Venedig im Taschenformat: In Lehde scheint die Zeit still zu stehen
Theodor Fontane nannte 1859 das kleine Spreewalddorf bei Lübbenau eine „Lagunenstadt im Taschenformat“ und schwärmte in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“: „Man kann nichts Lieblicheres sehn, als dieses Lehde, das aus ebenso vielen Inseln besteht, als es Häuser hat. Die Spree bildet die große Dorfstraße, darin schmalere Gassen von links und rechts her einmünden“.
Auch heute noch durchziehen zahlreiche Fließe das Dorf, auf denen die typischen Spreewaldkähne in gleichmäßigem ruhigen Takt gestakt werden. Allerdings hat sich deren Fracht geändert. Statt Produkte aus der Region sind es nun meist Besucher von außerhalb, die vom Boot aus das sie umgebende Idyll bestaunen. Längst hat der Tourismus die Viehzucht, den Acker- und Kahnbau als Einnahmequelle für die Bewohner ersetzt. Und doch scheint hier die Zeit noch immer still zu stehen. Das gilt besonders für das Freilandmuseum Lehde, mit 60 Jahren übrigens das älteste in Brandenburg. Auf vier historischen Hofanlagen im Dorfkern erfahren die Besucher, wie man im 19. und frühen 20. Jahrhundert im Spreewald wohnte, zusammenlebte und arbeitete. „Alles unter einem Dach“ war damals das Motto, und so kann man zum Beispiel das Familienbett neben den Kühen im Wohnstallhaus entdecken. Und lernt Interessantes über die Gurken und Meerrettichproduktion, die hier so manchen Bauern reich machte …
Anfahrt: Von Berlin Hauptbahnhof starten Regionalzüge stündlich nach Lübbenau (Fahrzeit knapp 60 Minuten). Dort fährt der Bus 660 in 15 Minuten nach Lehde. Die drei Kilometer vorbei am Schloss und Park Lübbenau nach Lehde lassen sich auch wunderbar spazieren. Oder mit dem Pkw über die Autobahn A13 bis zur Ausfahrt Lübbenau fahren, von dort geht es durch das Stadtzentrum, vorbei an Bahnhof und Schloss zum Ortsteil Lehde. mv
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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