Das Fotoarchiv des Spreeparks
Christopher Flade sammelt alte Aufnahmen vom einst beliebten Ausflugsziel und entdeckt dabei immer wieder Neues

In seiner Wohnung in Tempelhof hat Spreepark-Fan Christopher Flade schöne Fotos aus der Zeit nach der Schließung aufgehängt. | Foto: Philipp Hartmann
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  • In seiner Wohnung in Tempelhof hat Spreepark-Fan Christopher Flade schöne Fotos aus der Zeit nach der Schließung aufgehängt.
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Hinter jedem Foto steckt eine Geschichte – und Christopher Flade kennt sie alle. Seit 2003 betreibt der heute 32-Jährige die Fanseite berliner-spreepark.de. Mehr als 10 000 Fotos hat er zugeschickt bekommen, die bis dato in Familienalben schlummerten. Rund 4000 hat er online gestellt.

Eine riesige Fotodatenbank konnte der gelernte Hotelfachmann so aufbauen. Immer wieder sind Schnappschüsse dabei, die andere als belanglos einschätzen, worauf er jedoch Details entdeckt, die auch ihm noch nicht bekannt waren. So freute er sich beispielsweise riesig über eine Aufnahme des Kinderkarussells „Bummi“. Das wurde bereits im damaligen Kulturpark der DDR eröffnet und bis zur Schließung im Jahr 2001 betrieben. Das Besondere an dem etwas unscharfen Foto ist die Preistafel darauf. Sie zeigt, dass eine Fahrt zu DDR-Zeiten eine halbe Mark gekostet hat. Nach der Wende war das Karussell sehr umstritten. „2000/2001 gab es immer häufiger kritische Stimmen“, erinnert er sich. Grund war, dass Kinder dort auf einem Fahrzeug der Volkspolizei und einem Panzer Platz nehmen konnten.

Zwei Achterbahnen kreuzen sich

Entzückt ist der Spreepark-Fan auch von einem Foto von 1996. Es zeigt, wie sich mit der Loopingbahn „Mega-Loop“ und der Familien-Achterbahn „Fun-Express“ zwei Achterbahnen kreuzen. Heute sei das in vielen Freizeitparks Standard, seinerzeit jedoch ziemlich selten gewesen. „1993 baute man die Loopingbahn und unter der Doppelschraube konnte man sogar durchlaufen. Damals auch eine Sensation“, meint Flade. Spannend findet er zudem eine Aufnahme, die während der Fahrt mit der Achterbahn „Spreeblitz“ den Moment vor der Einfahrt in das Drachenmaul festgehalten hat. Oder ein Foto vom Themengebiet Alt-England, worauf die alten Mülleimer im Clown-Design festgehalten wurden. Oder das Bild aus der „Dino-World“, welches zeigt, dass im Spreepark neben den Dinosaurierfiguren auch einmal die Skulptur eines Neandertalers stand. „Der wurde wohl zuerst geklaut“, mutmaßt der Experte. Außerdem wäre da noch ein Foto von 1992, das direkt neben dem Ponyreiten herumliegende Schienen der Loopingbahn zeigt, die während des laufenden Betriebs gebaut wurde.

Ein Highlight unter den Aufnahmen ist für Christopher Flade ein Foto des Geisterschlosses, das lediglich eine einzige Testfahrt absolvieren durfte. Das Fahrgeschäft wurde 1993 nahe der Montagehalle im hinteren Teil des Parks aufgebaut und sollte 1997 als neue Großattraktion eröffnen. Aufgrund finanzieller Probleme seit Mitte der 90er-Jahre wurde dieser Teil des Parks jedoch nie eröffnet. Das Geisterschloss wucherte zu und wurde schließlich 2013 aus Sicherheitsgründen abgebaut. „Das Hängegondel-Schienensystem kommt gebraucht aus dem französischen Freizeitpark Mirapolis bei Paris, wie noch vieles mehr im Spreepark. Allein die Schienen und Gondeln sollen rund zehn Millionen D-Mark wert gewesen sein“, erklärt Flade.

Bei Hops und Hopsi gelernt

Begeistern kann er sich auch für das bisher einzige ihm vorliegende Foto der „Wilden Maus“. „Die meisten denken, dass es nach der Wende im Spreepark vier Achterbahnen gab. Es waren aber fünf. 1995 stand die Wilde Maus für wenige Monate zwischen den Kaffeetassen und der Freilichtbühne der Clowns Hops und Hopsi.“ Von dem Artistenpaar Lothar und Monika Klich, die seit 1980 als Clowns auftraten und zehn Jahre fester Bestandteil des Spreeparks waren, lernte Christopher Flade als Kind Jonglage und Zauberei. Heute tritt er zusammen mit wechselnden Partnerinnen selbst als Hops und Hopsi auf und hält die Erinnerung an die Original-Darsteller am Leben. Eine geplante Show zum 40. Jubiläum im Dezember fiel aber der Pandemie zum Opfer. Überrascht hat ihn ein Bild aus dem Jahr 1996 von einer Elefanten-Darbietung. „1995 bis 1996 gab es eine Kooperation mit der Berliner Circus Union. Das war der Versuch, den ehemaligen DDR-Staatszirkus zu retten. Letztendlich wurde er jedoch von der Treuhand zerschlagen“, so Flade.

Auf der Suche ist Christopher Flade nach Fotos aus dem Westerndorf, dem Gruselkabinett im Themengebiet Alt-England, von den zahlreichen Shows und der Gastronomie, vom nie eröffneten Parkteil mit dem Geisterschloss sowie vom Abbau des alten und Aufbau des damals neuen Riesenrads im Jahr 1989, das aktuell für den Spreepark der Zukunft saniert wird. Die Pläne der Grün Berlin GmbH, den Spreepark zum Kunst- und Kulturpark zu entwickeln, findet Flade derweil schade. „Ich glaube, Familien hätten mit einem neuen Freizeitpark mehr Spaß“, sagt er.

Wer Fotos zur Verfügung stellen möchte, kann diese einscannen und an fanseite@berliner-spreepark.de senden.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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