Ein erfüllendes Hobby im Ruhestand
Die ehemalige Berliner-Woche-Mitarbeiterin Rita Bertko malt seit vielen Jahren und stellt aus
Wie finde ich nach Ende meines Berufslebens eine Beschäftigung, die mich glücklich macht? Genau diese Frage stellte sich Rita Bertko vor 15 Jahren bei der Suche nach einem Hobby. Eine Antwort fand sie in der Kunst. Heute schmücken ihre Bilder die Wände ihrer Wohnung in Plänterwald, wo sie mit ihrem Mann lebt.
Viel Raum zum Malen oder gar ein Atelier hat die 78-Jährige nicht, nur einen kleinen Schreibtisch im Schlafzimmer. Neben einem Ständer mit Pinseln und einer Schreibtischlampe ist dort gerade noch genug Platz, um in einem Farbkasten die benötigten Farbtöne zu mischen. Manchmal weicht Rita Bertko auch in die Küche aus. „Mein Mann hat dann Pech gehabt, bekommt nichts zu essen“, scherzt sie. Am liebsten nutzt die gelernte Industriekauffrau (Werbung) Aquarellfarben und Tusche. Gemalt wird meist auf Karton oder Sperrholz. Ihre Kunstwerke sind impressionistisch und lassen viel Spielraum für Interpretationen. Der Betrachter soll seinen eigenen Empfindungen, Erlebnissen und Gedanken freien Lauf lassen. Vieles deutet die Seniorin deshalb nur an, zum Beispiel Landschaften und Orte. Ziemlich gut zu erkennen ist aufgrund des markanten geschwungenen Bogens dagegen auf einem Bild die Abteibrücke im Treptower Park. Manche ihrer Werke kommen laut eigener Aussage auch erst dadurch so richtig in Form, dass sie das Blatt anhebt und die Farbe einfach verlaufen lässt. „Ich muss keine Sonnenblume malen, weil jeder weiß, wie eine Sonnenblume aussieht“, sagt sie. Abstrakte Kunst findet sie besonders interessant. Dabei habe sie ihren eigenen „Spachtel-Stil“ gefunden.
„Es ist wie eine Therapie, es beruhigt mich, tut mir gut. Ich habe Freude daran“, so Rita Bertko über ihr Hobby, das sie 2007 für sich entdeckte. Zuvor hatte sie 15 Jahre bei der Berliner Woche gearbeitet. Sie beschäftigte sich mit Schriften und Grafiken, kümmerte sich um das Layout der Druckausgaben, bereitete die Gestaltung für Setzereien und Druckereien vor. „Ich habe gerne und mit Engagement dort gearbeitet“, blickt sie zurück. Auch im Ruhestand besuchte sie die Betriebsfeiern. Selbst nach 15 Jahren ist der Kontakt zu ihrem früheren Arbeitgeber nicht abgebrochen. Erst vor wenigen Wochen gratulierte ihr der Geschäftsführer der Berliner Woche zum Geburtstag, worüber sich Rita Bertko sehr gefreut hat.
Während ihres Berufslebens habe sie nie gemalt, wie sie erzählt. Weil sie sich aber immer mit Typografie beschäftigt hat, ist eine gewisse künstlerische Ader wohl schon vorhanden gewesen. Diese lebt sie in der Malgruppe „Sinus-Club“ beim „Kulturring in Berlin“ in der Ernststraße aus. Geleitet wird die Gruppe vom Maler und Bildhauer Harry T. Böckmann, genannt „Sinus“. Das Malen in der Gruppe bringe viel Spaß. „Es verbindet uns und lässt uns tolerant sein.“ Immer wieder würden sie auch gemeinsam verreisen, zum Beispiel in die Märkische Schweiz, in den Oderbruch, nach Mecklenburg-Vorpommern und Pritzhagen in Brandenburg. Dort skizzieren und malen sie dann. Ausgestellt hat die Gruppe bereits mehrmals bei der Kunstmeile Baumschulenweg, im Café Behring und in der Kulturküche Bohnsdorf. Rita Bertkos Werke waren außerdem im Fitnessstudio des Park Centers Treptow zu sehen. Aktuell sind sie in der Malgruppe nur acht bis zehn Personen, meist über 60 Jahre alt. Neue Mitglieder sind gern gesehen.
Weitere Informationen auf rita-bertko.de
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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