Bunte Mischung in alten Gemäuern: Die Berliner Woche zu Besuch in den Heynhöfen
Pankow. Die alten Backsteingebäude der Heynhöfe machen zwar einen morbiden Eindruck, aber genau das mögen die Kreativen, die dort arbeiten. Im vierten Teil der Serie „Unser Kiez – Rund um die Florastraße“ erfahren sie mehr über den noch recht jungen Gewerbehof.
Es sieht aus, als gäbe es das „Fritz Heyn“ schon seit Jahren. Leicht verwittertes Mauerwerk, eine graue Tür, davor eine Terrasse aus dicken Bohlen. Die Café-Bar in der Heynstraße 15 ist aber der Neuling in den Heynhöfen. „Ich eröffnete im vergangenen Oktober“, sagt Daniela Tübel. Im Innern setzt sich der Stil fort. Eine Bar aus Dachbalken und Brettern, Holztische, ein Fußboden aus Ziegelsteinen und grau gestrichenes Mauerwerk. Die Einrichtung versprüht einen urigen Charme. „Das war mal ein Lagerraum“, erklärt die Inhaberin. Den Kiez kennt Daniela Tübel schon sehr lange. Sie betreibt das Tiriki Café an der Florastraße. Immer wieder übernahm sie das Catering für Filmproduktionsfirmen, die in den Heynstudios drehten. Dabei entstand die Idee, auf den Heynhöfen eine Café-Bar zu eröffnen. Vermietet werden die Heynstudios von Christian Gröschel und Tino Pohlmann. Beide gehören zur GbR, die den Gewerbehof betreibt. „Unser Hofteam unterstützte den Ausbau des ‚Fritz Heyn‘“, so Christian Gröschel. Er selbst entwarf das Design. „Dass wir uns gegenseitig unterstützen und bei Projekten zusammenarbeiten, das gehört zum Netzwerkgedanken, den wir auf dem Hof leben“, sagt er.
Gröschel selbst ist mit seiner Kommunikationsdesign-Firma auf dem Hof zu Hause. „Ich wurde vor 13 Jahren auf das Gelände aufmerksam“, erinnert er sich. „Immer wenn ich mit dem Bus hier losfuhr, sah ich die alten Gebäude. Dann habe ich einfach nachgefragt, ob hier Flächen zu vermieten sind. Seit 2004 arbeite ich auf dem Hof.“
Fortan beschäftigte sich Gröschel näher mit dem Gewerbehof. Dieser atmet Geschichte. Der Unternehmer Fritz Heyn kaufte das Grundstück 1887. Er ließ auf ihm eine Stuhlrohrfabrik errichten. Sechs Jahre später baute er in der Nähe ein Wohnhaus für die Familie. In der nach ihm benannten Heynstraße 8 befindet sich heute das Pankow-Museum.
Die Stuhlrohrfabrik in der Heynstraße 15 gibt es schon lange nicht mehr. Die einstigen Fabrikgebäude wurden im Laufe der vergangenen Jahrzehnte von unterschiedlichen Gewerbetreibenden bevölkert. Seit Christian Gröschel auf dem Hof arbeitet, bekam die ganze Sache allerdings Struktur. Er initiierte gemeinsam mit Steffen Mehner die Heynhöfe GbR. Zu dieser stieß vor fünf Jahren der Fotograf Tino Pohlmann.
Inzwischen hat sich auf den Höfen viel getan. Dabei hätte auch alles anders kommen können. Vor einigen Jahren mussten die benachbarten Kleingärten neuen Wohnungen weichen. Es gab die Idee, auch auf dem Gewerbegrundstück Wohnungen zu bauen.
„Aber Bürgermeister Matthias Köhne hat sich für unseren Gewerbestandort eingesetzt“, sagt Christian Gröschel. „Inzwischen hat unsere GbR einen Erbbaurechtsvertrag.“ Heute sind alle Räumlichkeiten auf dem Hof belegt. „Hier arbeiten Leute aus der Kommunikationsbranche, Handwerker, kreativen Gewerken und Künstler“, sagt Gröschel. Die älteste am Standort ansässige Firma betreibt Steffen Mehner: die Zentrale Theaterdienste GmbH. Die Firma gibt es schon seit 1915. Aus aller Welt schicken Theater und Filmfirmen Stoffe hierher. Die werden dann so gefärbt, wie es Bühnen- und Kostümbilder wünschen.
Ein paar Türen weiter geht es zu den Heynstudios. Die großen Räume mit Fabrikhallen-Charme vermieten Gröschel und Pohlmann an Filmproduktionsfirmen und Fotografen. Werbespots und -fotos werden hier produziert, aber auch Spielfilmsequenzen.
Trotz Sanierungsarbeiten blieb der alte Charme des Hofs erhalten. Und es gibt noch einiges zu tun. „Wir müssen uns noch um Dächer kümmern. Außerdem überlegen wir, wie wir mehr Bürofläche schaffen können. Wir bekommen jede Woche viele Anfragen von Interessenten“, so Christian Gröschel.
Mehr über die Heynhöfe ist im Internet auf www.heynhoefe.de zu erfahren. BW
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Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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