Öfen für die Hauptstadt: Im Ofen- und Keramikmuseum Velten
Es gilt als die älteste und bedeutendste Ofensammlung Deutschlands, das Ofen- und Keramikmuseum in Velten.
Zur Gründerzeit waren in Velten fast 40 Ofenfabriken ansässig und machten das kleine Bauerndorf zum bedeutendsten Kachelofenproduzenten in Deutschland. Allein 1905, im Jahr der Museumsgründung, wurden hier rund 100 000 Öfen für die boomende Hauptstadt gebrannt. Die kalten Berliner Winter beflügelten die Nachfrage nach einer warmen Stube. So wurde der Berliner Kachelofen schnell zum Markenzeichen und Verkaufsschlager – und Velten zur Ofenstadt.
Davon übriggeblieben ist nur die 1872 gegründete Ofenfabrik A. Schmidt, Lehmann & Co., die heute unter Denkmalschutz steht. In deren Dachgeschoss werden auf rund 900 Quadratmetern mehr als 300 Jahre Kunst- und Kulturgeschichte des Ofens in einer wunderbaren Ausstellung dargeboten. Sie ist gleichermaßen Dokumentation von Technik- und Industriegeschichte, Handwerksausstellung und Kunstgewerbeschau. Aufsatzöfen aus dem Barock, Rokoko, Klassizismus und Jugendstil spiegeln wechselnde Modeepochen wider. Kleine und große Keramik- und Eisenöfen lassen in ihrer Form mal repräsentativen Prunk und Schönheit, mal ausgefeilte Funktionalität in den Vordergrund rücken. Die Besucher aus dem Zeitalter der Zentralheizung geraten ins Staunen. Kreativität steht auch in der benachbarten Ausstellung der Hedwig-Bollhagen-Stiftung im Fokus. Der Besuch des Nachlasses der berühmten Keramikerin ist im Eintrittspreis inbegriffen.
Anfahrt: Velten ist vom S-Bahnhof Oranienburg (S1) mit dem Bus 824 in rund 25 Minuten erreicht. Alternativ fahren vom S-Bahnhof Hennigsdorf (S25) halbstündlich Regionalzüge nach Velten (Fahrzeit fünf Minuten). Mit dem Pkw nimmt man zum Beispiel auf der A111 die Abfahrt Hennigsdorf und folgt der Ausschilderung nach Velten. mv
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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