Zuspruch der Kundschaft motiviert
Wenn Tee die Antwort ist
Sie werden immer seltener in Einkaufsstraßen: inhabergeführte Läden mit speziellen Sortimenten sowie fachkundiger Beratung. So ein Laden befindet sich an der Breiten Straße. Am 25. Januar 2020 eröffnete ihn die Pankowerin Annegret Ruhland. Eigentlich wollte sie jetzt, drei Jahre später, ihr Geschäft aufgeben. Aber nun heißt es: „Ich mache weiter!“
Bis Juli 2019 war eine Filiale von „Kräuter Kühne“ in diesen Räumen. Dann wurde er zur Neuvermietung ausgeschrieben. „Zufällig bin ich auf dem Weg zum Rathaus vorbeigefahren und sah, dass der Laden zu vermieten ist“, berichtet Annegret Ruhland. „Als ich dann von zu Hause aus anrief, sagte man mir, dass in einigen Minuten eine Besichtigung stattfindet.“ Die Ladeninhaberin in spe schaffte es gerade noch rechtzeitig und stand mit vielen weiteren Interessenten Schlange. Nach der Besichtigung war für die Pankowerin klar: „Das ist der Laden, den ich mir vorgestellt habe.“
Traum vom eigenen Laden
Annegret Ruhland berufliche Ausrichtung kann man als ungewöhnlich beschreiben: Sie war Bauzeichnerin und Schneiderin. Schließlich erwarb sie einen Sachkundenachweis zum Handel mit freiverkäuflichen Arzneimitteln. „Ich hatte immer eine große Affinität zu Kräutern und Tees“, sagt sie lächelnd. „Schon als Kind träumte ich von einem eigenen Laden mit Schränken, die viele kleine Schubfächer haben.“ Den Traum, im eigenen Laden mit Tees und Kräutern zu handeln, wollte sie sich nun erfüllen. Ein Name war schnell gefunden: „Tee ist die Antwort“ auf die Behandlung vieler Beschwerden und Leiden, aber häufig auch auf solche Fragen: Wie kann ich gelassener werden? Wie kann ich vorbeugend etwas für die eigene Gesundheit tun? Dass sie mit ihrem Konzept, trotz der großen Traube Interessierter zum Besichtigungstermin, den Zuschlag erhielt und das Jahr 2020 mit einem Gewerbemietvertrag in der Tasche beginnen konnte, ließ sie richtig durchstarten.
Im Tee- und Kräuterladen von Annegret Ruhland fühlt man sich sofort wohl. Zahlreiche Behältnisse und Tütchen, sortiert in Regale, sorgen für angenehmen Duft. Im hinteren Teil des Ladens finden sich Bilder, Bleiglasarbeiten und Lyrikbände, denn auch in ihrer Freizeit ist die Ladeninhaberin kreativ.
Corona und Krieg brachten Annegret Ruhland an den Rand der Aufgabe
Und trotzdem wollte Annegret Ruhland ihren Laden nun schließen. Kaum hatte sie ihr Geschäft 2020 eröffnet, begann die Corona-Pandemie. Die brachte erhebliche Einschränkungen mit sich. Trotzdem gehörte ihr Laden zu denen, die geöffnet bleiben durften. „Mein Laden war in der Zeit der Lockdowns so etwas wie eine kleine Insel, ein Zufluchtsort. Manche Kunden kamen, um mit jemandem reden zu können“, erzählt sie. „Ich habe in dieser Zeit viel Persönliches über die Menschen erfahren. Sie fühlten sich einfach wohl bei mir.“
„Manche meinten, ich sei das Gesicht
dieser Straße"
Als sich die Pandemie ihrem Ende näherte, begann der Krieg in der Ukraine, der steigende Energiepreise zur Folge hat. Letztlich muss es sich für eine Ladeninhaberin auch rechnen, mit Engagement, Kompetenz und Freundlichkeit für ihre Kundschaft da zu sein. Und weil die Perspektive zunächst nicht rosig aussah, wollte Annegret Ruhland aufgeben. Doch der ungeahnte Zuspruch ihrer Kunden ließ sie ihre Entscheidung revidieren. „Manche meinten, ich sei doch das Gesicht dieser Straße und könne nicht so einfach aufhören. Andere brachten mir Blumen“, berichtet sie. Auch Therapeuten, die ihre Patienten zu ihr schicken, redeten ihr gut zu.
Konzerte, Veranstaltungen, Vorträge
Nun wird Annegret Ruhland nicht nur weitermachen, sie wird künftig auch mehr Veranstaltungen in ihrem Laden organisieren und Ausstellungen zeigen. So wird demnächst zum Beispiel Heilpraktikerin Cordula Seel (neurodermitis-berlin.de) zum Thema Neurodermitis einen Vortrag halten. Auch Musikveranstaltungen und Lesungen sind geplant. Da werden dann auch Kunden zu erleben sein, die Annegret Ruhland von ihren Hobbys erzählten.
Leider haben nicht alle inhabergeführten Läden in angespannter finanzieller Situation und mit Blick auf die Krisen dieser Welt den Mut wie Annegret Ruhland, weiterzumachen. Sie alle brauchen vor allem eines: Kundschaft aus der Nachbarschaft, damit sich das Geschäft auch rechnet.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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