Erinnerung an einen Krieg: Ein Besuch der Gedenkstätte Seelower Höhen
Von den Hügeln bei Seelow geht der Blick weit in die Niederungen des Küstriner Vorlands. In der Ferne ist die Oder zu erahnen. Es ist eine sanfte, stille und friedvolle Landschaft, wären da nicht der Panzer und die Kanonen vor der Gedenkstätte Seelower Höhen und das sowjetische Denkmal inmitten vieler Soldatengräber.
Sie erinnern daran, dass hier vor 71 Jahren eine der blutigsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs getobt hat. Wehrmacht und Rote Armee lieferten sich vom 16. bis 19. April 1945 einen erbitterten Kampf, über dessen Verlauf ein Museum in der Form eines sowjetischen Unterstands informiert. Neben Karten, Fotos und Filmen sind die Tondokumente verschiedener Zeitzeugen besonders eindringlich. Es sind Schilderungen von Angst, Leid, Sterben und Tod, die erahnen lassen, wie schrecklich die Realität eines Krieges sein kann. Doch die 2012 überarbeitete Ausstellung der Gedenkstätte bietet einen weiteren interessanten Einblick in die Zeitgeschichte, nämlich den Umgang der verschiedenen politischen Systeme mit der Erinnerung. Die Kapitel „Das Ehrenmal und die Gedenkstätte“ und „Nach dem politischen Umbruch von 1989“ zeigen die unterschiedlichen Perspektiven der Sowjetunion, des heutigen Russlands, der DDR und der Bundesrepublik auf den geschichtsträchtigen Ort. Und so regt die Ausstellung letztlich zum Nachdenken und zur kritischen Betrachtung der eigenen Position an. Für die militärisch weniger Interessierten empfiehlt sich derweil die Erkundung des ehemaligen Schlachtfelds. Denn Seelow ist auch Tor zum wunderschönen Oderbruch, das sich vorzüglich durchradeln oder erwandern lässt.
Mit der Niederbarnimer Eisenbahn gelangt man stündlich in rund 50 Minuten vom Bahnhof Berlin-Lichtberg nach Seelow-Gusow. Von dort sind es noch knapp zwei Kilometer bis zum Zentrum Seelow. Mit dem Pkw ist Seelow direkt über die B1 (Richtung Küstrin-Kietz) zu erreichen. mv
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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