparent. Es hängt seit Tagen an der Ecke Tino-Schwierzina-Straße und Am Wasserturm.
„Von uns stammt dieses Transparent zwar nicht“, sagt Henno Osberghaus, „aber es zeigt uns, dass noch andere Heinersdorfer so denken wie wir.“ Osberghaus engagiert sich im Bürgerverein Zukunftswerkstatt Heinersdorf gemeinsam mit anderen Mitgliedern gegen die Offenhaltung des Flughafens Tegel. Der Bürgerverein unterstützt inzwischen die Bürgerinitiative „Tegel endlich schließen!“.
Auf dem Heinersdorfer Dorffest Anfang Juli hatten die Flughafengegner einen eigenen Stand. Sie wollten den Besuchern ihre Argumente erklären. Aber wer in Heinersdorf wohnt, muss eigentlich nicht groß überzeugt werden. Alle paar Minuten donnert ein Flugzeug im Landeanflug in Richtung Tegel über ihre Köpfe.
Der Fluglärm nervt nicht nur Alteingesessene, mancher zog auch nach Heinersdorf oder baute sich sogar ein Eigenheim, weil er davon ausgingen, dass die Tage von Tegel gezählt sind. Als die FDP im vergangenen Jahr mit ihrer Kampagne für eine Offenhaltung des Tegeler Flughafens begann, nahmen das viele langjährige Gegner nicht besonders ernst. „Ich denke, dass alle davon ausgingen: Der Senat hat die Schließung von Tegel beschlossen und daran ist nicht mehr zu rütteln“, meint Henno Osberghaus.
Aber als dann die nötigen Unterschriften für einen Volksentscheid zusammenkamen und die Berliner CDU umschwenkte, wurden viele Tegel-Gegner hellhörig. „Wir wunderten uns sehr, dass der Volksentscheid überhaupt genehmigt wurde“, so Osberghaus. Nun formiert sich wieder der Widerstand. „Die Gegner von Tegel waren lange in der Öffentlichkeit nicht wahrnehmbar“, sagt Osberghaus’ Mitstreiter Nils Björn Schulz. „Alle verließen sich auf den Schließungsbeschluss. Jetzt müssen wir aber aktiv werden.“
Die Zukunftswerkstatt Heinersdorf hat sich deshalb zu diesem Thema positioniert. Die Mitglieder des Bürgervereins hoffen, dass nun auch in anderen Teilen Berlins Gruppen mobilmachen gegen die Offenhaltung Tegels. Denn es bleibt nicht mehr viel Zeit. „Ich denke, dass auch viele Menschen von der Politik enttäuscht wären, wenn es zum Flughafen Tegel jetzt eine andere Entscheidung geben würde“, meint Osberghaus.
Nils Björn Schulz zog aus Charlottenburg nach Heinersdorf. Er weiß, dass es dort eine ganz andere Stimmung zu Tegel gibt. „Dieser Flughafen ist eine alte West-Berliner Institution“, sagt er. „Von dieser möchten manche nicht loslassen. Aber rational nachvollziehen kann ich deren Argumente nicht.“
Wie die Tegel-Gegner in den nächsten Wochen bis zum Volksentscheid aktiv werden, wird dieser Tage besprochen. Flugblattaktionen und Demonstrationen sind im Gespräch. Den Gegnern ist aber auch klar, dass sie vor allem auch in Stadtteilen aktiv werden müssen, in denen Tegel gar kein großes Thema ist. Wer nicht vom Fluglärm betroffen sei, dem sei es egal, was mit dem Flughafen Tegel passiert. Die Heinersdorfer haben inzwischen auf ihrem Internetportal „15 Gründe, warum Sie beim Volksentscheid über den Weiterbetrieb des Flughafens Tegel mit Nein stimmen sollten“ veröffentlicht. Mehr dazu auf http://asurl.de/13gd. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.