Ein Buch für alle Spreepark-Fans
Rund 50 Jahre Geschichte eines Rummels auf 280 Seiten erzählt
Im nächsten Jahr wäre der 1969 eröffnete Kulturpark Plänterwald 50 Jahre alt geworden. Ein Jubiläum gibt es nun nicht mehr, aber dafür ein neues Buch vom Spreepark-Kenner Christopher Flade (30).
Flade ist Tempelhofer und hat den Park 1992 als Kind kennengelernt, da war der bereits vom Kulturpark zum Spreepark geworden. Als der Park nach der Flucht der Betreiberfamilie Witte nach Peru 2002 geschlossen wurde, hat Christopher Flade Führungen für Fans organisiert und erlebt, wie der einstige Vergnügungspark zum verwunschenen Ort wurde. Immer an seiner Seite war Ludwig Neumann (32), der als Kind ebenfalls mit Eltern und Großeltern ganze Tage im Spreepark verbrachte.
Im Buch „Rummel im Plänterwald“ stecken rund zwei Jahre Arbeit und umfangreiche Recherchen, unter anderem im Bauaktenarchiv des Bezirks Treptow-Köpenick. „Wir haben auch viele Videos gesichtet, um die immer mal wechselnden Attraktionen örtlich einordnen zu können“, berichtet Christopher Flade. Daraus haben die Autoren für die Jahre 1993 bis 2001 Lagepläne erstellt, in der jedes Schaustellergeschäft verzeichnet ist. Sie konnten auch aufklären, wo die 1969 aufgestellten Fahrgeschäfte herkamen. Fast alle stammen von westlichen Herstellern und mussten mit Devisen bezahlt werden. „Aus ideologischen Gründen wurden fast alle Fahrgeschäfte umbenannt. Aus Astrojet wurde Kosmodrom, aus der Bayern-Kurve die Bob-Bahn und aus Thunderbird die Kosmosgondel. Auf einem Kinderkarussell wurden von den Motorrädern die BMW-Schilder abgeschraubt und die Kosmosgondel hatte nach dem Umbau keine Laserkanonen mehr“, berichtet Christopher Flade.
Trotzdem war der Vergnügungspark wie ein Stück Westen im Osten. Zur Eröffnung am 4. Oktober 1969 kamen 25 000 geladene Gäste. Bereits zehn Tage später wurde der 300 000. Besucher begrüßt, die erste Saison endete mit 1,2 Millionen Besuchern, vermelden die Autoren.
Zur Fleißarbeit gehörte auch, dass Flade und Neumann für jedes Jahr Öffnungszeiten und Eintrittspreise ermittelt haben. Und sogar den Weg der Fahrgeschäfte nach der Schließung haben sie verfolgt. So sollen sich von den 2001 von der Betreiberfamilie Witte nach Peru ausgeschifften Fahrgeschäften noch immer der Spider, der Babyflug und die Achterbahn auf einem dortigen Rummelplatz drehen. Nur das für Wittes geplanten Kokainschmuggel genutzte Karussell vergammelt auf einem Schrottplatz, weil es bei der Bergung des Rauschgifts durch den peruanischen Zoll schwer beschädigt wurde.
Die Geschichte rund um den Möchtegern-Spreepark-König wurde übrigens weitgehend ausgeklammert und Interessenten mit Links auf Internetveröffentlichungen verwiesen. Viele der historischen Fotos wurden vom früheren Sicherheitsinspektor und von Fans des Kulturparks zur Verfügung gestellt, unter anderem vom Autor dieses Beitrags.
„Rummel im Plänterwald“ kostet 34 Euro und kann über jede Buchhandlung und natürlich im Internet (ISBN 978-3963171031) bestellt werden.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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